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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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große Uhr über der mit Schnitzereien verzierten Anrichte. «Wir müssen uns mit meinem Bruder treffen.»
    Sie gingen hinaus in den Frühlingssonnenschein, und die Leute dachten, was diese beiden doch für ein schönes Paar abgaben; ein schmucker Südstaaten-Offizier und sein wunderschönes, anmutiges Mädchen, das erhitzt vom Wein lachend neben seinem Mann ging. Sally tanzte sogar ein paar Schritte, als sie sich vorstellte, wie viel Glück ihr die nächsten Monate bringen würden. Sie würde eine respektable Lady mit eigenen Sklaven werden und im Luxus leben. Als Sally klein gewesen war, hatte ihre Mutter manchmal von den feinen Häusern der Reichen erzählt, die Kerzen in jedem Zimmer hatten und Federmatratzen auf jedem Bett und von goldenen Tellern aßen und nicht wussten, was Kälte ist. Ihr Wasser kam nicht aus einem Fluss, der im Winter zufror, in ihren Betten gab es keine Läuse, und ihre Hände waren nie aufgerissen und wund wie die von Sally. Und jetzt würde Sally genauso leben. «Robert hat gesagt, ich würde glücklich werden, wenn ich einfach aufhöre zu träumen», vertraute sie ihrem Geliebten an, «wenn der mich jetzt sehen könnte!»
    «Hast du ihm erzählt, dass du hierherkommst?», fragte Ridley.
    «Natürlich nicht! Ich will ihn nie wiedersehen. Nicht bis ich eine große Lady bin, und dann lasse ich ihn die Tür meiner Kutsche öffnen, und er wird mich nicht einmal erkennen.» Sie lachte über diese edle Rache an ihrer früheren Armut. «Ist das die Kutsche deines Bruders?»
    Sie waren an der Ecke Cary Street und Twenty-fourth angekommen, in einem üblen Viertel nahe der York River Railroad, die zwischen der Kopfsteinpflasterstraße und dem steinigen Flussufer verlief. Ridley hatte Sally erklärt, sein Bruder habe in diesem Teil der Stadt geschäftlich zu tun und deshalb müssten sie hierherkommen. Nun, kurz davor, das Mädchen endlich loszuwerden, überkamen ihn leichte Gewissensbisse. Ihre Gesellschaft an diesem Nachmittag war fröhlich und unkompliziert gewesen, ihr Lachen ungezwungen und die Blicke der anderen Männer auf den Straßen schmeichelhaft eifersüchtig. Dann dachte Ridley wieder an Sallys völlig unrealistische Ziele und an die Bedrohung, die sie für ihn darstellte, und so verhärtete er sein Herz gegen das Unausweichliche. «Das ist die Kutsche», sagte er, weil er die große hässliche Kutsche, deren Fensterrollos heruntergelassen waren, für Delaneys Gefährt hielt, auch wenn von Delaney selbst nichts zu sehen war. Stattdessen saß ein kräftiger Schwarzer auf dem Bock der Kutsche, vor die zwei magere Klepper mit eingesunkenen Rücken ins schäbige Geschirr gespannt waren.
    Der Schwarze sah auf Ridley hinunter. «Sind Sie Mister Ridley, Massa?»
    «Ja.» Ridley spürte, wie sich Sally ängstlich an seinen Arm klammerte.
    Der Schwarze klopfte zweimal auf das Kutschdach, und die Tür, deren Fensterrollo ebenfalls heruntergezogen war, öffnete sich vor einem dünnen Mann mittleren Alters mit einem Zahnlückengrinsen, schmuddeligem Haar und einem Schielauge. «Mister Ridley. Und Sie müssen Miss Truslow sein.»
    «Ja.» Sally war unruhig.
    «Willkommen, Ma’am. Willkommen.» Der hässliche Gnom sprang aus der Kutsche und verbeugte sich tief vor Sally. «Mein Name ist Tillotson, Ma’am, Joseph Tillotson, und ich bin Ihr Diener, Ma’am, Ihr unterwürfigster Diener.» Aus seiner gebückten Haltung sah er zu ihr auf, blinzelte verwundert über ihre Schönheit. Lüsterne Vorfreude schlich sich in seinen Blick, als er seine Hand in einer weiten, einladenden Geste herumschwang, um sie in die Kutsche zu bitten. «Seien Sie so freundlich, Lady, in den Wagen zu steigen, und ich wedele mit meinem Zauberstab und verwandle sie in eine goldene Kutsche, wie sie einer so entzückenden Prinzessin wie Ihnen gebührt.» Er schniefte vor unterdrücktem Lachen über seinen eigenen Witz.
    «Das ist aber nicht dein Bruder, Ethan.» Sally war misstrauisch und ängstlich.
    «Wir werden ihn gleich treffen, Ma’am, ganz bestimmt», sagte Tillotson und vollführte noch einmal seine groteske Begrüßungsverbeugung.
    «Kommst du, Ethan?» Sally hing noch immer am Arm ihres Geliebten.
    «Natürlich komme ich», versicherte Ridley ihr und überzeugte sie damit, zu der Kutsche hinüberzugehen, während Tillotson ein paar Stufen ausklappte, die mit fadenscheinigem Teppich bespannt waren.
    «Geben Sie mir Ihren Sonnenschirm, Ma’am, und gestatten Sie.» Tillotson nahm Sallys Sonnenschirm und reichte ihr die

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