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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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entschlossenen Nicken, das wirkte, als habe er seine Wahl unter größter Willensanstrengung getroffen, schob Adam seinen Stuhl zurück. «An die Arbeit», sagte er leise und beinahe wie zu sich selbst, «an die Arbeit.»

    Die Arbeit erwies sich als ein herrlicher Sommer der Trommelschläge und des Militärdrills, des Exerzierens übers Weideland und der Kameradschaft in Zeltlagern. Es waren heiße Tage voller Heiterkeit, Erschöpfung, Muskelkater, Sonnenbräune, hochfliegender Hoffnungen und mit Schießpulver befleckten Gesichtern. Die Legion übte sich im Gebrauch der Gewehre, bis die Männer vom Rückstoß der Waffen Schulterprellungen hatten und ihre Gesichter von der Explosion der Zündhütchen schwarz verschmiert waren und ihre Lippen mit Schießpulver überzogen, weil sie die Papierhülsen der Patronen mit den Zähnen aufrissen. Sie lernten, Bajonette aufzupflanzen, eine Schusslinie zu bilden und in einem Quadrat aufzumarschieren, um Kavallerieangriffe abzuwehren. Sie begannen, sich als Soldaten zu fühlen.
    Sie lernten, unbequem zu schlafen, und entdeckten den langgestreckten Marschrhythmus, der einen Mann endlose, heiße Tage auf knochentrockenen Straßen überstehen ließ. Sonntags bildeten sie ein Karree und feierten einen Gottesdienst mit Gebeten und Liedern. Ihr bevorzugter Messgesang war «Kämpfe den guten Kampf des Glaubens», während sie abends, wenn die Männer Heimweh hatten, am liebsten ganz langsam «Amazing Grace» sangen, sodass die sanfte Melodie lange in der heißen Abendluft hing. An manchen Abenden setzten sich einige Männer in Gruppen zum Bibelkurs oder zur Betstunde zusammen, während andere Karten spielten oder den Schnaps tranken, der illegal von Händlern aus Charlottsville oder Richmond verkauft wurde. Einmal, als Major Pelham solch einen Händler erwischte, zerstörte er seinen gesamten Warenvorrat an Steingutflaschen mit Mountain Whiskey, obwohl der Colonel nicht zu dieser harten Linie neigte. «Man sollte ihnen ihr Vergnügen lassen», sagte Faulconer gern.
    Adam hatte den Eindruck, dass sich sein Vater damit zu sehr um Beliebtheit bemühte, doch der Gerechtigkeit halber muss gesagt werden, dass diese Nachsichtigkeit zu Washington Faulconers Theorie vom Soldatenwesen gehörte. «Diese Männer sind keine europäischen Bauern», erklärte der Colonel, «und schon gar keine Nordstaaten-Arbeitsesel aus den Fabriken. Das sind richtige Amerikaner! Richtige Südstaatler! Sie haben Feuer im Leib und Freiheit im Herzen, und wenn wir ihnen stundenlangen Militärdrill aufzwingen und noch mehr Drill und immer noch mehr Drill, dann machen wir sie zu stumpfen, dummen Hohlköpfen. Ich will ihre Begeisterung! Ich will, dass sie in die Schlacht ziehen wie Pferde, die frisch von der Frühlingsweide kommen, nicht wie Gäule, die nur noch Winterheu kennen. Ich will sie voller Temperament haben, élan , wie die Franzosen sagen, und damit werden wir diesen Krieg gewinnen!»
    «Aber nicht ohne Drill, nicht ohne Drill», gab Major Pelham auf solche Erklärungen düster zurück. Ihm waren täglich vier Stunden Drill mit den Soldaten gestattet und keine Minute länger. «Ich garantiere Ihnen, dass Lee seine Männer in Richmond viel länger exerzieren lässt», wandte Pelham dann weiter ein, «genau wie McDowell seine in Washington!»
    «Das glaube ich auch, und das sollen sie ruhig; so halten sie die Strolche davon ab, Unfug zu machen. Aber unsere Strolche sind aus besserem Holz geschnitzt. Sie werden sich als die besten Soldaten Amerikas erweisen! Nein, der ganzen Welt!» Und wenn der Colonel in dieser vortrefflichen Stimmung war, hätten weder Pelham noch alle Militärexperten der Christenheit seine Meinung ändern können.
    Also ignorierte Sergeant Truslow ihn einfach und ließ seine Kompanie trotzdem länger exerzieren. Am Anfang, als Truslow von den Bergen heruntergekommen war, hatte der Colonel vorgehabt, ihn zu einem der fünfzig Kavalleristen zu machen, die als Vorreiter und Späher der Legion eingesetzt werden sollten. Doch nach dem missglückten Überfall auf die Bahnlinie war der Colonel weniger geneigt, Truslow in so enger Verbindung mit dem Hauptquartier kämpfen zu lassen. Und deshalb hatte er ihn zum Kompaniesergeant der Kompanie K gemacht, einer von zwei Vorauskompanien. Doch sogar von dieser Randposition der Legion aus war Truslows Einfluss unheilvoll. Beim Kriegshandwerk, erklärte er, gehe es darum, Schlachten zu gewinnen, nicht um Betstunden oder das Absingen von Kirchenliedern, und

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