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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Stürmen, die den Himmel in Aufruhr versetzten, während sich die Reiter durch die ungastlichen Berge kämpften. Faulconer hatte darauf bestanden, dass sie sämtliche Siedlungen umritten, denn in diesem Gebiet westlich des Shenandoah Valley stand man der Konföderation feindlich gegenüber, es gab sogar Gerüchte, dass sich dieser Teil Virginias abspalten und einen neuen Staat bilden wollte, und so hatten sich Faulconers Männer wie Diebe durch die regengetränkten Berge geschlichen und nicht einmal Uniform getragen. Es habe keinen Sinn, meinte der Colonel, mit dem landesverräterischen Gesindel der Allegheny Mountains unnötige Risiken einzugehen.
    Doch das Wetter erwies sich als viel heimtückischer als die Einwohner. Faulconer verirrte sich in steilen, wolkenverhangenen Bergen, verbrachte einen ganzen Tag damit, sich durch ein westwärts gelegenes Tal ohne Ausgang voranzutasten, und es war nur Thomas Truslows Gewitztheit zu verdanken, dass sie wieder auf den richtigen Weg zurückfanden. Von diesem Moment an schien es vielen aus dem Trupp so, als wäre Thomas Truslow der wahre Führer dieses Vorstoßes geworden. Er erteilte keine Befehle, aber die Reiter sahen alle eher ihn als den Colonel an, wenn es um die richtige Route ging. Washington Faulconers Groll über diese Vereinnahmung seiner Autorität war der Grund, aus dem er darauf bestand, dass der Trupp die fünfte Nacht durchritt. Dieser Befehl war bei seinen Leuten nicht gut angekommen, aber indem er ihn durchsetzte, hatte der Colonel zumindest demonstriert, wer das Sagen hatte.
    Jetzt, wo sie endlich oberhalb der Eisenbahnlinie waren, warteten die Reiter auf die Morgendämmerung. Die Wolken der letzten Tage waren aufgerissen, und ein paar Sterne zeigten sich um einen dunstverhangenen Mond. Weit im Norden flackerten winzige Lichter in den Bergen, und Starbuck wurde klar, dass er wohl nach Pennsylvania hinüberschaute. Der Blick von dem hohen Bergrücken reichte über den dunstigen Fluss und einen Streifen Marylands bis weit in den gegnerischen Norden. Es erschien Starbuck unglaublich, an einer Grenze zwischen zwei kriegführenden Staaten zu stehen; dass es in Amerika überhaupt Krieg geben konnte, war eine unwirkliche Vorstellung und stand im Widerspruch zu all den sicheren Überzeugungen seiner Kindheit. Andere, unbedeutendere Länder führten Krieg, aber ungezählte Männer waren nach Amerika ausgewandert, um dem Krieg zu entgehen. Und doch hockte Starbuck nun hier auf einer Bergspitze mit einem Savage-Revolver an der Seite inmitten bewaffneter Männer und zitterte. Es kamen keine Züge mehr vorbei. Die meisten Männer schliefen, während einige wenige, wie Truslow, am Rand des Bergkamms hockten und nach Norden starrten.
    Die Morgendämmerung kroch langsam von Osten her über den Horizont und enthüllte, dass die Reiter durch Zufall an einer beinahe perfekten Stelle angekommen waren, um die Zuglinie zu unterbrechen. Zu ihrer Linken lief ein Flüsschen durch die Felslandschaft, um in den North Branch des Potomacs zu münden, und eine hohe Gerüstbrücke überspannte den Zufluss mit einem Gitterwerk aus Holzstreben von sechzig Fuß Höhe. Auf der Brücke gab es weder Wächter noch ein Blockhaus. Auch waren keinerlei Bauernhöfe oder Siedlungen in Sichtweite. Wenn der matte Schimmer der Gleise und die filigrane Strebenkonstruktion nicht gewesen wären, hätte man glauben können, sich in unerforschter Wildnis zu befinden.
    Als es heller wurde, gab Faulconer seine letzten Befehle. Der Trupp wurde in drei Einheiten geteilt. Captain Murphy nahm ein Dutzend Männer, um die Gleise Richtung Osten zu blockieren, Captain Hinton würde dasselbe mit einem Dutzend Männern im Westen tun, während die übrigen sechs Männer vom Colonel angeführt in die Talschlucht des Zuflusses absteigen und dort den hohen Bau aus Streben und Gleisen zerstören würden. «Jetzt kann nichts mehr schiefgehen», sagte Faulconer in einem Versuch, seinen frierenden und reichlich mutlosen Trupp aufzumuntern. «Wir haben alles genau geplant.» In Wahrheit musste auch dem optimistischsten der Reiter aufgefallen sein, dass die Planung des Colonels die reinste Schlamperei war. Faulconer hatte nicht an die Möglichkeit von starken Regenfällen gedacht, und deshalb waren die Schwarzpulverfässer und die Zündschnüre nicht mit Planen abgedeckt worden. Es hatte keine ordentlichen Landkarten gegeben, sodass selbst Truslow, der diese Berge schon zwanzigmal überquert hatte, nicht ganz sicher war, welche

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