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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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eine dünne Linie schauspielernder Rebellen eine ganze Horde Nordstaatler aufhielt.
    Starbuck ging mit Sally nach Hause und führte sie in sein Bett. Er war ein Sünder, aber dieser Abend war am Ende doch nicht zur Buße geeignet.
     
    Sally verließ Starbuck kurz nach ein Uhr morgens, sodass er allein in dem schmalen Bett lag, als die Uniformierten kamen. Er war fest eingeschlafen, und das Erste, was er von dem Übergriff mitbekam, war das splitternde Geräusch, mit dem die äußere Stalltür aufgebrochen wurde. Sein Zimmer war dunkel. Er tastete nach seinem Revolver, während Schritte die Treppe heraufpolterten, und es war ihm gerade gelungen, die Waffe mit dem Elfenbeingriff aus dem Halfter zu ziehen, als die Tür aufgerissen wurde und flackerndes Laternenlicht die kleine schäbige Dachkammer erhellte. «Runter mit der Waffe, Junge! Runter damit!» Die Männer waren uniformiert und trugen Gewehre mit aufgepflanzten Bajonetten. In ganz Richmond war ein aufgepflanztes Bajonett das Erkennungszeichen eines «Schlägers», eines Angehörigen von General Winders martialischer Militärpolizei, und Starbuck war vernünftig genug, den Revolver auf den Boden fallen zu lassen. «Ihr Name ist Starbuck?», fragte ihn der Mann, der ihm befohlen hatte, die Waffe zu senken.
    «Wer sind Sie?» Starbuck beschirmte seine Augen mit der Hand. Es waren nun drei Laternen im Zimmer und anscheinend ein ganzer Zug Soldaten.
    «Beantworten Sie die Frage!», brüllte die Stimme. «Ist Ihr Name Starbuck?»
    «Ja.»
    «Nehmt ihn mit! Schnell jetzt!»
    «Lassen Sie mich doch wenigstens etwas anziehen, verdammt!»
    «Beeilung, Jungs!»
    Zwei Männer packten Starbuck, zerrten ihn nackt aus dem Bett und drückten ihn mit einem schmerzhaften Ruck an die Wand mit dem abblätternden Verputz.
    «Wickelt ihn in eine Decke, Jungs. Wir wollen schließlich nicht die Pferde scheu machen. Aber zuerst fesseln Sie ihn, Corporal!» Starbucks Augen hatten sich inzwischen an das Licht gewöhnt, und er sah, dass der befehlshabende Offizier ein Captain mit breiter Brust und braunem Bart war.
    «Was zum Teufel …», begann Starbuck zu protestieren, als der Corporal Ketten und Handfesseln zum Vorschein brachte, aber der Soldat, der Starbuck festhielt, drückte ihn fest an die Wand.
    «Ruhe!», brüllte der Captain. «Nehmt alles mit, Männer, alles! Die Flasche da beschlagnahme ich als Beweismittel, danke, Perkins. Sämtliche Papiere sind einzupacken; dafür sind Sie verantwortlich, Sergeant. Und diese Flasche auch, Perkins, zu mir.» Der Captain steckte die Whiskeyflaschen in seine geräumigen Uniformtaschen, dann ging er voran und die Treppe hinunter. Starbuck, die Handgelenke aneinandergefesselt und den Körper lose in einen grobe, graue Decke eingehüllt, stolperte hinter dem Captain durch das leere Kutschenhaus und hinaus auf die Sixth Street, wo im Licht der Straßenbeleuchtung eine schwarze Kutsche mit vier Pferden wartete. Es regnete immer noch, und der Atem der Pferde zog dampfend durch das Gaslicht. Eine Kirchenglocke schlug vier Uhr, und klappernd wurde ein Fenster auf der Rückseite des Haupthauses hochgeschoben. «Was geht da vor?», rief eine Frau. Starbuck überlegte, ob es wohl Sally war, aber er konnte es nicht sagen.
    «Nichts, Ma’am! Gehen Sie wieder schlafen!», rief der Captain, dann schob er Starbuck über die heruntergeklappte Treppe in die Kutsche. Anschließend stiegen der Captain selbst und drei Soldaten ein. Die übrigen durchsuchten noch Starbucks Unterkunft.
    «Wohin fahren wir?», fragte Starbuck, als sich die Kutsche mit einem Ruck vom Bürgersteig weg in Bewegung setzte.
    «Sie sind jetzt Häftling der Militärpolizei», erwiderte der Captain äußerst förmlich. «Sie sprechen, wenn Sie angeredet werden, und zu keiner anderen Zeit.»
    «Sie sprechen mich doch gerade an», sagte Starbuck. «Also, wohin fahren wir?»
    Es war dunkel in der Kutsche, und Starbuck sah die Faust nicht kommen, die ihn unvermittelt über dem Auge traf, sodass sein Hinterkopf an die Rückwand der Kutsche prallte. «Halt’s Maul, verflucht noch mal, Yankee-Bastard», knurrte eine Stimme, und Starbuck, dessen Augen nach dem Hieb tränten, tat, was der Mann gesagt hatte.
    Die Fahrt war kurz, nicht länger als eine halbe Meile, und dann kreischten die eisenbeschlagenen Räder, als die Kutsche um eine scharfe Kurve bog, bevor sie holpernd zum Stehen kam. Die Tür wurde aufgerissen, und Starbuck sah die von Fackeln beleuchteten Tore von Lumpkin’s Jail, dem

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