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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mit ihrem trostlosen Schmelzofen und den Reihen düsterer Häuser herauf. Von dem Ofen fiel ein milchiger Lichtschein auf die Häuser, gegen den sich das Gewirr der Bäume auf dem Hang dazwischen als undurchdringliches Dickicht aus verdrehten, schwarzen Ästen und gesplitterten Stämmen abhob. Es war eine Wildnis, dachte Starbuck, und jenseits davon lag das Höllenfeuer, und die schwarze Finsternis auf dem steil abfallenden Hang schien ein Abbild seines zukünftigen Lebens zu sein.
    Dann geh nach Hause, sagte er sich. Es war an der Zeit, sich einzugestehen, dass er einen Fehler gemacht hatte. Das Abenteuer war zu Ende, und er musste nach Hause gehen. Er war zum Narren gemacht worden, zuerst von Dominique und jetzt von diesen Männern aus Virginia, die ihn nicht mochten, weil er ein Nordstaatler war. Also sollte er nach Hause gehen. Er konnte immer noch Soldat sein, er sollte sogar Soldat sein, aber er würde für den Norden kämpfen. Er würde für die Old Glory kämpfen, wie die amerikanische Flagge auch genannt wurde, für die Fortsetzung eines glorreichen Jahrhunderts des amerikanischen Fortschritts und amerikanischer Tugend. Er würde das fadenscheinige Argument aufgeben, es ginge nicht um die Sklaverei, und sich stattdessen dem Kreuzzug der Rechtschaffenheit anschließen, und mit einem Mal sah er sich als Kreuzritter mit einem roten Kreuz auf dem weißen Wappenrock, der über die sonnenbeschienenen Hochebenen der Geschichte galoppierte, um eine gewaltige Ungerechtigkeit zu beenden.
    Er würde nach Hause gehen. Er musste es für sein Seelenheil tun, sonst würde er sich weiter in der undurchdringlichen Finsternis der Wildnis verirren. Er wusste nicht recht, wie er es schaffen würde, nach Hause zu gelangen, und ein paar stürmische Momente lang spielte er mit dem Gedanken, sich auf sein Pferd zu schwingen und einfach von diesem Hügel wegzugaloppieren. Nur dass die Pferde alle angebunden waren und Colonel Faulconer, der eine Verfolgung durch die Kavallerie des Nordens fürchtete, Späher eingesetzt hatte, die Starbuck gewiss aufhalten würden. Nein, er beschloss zu warten, bis sie Faulconer Court House erreicht hatten, dort würde er das ehrliche Gespräch mit Washington Faulconer suchen und beichten, dass er gescheitert war. Dann würde er um Hilfe für den Nachhauseweg bitten. Starbuck glaubte, etwas von Schiffen unter Waffenruhe gehört zu haben, die den James River hinauffuhren, und Faulconer würde ihm sicher helfen, eine Koje auf einem dieser Schiffe zu bekommen.
    Er spürte, wie sich der Entschluss in seinen Gedanken festigte, und auch die Zufriedenheit nach einer guten Entscheidung. Er schlief sogar ein wenig und erwachte mit klarerem Blick und in besserer Stimmung. Er fühlte sich wie Christian in Bunyans Pilgerreise zur seligen Ewigkeit , als wäre er sowohl dem Jahrmarkt der Eitelkeiten als auch dem Pfuhl der Verzweiflung entkommen und befände sich wieder auf dem Weg zur Himmlischen Stadt.
    Am nächsten Tag durchquerte der Reitertrupp das Shenandoah Valley, und am folgenden Morgen ritten sie bei aufklarendem Himmel und warmem Wind aus den Blue Ridge Mountains herunter. Weiße Wolken wurden nordwärts getrieben, ihre Schatten flogen über das grüne, fruchtbare Land. Die Enttäuschung des gescheiterten Anschlags auf die Bahnlinie schien vergessen, als die Pferde ihren Stall witterten und anfingen, schneller zu traben. Die Stadt Faulconer Court House breitete sich vor ihnen aus, die kupferne Kuppel des Gerichtsgebäudes blitzte in der Sonne, und die Kirchtürme ragten hoch über den reichblühenden Bäumen auf. Vor der Stadt standen die weißen Zelte der Legion Faulconer neben dem lebhaften Fluss auf der Wiese.
    Morgen, dachte Starbuck, würde er Washington Faulconer um eine ausführliche Unterredung bitten. Morgen würde er sich seinem Fehler stellen und ihn berichtigen. Morgen würde er sein Verhältnis zu Gott und den Menschen wieder in Ordnung bringen. Morgen würde er wiedergeboren werden, und diese Vorstellung stimmte ihn fröhlich und brachte ihn sogar zum Lächeln, und dann vergaß er den Gedanken vollständig, vergaß sogar sein gesamtes Vorhaben, in den Norden zurückzukehren, denn dort, aus der Richtung des Lagers und auf einem hellen Pferd, ritt ihnen ein kräftiger junger Mann mit einem eckig gestutzten Bart und einem Willkommenslächeln auf den Lippen entgegen. Und Starbuck, der sich so einsam und schlecht behandelt gefühlt hatte, galoppierte wie wild vorwärts, um seinen Freund zu

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