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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wie nah sie ihrem Ziel waren.
    Denn der Ausstoß feurigen Rauchs, der sich durch die Dunkelheit zog, zeigte, wo die Baltimore and Ohio Railroad dem Ufer des North Branch genannten Oberlaufs des Potomacs folgte. Bis Thomas Jackson Harper’s Ferry besetzt und damit die Eisenbahnlinie nach Washington und Baltimore unterbrochen hatte, war dies die Hauptverbindung zwischen den westlichen Staaten und der amerikanischen Hauptstadt gewesen. Und sogar nach Jacksons Besatzung wurden die Gleise weiter genutzt, um Nachschub, Rekruten, Waffen und Lebensmittel aus Missouri, Illinois, Indiana und Ohio zu holen, welche dann nach Cumberland gebracht und dort in Boote oder Karren umgeladen wurden, die von Pferdegespannen ins Hagerstown Depot der Cumberland Valley Railroad gezogen wurden. Colonel Faulconer behauptete, dass es Monate dauern würde, den vielbenutzten Nachschubweg instand zu setzen, wenn die Baltimore and Ohio schon in den Allegheny Mountains westlich von Cumberland unterbrochen werde.
    Das war zumindest die militärische Rechtfertigung des Überfalls, doch Starbuck wusste, dass sich der Colonel viel mehr von diesem Vorstoß erhoffte. Faulconer glaubte, dass ein erfolgreicher Angriff die Kriegslust im Süden stärken, den Stolz des Nordens dagegen empfindlich treffen würde. Und noch besser: Er würde die Geschichte der Legion Faulconer mit einem Sieg beginnen lassen, und das war der eigentliche Grund, aus dem der Colonel eine Gruppe von dreißig Reitern ausgewählt hatte, die vier Packpferde mit vier Fässern Schwarzpulver, sechs Äxten, vier Brechstangen, zwei Vorschlaghämmern und zwei Rollen Zündschnur mit sich führten – Materialien, die gebraucht wurden, um die hohen Holzgerüste der Brücken zu zerstören, auf der die Baltimore and Ohio Railroad über die lebhaften Ströme und Flüsse der Allegheny Mountains fuhr.
    Drei Offiziere der Legion begleiteten ihren Colonel bei dem Überfall. Captain Paul Hinton war ein unkomplizierter Mann, der im westlichen Teil von Faulconer County achthundert Morgen Land bewirtschaftete und mit Faulconer auf die Jagd ging. Dann war da Captain Anthony Murphy, ein großer dunkelhaariger Ire, der zehn Jahre zuvor nach Amerika ausgewandert war, in Louisiana eine Saat Baumwolle angebaut und sie vor der Ernte verkauft hatte, um ein Flussschiff nach Norden zu nehmen. Auf dem Schiff hatte er drei Tage und Nächte lang Poker gespielt und war anschließend mit einem hübschen italienischen Mädchen und genügend Geld für den Rest seines Lebens von Bord gegangen. Er hatte seine italienische Braut nach Virginia und sein Geld auf die Faulconer County Bank gebracht und sich nördlich von Seven Springs vier Bauernhöfe gekauft. Auf dem größten hielt er drei Sklaven, die anderen verpachtete er, an jedem Zinstag betrank er sich mit seinen Pächtern, und er begegnete kaum jemandem, der kühn genug war, ihn beim Spiel zu bluffen. Der letzte Offizier war der Second Lieutenant Starbuck, der noch nie im Leben Poker gespielt hatte.
    Unter den sechsundzwanzig Mann, die Faulconer und die drei Offiziere begleiteten, befanden sich Sergeant Thomas Truslow und ein halbes Dutzend der Gauner, die ihm aus den Hügeln gefolgt waren. Truslows Gruppe ritt zusammen, aß zusammen und behandelte Faulconer und die zwei älteren Offiziere mit toleranter Geringschätzung, doch zur Überraschung aller, die wussten, wie sehr Truslow die Yankees hasste, hatte der sture Sergeant ganz offenkundig etwas für Starbuck übrig, und diese Akzeptanz machte Starbuck zum willkommenen Mitglied in Truslows Gruppe. Niemand verstand diese merkwürdige Verbindung, allerdings hatte auch niemand, nicht einmal Colonel Faulconer, etwas von Starbucks Gebet an Emilys Grab erfahren oder davon, dass Starbuck im nächtlichen Virginia eine Hochzeitszeremonie improvisiert hatte.
    Nicht, dass Faulconer in der Stimmung gewesen wäre, sich solche Geschichten anzuhören, denn je länger sie Richtung Nordwesten in die Allegheny Mountains geritten waren, desto mehr waren seine Träume von einem schnellen, glorreichen Sieg durch Regen und Nebel verwässert worden. Der Ritt hatte recht gut begonnen, sie hatten die Blue Ridge Mountains überquert, waren in das weite, üppige Shenandoah Valley gekommen und dann in die Allegheny Mountains hinaufgeritten. Und dort hatten die Regenfälle eingesetzt, und es war kein sanfter Regen gewesen, wie man ihn sich für das Wachstum der Pflanzungen in den Tälern wünschte, sondern eine Abfolge von Wolkenbrüchen und

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