Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
westwärts, weg von der Barrikade und in Richtung des Zuges. «Der Colonel wird wohl warten müssen.» Hinton grinste.
Inzwischen hörte Starbuck den Zug auch. Er fuhr sehr langsam, seine Glocke wurde angeschlagen, und die Kolben arbeiteten heftig, während er den leichten Anstieg auf die Kurve und den Hinterhalt zu nahm. Starbuck hörte einen Ruf aus der Schlucht, der ihn zur Eile beim Rückzug drängte, doch nun nützte Eile auch nichts mehr. Thomas Truslow wollte einen Zug ausrauben.
Thaddeus Bird und Priscilla Bowen heirateten um elf Uhr vormittags in der Episkopalkirche gegenüber der Faulconer County Bank in der Hauptstraße von Faulconer Court House. Seit dem Morgengrauen drohte Regen, aber zunächst blieb es trocken, und Priscilla begann zu hoffen, dass es überhaupt nicht regnen würde. Doch eine halbe Stunde vor der Hochzeit öffnete der Himmel seine Schleusen. Regen strömte auf das Kirchendach, spritzte über den Friedhof, überflutete die Hauptstraße und durchnässte die Schulkinder, die zur Feier der Hochzeit ihres Lehrers den Vormittag freihatten, damit sie in die Kirche gehen konnten.
Priscilla Bowen, eine neunzehnjährige Waise, wurde von ihrem Onkel zum Altar geführt, der in der Nachbarstadt Roskill das Postamt führte. Priscilla besaß ein rundliches Gesicht, eine geduldige Art, und sie lächelte viel. Niemand hätte sie eine Schönheit genannt, doch nach einigen Momenten in ihrer Gesellschaft hätte sie auch niemand als unansehnlich bezeichnet. Sie trug ihr hellbraunes Haar in einem festen Knoten, ihre haselnussbraunen Augen wurden halb von einer stahlgerahmten Brille verdeckt, und ihre Hände waren von Arbeit gezeichnet. Zu ihrer Hochzeit hielt sie einen Strauß roter Blumen in der Hand und hatte ihr bestes Sonntagskleid aus blau gefärbtem Batist angezogen, an das sie zur Feier des Tages eine Girlande aus weißen Taschentüchern gesteckt hatte. Thaddeus Bird, der zwanzig Jahre älter war als seine Braut, trug seinen besten schwarzen Anzug, den er selbst sorgfältig geflickt hatte, und auf seinen Lippen lag ein seliges Lächeln. Seine Nichte, Anna Faulconer, war anwesend, seine Schwester jedoch nicht. Miriam Faulconer hatte die beste Absicht gehabt, zu der Hochzeit zu kommen, aber der drohende Regen und ein böser, kalter Wind hatten plötzlich einen Neuralgieanfall ausgelöst, der von Asthma erschwert wurde, sodass sie in ihrem Schlafzimmer in Seven Springs geblieben war, während Diener Kohle aufs Feuer häuften und Salpeterpapier im Haus verbrannten, um ihr die Atmung zu erleichtern. Ihr Ehemann führte irgendwo jenseits des Shenandoah Valley einen Kavallerievorstoß an, und seine Abwesenheit, um der Wahrheit die Ehre zu geben, war der Grund, aus dem Pecker Bird diesen Tag für seine Hochzeit gewählt hatte.
Reverend Ernest Moss hielt den Gottesdienst und erklärte Thaddeus und Priscilla just in dem Moment zu Mann und Frau, in dem ein Donnerschlag die Schindeln auf dem Kirchendach erzittern und einige der Kinder angstvoll aufschreien ließ. Nach der Messe wateten alle die Hauptstraße hinunter zum Klassenraum der Schule, wo auf zwei Tischen Maiskuchen, Apfelkraut, Honigtöpfe, abgehangenes Rindfleisch, Apfelkuchen, geräucherte Schinken, eingelegte Gurken, eingelegte Austern und Buchweizenbrot vorbereitet worden waren. Miriam Faulconer hatte zum Hochzeitsfest ihres Bruders sechs Flaschen Wein geschickt, und es gab zwei Fässchen Limonade, eine Kanne Bier und einen Bottich Wasser. Blanche Sparrow, deren Mann die Kurzwarenhandlung führte, kochte auf dem Herd der Kirche zwei Riesenkannen Kaffee und befahl zwei Soldaten der Legion, ihn ins Schulhaus zu bringen, wo Major Pelham, angetan mit seiner alten United-States-Uniform, eine schöne Rede hielt. Darauf gab Doctor Danson eine humorvolle Rede zum Besten, während der Thaddeus Bird wohlwollend in den Kreis seiner Gäste lächelte, und es gelang ihm sogar weiterzulächeln, als sechs der Schulkinder unter der Leitung von Caleb Tennant, dem Chorleiter der Episkopalkirche, mit dünnen, wenig überzeugenden Stimmchen «Flora’s Holiday» sangen.
Der Nachmittagsunterricht war weniger streng als gewöhnlich, doch irgendwie schafften es Thaddeus und Priscilla, die aufgeregten Kinder zu beruhigen und sogar sich selbst davon zu überzeugen, dass sie ernsthaft gearbeitet hatten. Priscilla war zu Birds Hilfslehrerin ernannt worden, damit Pecker sich der Erfüllung seiner Pflichten in der Legion Faulconer widmen konnte, doch in Wahrheit leitete
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