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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schwärzlichen Ast mitschwemmte. Faulconer sah erbärmlich aus. Sein Bart war ungepflegt, seine Kleidung feucht und schmutzig, und von seinem üblicherweise forschen Auftreten war nichts mehr zu spüren. Für das Soldatenleben bei schlechtem Wetter, dachte Starbuck überrascht, schien der Colonel nicht geeignet. «Offiziere sollten die Gesellschaft anderer Offiziere suchen.» Gereizt weitete der Colonel seine Kritik aus. «Wenn du ständig mit Truslow zusammensteckst, wie willst du ihm dann etwas befehlen?»
    Das war unfair, fand Starbuck, denn er hatte auf dem Ritt viel mehr Zeit mit Washington Faulconer als mit Truslow verbracht. Doch dann dämmerte Starbuck, dass der Colonel eifersüchtig war, weil er und nicht der Colonel Truslows Respekt gewonnen hatte. Truslow war ein Mann, dessen Achtung andere Männer suchten, und der Colonel fand eindeutig, dass er diese Achtung mehr verdiente als irgendein dahergelaufener Student aus Massachusetts. Also schwieg Starbuck, und der Colonel, der nun seine Beschwerden gegen seinen Adjutanten vorgebracht hatte, wandte sich wieder in Medlicotts Richtung. «Wie lange dauert das noch, Sergeant?»
    Medlicott trat von seiner Arbeit zurück. Er hatte die Pulverfässchen um einen der dicksten Brückenpfeiler aufgestellt und sie mit einem dichten Stapel Gestrüpp und Holz umgeben. «Das ist alles unheimlich feucht», stellte er pessimistisch fest.
    «Haben Sie auch genügend Holzspäne?»
    «Massen, Colonel.»
    «Papier? Patronen?»
    «Es reicht, um ein Feuer zu machen», befand Medlicott.
    «Wann sind wir so weit?»
    «Wir sind so gut wie fertig, würde ich sagen.» Medlicott kratzte sich am Kopf, als müsse er über seine Antwort noch einmal nachdenken, dann nickte er. «Das müsste gehen, Colonel.»
    «Du gehst zu Hinton.» Faulconer hatte sich an Starbuck gewandt. «Sag ihm, er soll über die Brücke zurückkommen. Richte Captain Murphy aus, er soll die Pferde bereithalten! Sag allen, sie sollen sich beeilen, Nate!»
    Starbuck fragte sich, warum kein Signal ausgemacht worden war, das den Rückzug forderte. Ein paar Gewehrschüsse wären viel schneller gewesen, als den feuchten Hang der Schlucht hinaufzusteigen, um den Befehl zu überbringen. Aber er wusste, dass dies nicht der geeignete Moment war, um eine Frage zu stellen, die der Colonel zweifellos als Kritik auffassen würde, und so stieg er einfach am östlichen Hang aus der Schlucht, überquerte die Brücke und stellte fest, dass Sergeant Truslow eine enorme Barrikade aus umgestürzten Kiefern errichtet hatte, um die Gleise aus westlicher Richtung zu blockieren. Captain Hinton, ein kleiner, fröhlicher Mann, war es zufrieden gewesen, Truslow die Führung zu überlassen. «Ich schätze, er hat schon früher Züge aufgehalten», erklärte er Starbuck, dann zeigte er ihm stolz, dass hinter der Barrikade die Gleise herausgerissen und in den North Branch des Potomacs hinuntergeschleudert worden waren. «Ist der Colonel so weit?»
    «Ja, Sir.»
    «Zu schade. Ich hätte liebend gern einmal einen Zug ausgeraubt. Das wäre ein neues Metier für mich, aber es scheint unglaublich kompliziert zu sein.» Hinton erklärte, die Truslow-Methode für Eisenbahnraub erfordere es, dass die Räuber in einem gewissen Abstand zu der Barrikade abwarteten, um dann auf die vorbeifahrende Lokomotive und die Waggons aufzuspringen. «Wenn man wartet, bis der Zug stehen bleibt, bevor man einsteigt, bekommt man es mit lästigen Passagieren zu tun, die mit Gewehren herausspringen, und dann wird es ziemlich hässlich. Außerdem muss man darauf achten, einen Mann in jedem Waggon zu haben, der die Bremsen betätigt, wenn der Zug ordentlich stehen bleiben soll. All das scheint eine richtige Kunst zu sein. Nun ja, sagen Sie dem Gauner Bescheid, Nate?» Truslow war mit dem Rest von Hintons Trupp eine Viertelmeile entfernt an den Gleisen und bereitete sich offenkundig auf das komplizierte Unternehmen vor, einen Zug anzuhalten. «Gehen Sie schon, Nate», sagte Hinton aufmunternd zu Starbuck.
    Doch Starbuck rührte sich nicht. Er starrte die Gleise entlang zu dem Punkt, wo hinter dem Hügelrücken plötzlich weiße Dampfwolken aufgetaucht waren. «Ein Zug», sagte er stumpfsinnig, als würde er seinen eigenen Augen nicht trauen.
    Hinton wirbelte herum. «Guter Gott, tatsächlich!» Er legte die Hände trichterförmig um den Mund. «Truslow! Kommen Sie zurück!» Doch Truslow hörte ihn entweder nicht oder zog es vor, den Befehl zu missachten. Stattdessen rannte er

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