Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Südstaatenarmee interessiert, sondern nur an den Profiten, die er mit der Unterstützung seines Halbbruders erzielen konnte. «Hast du Sechspfünder-Munition?»
«In rauen Mengen, fürchte ich», sagte Delaney. «Die Kanonenkugeln sind so gut wie nichts wert. Aber mit Kartätschen und Granaten können wir bestimmt einen unanständig hohen Gewinn machen.» Er hielt inne und tippte grüßend an seinen Hut, als er einen Staatssenator erblickte, der eifrig für den Krieg getrommelt hatte, bevor die ersten Schüsse abgegeben worden waren, seither jedoch ein lahmes Bein, einen krummen Rücken und eine nervöse Leber an sich entdeckt hatte. Der kampfunfähige Politiker, der an Kissen gelehnt in seiner Kutsche saß, hob mit schwachem Arm seinen Stock mit dem Goldknauf, um Delaneys Gruß zu erwidern. «Und ich finde bestimmt auch ein paar Protzen und Munitionskisten, mit denen sündhafter Profit zu machen ist», fuhr Delaney gut gelaunt fort.
Seine gute Laune rührte von den Gewinnen, die aus Washington Faulconers beharrlicher Forderung resultierten, dass kein Stiefel und kein Knopf seiner Legion vom Staat gekauft werden dürfe, und in dieser Sturheit sah Delaney seine Gelegenheit. Er hatte seine weit verzweigten freundschaftlichen Verbindungen mit der Staatsregierung dazu genutzt, selbst Waren von den staatlichen Waffenkammern zu kaufen, welche er nun seinem Halbbruder, der als Washington Faulconers Einkäufer fungierte, weiterverkaufte. Der Warenpreis verdoppelte oder vervierfachte sich während der Transaktion ausnahmslos, und die Brüder teilten den Gewinn gleichmäßig unter sich auf. Es war ein sehr einträgliches System, das Washington Faulconer unter anderem Mississippi-Rifles im Wert von zwölftausend Dollar einbrachte, die Belvedere Delaney nur sechstausend Dollar gekostet hatten, Vierzig-Dollar-Zelte, die sechzehn Dollar gekostet hatten, und eintausend Paar Zwei-Dollar-Stiefel, die von den Brüdern für achtzig Cent das Paar eingekauft worden waren. «Ich denke, eine Protze wird nicht unter vierhundert Dollar zu bekommen sein», überlegte Delaney laut. «Sagen wir achthundert für Faulconer?»
«Mindestens.» Ridley brauchte die Gewinne viel dringender als sein Bruder, und das war der Grund, aus dem er so bereitwillig nach Richmond zurückgekehrt war. Hier konnte er nicht nur Geld machen, sondern war auch von Annas erdrückender Zuneigung befreit. Er sagte sich, dass die Heirat das Verhältnis zwischen ihm und Faulconers Tochter bestimmt einfacher machen würde und dass ihn, wenn er erst einmal die Sicherheit des Familienvermögens im Rücken hatte, Annas launische Ansprüche weniger stören würden. Im Wohlstand, so glaubte Ridley, lag die Lösung für alle Kümmernisse des Lebens.
Auch Belvedere Delaney schätzte Wohlstand, jedoch nur wenn er mit Macht verbunden war. Er hielt sein Pferd an, um eine Kompanie aus Mississippi vorbeimarschieren zu sehen; gut aussehende, bärtige Männer, schlank und sonnengebräunt, doch alle waren mit altmodischen Steinschlossgewehren ausgerüstet. Mit solchen Waffen waren schon ihre Großväter in den Kampf gegen die Rotröcke gezogen. Der bevorstehende Krieg, so hoffte Delaney, würde nicht lange dauern, denn der Norden würde diese enthusiastischen Amateure mit ihren schlichten Waffen und ihrem schlendernden Gang einfach wegwischen, und wenn das geschah, hatte Delaney vor, noch größeren Gewinn zu machen als die paar lumpigen Dollars, die er nun mit der Ausstattung von Washington Faulconers Legion herausschlug. Denn Belvedere Delaney, zwar von Geburt und Erziehung ein Südstaatler, war aus Berechnung ein Nordstaatler, und auch wenn er noch kein Spion geworden war, so hatte er seine Freunde im Norden doch diskret wissen lassen, dass er vorhatte, ihre Sache von der Hauptstadt Virginias aus zu unterstützen. Wenn der Norden gesiegt hatte, und das würde er bestimmt, dann, schätzte Delaney, konnten die Unterstützer der legitimen Regierung der Union eine reiche Belohnung erwarten. Delaney wusste, dass dies sehr langfristig geplant war, doch es befriedigte ihn zutiefst, an diesem langfristigen Plan festzuhalten, während all die Narren um ihn herum ihr Leben und ihren Besitz für einen kurzfristigen Erfolg riskierten. «Erzähl mir von Starbuck», sagte er unvermittelt zu seinem Bruder, während sie ihre Pferde an der Einzäunung des Messeplatzes entlangführten.
«Warum?», fragte Ridley überrascht.
«Weil ich ein Interesse an Elial Starbucks Sohn habe.» In Wahrheit waren
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