Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Monate.»
«Monate!» Truslow durchstöberte eine Kiste mit Kleidung nach etwas, das ihm gefiel. Er fand nichts und schleuderte die Kiste hinaus in den Regen. «Ich könnte dieses Gerüst in einer Woche wieder aufbauen. Gib mir zehn Mann, und nach zwei Tagen fährt die Eisenbahn wieder. Faulconer kann nicht mal einen Gänseschiss von einem Goldklumpen unterscheiden, mein Junge.» Er rollte ein Fass Soda und ein anderes mit Wäschestärke aus dem Waggon. «Hier ist nichts.» Er schniefte und stieg hinaus. Dann warf er einen Blick nach Westen, doch die Landschaft war menschenleer. «Geh in den Dienstwagen, Junge», befahl er Starbuck, «und bring mir ein paar heiße Kohlen.»
«Was haben Sie vor?»
«Dich abzuknallen, wenn du mir noch eine einzige gottverdammte Frage stellst. Jetzt geh und hol mir die verdammten Kohlen.» Truslow kippte den Inhalt der beiden Kisten mit den .69er Patronen in den Güterwaggon, während Starbuck ins Dienstabteil stieg, wo ein kleiner Kanonenofen brannte. Neben dem Ofen stand ein Zinkeimer mit Kohlen. Starbuck schüttete die Kohlen aus, nahm einen Schürhaken, um die Ofentür zu öffnen, und schob ein paar glühende Kohlen in den leeren Eimer.
«So», sagte Truslow, als Starbuck zurück war. «Wirf die Kohlen auf die Patronen.»
«Sie wollen den Waggon verbrennen?» Der Regen zischte, als er auf die heißen Kohlen im Eimer fiel.
«Allmächtiger!» Truslow packte den Eimer und schüttete die Kohlen auf die verstreuten Patronen. Eine Sekunde lang glühten die Kohlen nur zwischen den Papierhülsen, dann explodierte die erste Patrone mit einem leisen Knall, und plötzlich war der ganze Berg Munition eine brennende, explodierende, züngelnde Feuermasse.
Truslow nahm seine Ledertasche mit der Beute und winkte Starbuck von dem Waggon weg. «Los jetzt!», rief Truslow den beiden Männern zu, die aus dem hintersten Personenwaggon gestiegen waren.
Als Truslows Wachen aus den Waggons stiegen, erklärten sie den Passagieren, dass jeder, der die Verfolgung aufnehme, erschossen würde. Die meisten Plünderer waren mit Taschen und Säcken beladen, und alle wirkten äußerst zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Anstrengungen. Einige gingen mit gezogener Pistole rückwärts, um dafür zu sorgen, dass keiner der Passagiere versuchte, den Helden zu spielen. «Der Ärger geht los, wenn wir hinter der Barrikade sind», warnte Truslow seine Männer vor. «Tom? Micky? Ihr bildet mit mir die Nachhut. Captain Hinton! Lassen Sie die Lokführer einsteigen!»
Hinton scheuchte die beiden Männer zurück ins Führerhaus der Lok, dann folgte er ihnen mit gezogenem Revolver. Eine Sekunde später stieß die Maschine eine enorme Dampfwolke und ein enormes Quietschen aus, dann ruckte der Zug plötzlich vorwärts. Eine Frau in einem der Passagierwaggons schrie vor Schreck auf. Der Güterwaggon brannte inzwischen lichterloh, schwarzer Rauch stieg von ihm in die Regenschwaden empor.
«Los, weiter!», trieb Truslow Captain Hinton an.
Die Lokomotive kroch vorwärts, aus dem Schornstein puffte sie kleine, hastig aufeinanderfolgende grauweiße Dampfwolken. In der Luft treibender schwarzer Ruß landete heiß auf Starbucks Wange. Hinton grinste und schrie den Lokführer an, der unvermittelt die Drosselklappe geöffnet haben musste, denn der Zug machte einen Satz nach vorn, fuhr in die Lücke, die in den Schienenstrang gerissen worden war, und die Lok bohrte ihren Schienenräumer tief ins Gleisbett. Steine und Holzsplitter spritzten weg. Die vier Antriebsräder, jedes von beinahe sechs Fuß Durchmesser, begannen kreischend durchzudrehen, aber sie fanden gerade noch genügend Bodenhaftung, um die gewaltige Zugmaschine Zoll für Zoll nach vorne zu schieben, während die kleinen Vorderräder die Bahnschwellen aufrissen. Der Schienenräumer verbog sich mit ohrenbetäubendem, metallischem Quietschen.
Hinton bedeutete dem Lokführer mit dem Revolver in der Hand, die Drosselklappe voll zu öffnen, und die Dreißig-Tonnen-Lok sprang vorwärts wie ein riesiges, verwundetes Tier und neigte sich etwas zur Seite. Starbuck befürchtete, sie würde den Hang zum Fluss hinunterstürzen und die Waggons mit nach unten ziehen, doch dann, gnädigerweise, blieb die riesige Maschine stecken. Eines der kleinen Vorderräder drehte sich über dem zerfurchten Schlamm, während sich die Antriebsräder auf der anderen Seite der Lok einen Fuß tief ins Gleisbett fraßen, bevor der Lokführer auskoppelte und noch mehr Dampf in den Regen aufstieg.
«Den
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