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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Gefängnis, das inzwischen Castle Goodwin genannt wurde. «Bewegung!», rief der Corporal, und Starbuck wurde die Kutschtreppe hinunter und durch eine Schlupftür in einem der großen Torflügel von Castle Goodwin geschoben.
    «Nummer vierzehn!», brüllte ein Gefängniswärter, als der Verhaftungstrupp durch das Tor kam. Eine uniformierte Wache ging voraus durch einen Backsteinbogen und dann einen gepflasterten Gang hinunter, der von zwei Öllampen beleuchtet wurde, bis sie zu einer stabilen Holztür kamen, auf die mit einer Schablone die Zahl « 14 » aufgebracht worden war. Die Wache öffnete die Tür mit einem schweren Schlüssel aus glänzendem Stahl. Der Corporal nahm Starbuck die Handfesseln ab.
    «Dort hinein, Yankee», sagte die Wache, und Starbuck wurde in die Zelle geschoben. Er sah eine Holzpritsche, einen Metalleimer und eine große Pfütze. Die Zelle stank nach Jauche. «Scheiß in den Kübel, schlaf auf dem Bett, oder auch umgekehrt, Yankee.» Der Wachmann lachte, dann fiel die Tür mit einem hallenden Schlag zu, und die Zelle wurde in absolute Dunkelheit getaucht. Erschöpft und zitternd legte sich Starbuck auf die Holzpritsche.
     
    Sie gaben ihm ein Paar grober, grauer Hosen, klobige Lederhalbstiefel und ein Hemd, aus dem die Blutflecken des letzten Besitzers nicht herausgewaschen worden waren. Das Frühstück bestand aus einem Becher Wasser und einem altbackenen Brotkanten. Die Kirchenglocken schlugen neun Uhr, als zwei Wachmänner kamen, ihm befahlen, sich auf die Bettkante zu setzen und die Füße auszustrecken. Sie ketteten ihm ein Paar Ringe aus Stahl um die Knöchel. «Die bleiben dran, bis du entlassen wirst», sagte einer der Wachmänner, «oder bis sie dich hängen.» Er streckte die Zunge heraus und verzerrte das Gesicht zum grotesken Grinsen eines Gehenkten.
    «Aufstehen!», sagte der zweite Wachmann. «Bewegung!»
    Starbuck wurde in den Flur geschoben. Die Ketten an seinen Füßen zwangen ihn zu einem unbeholfenen Schlurfen, aber die Wachen waren offenkundig an diesen langsamen Gang gewöhnt, denn sie versuchten nicht, Starbuck voranzuhetzen, stattdessen ermunterten sie ihn zum Trödeln, als sie durch einen Innenhof gingen, der Starbuck an grausige Berichte von mittelalterlichen Folterkammern erinnerte. Ketten hingen an den Wänden, und in der Mitte des Hofs stand ein Holzpferd, das aus einer Bohle bestand, die quer auf zwei Böcke genagelt war. Bei dieser Strafmaßnahme musste sich der Delinquent auf die Kante der Bohle setzen, und seine Füße wurden so mit Gewichten beschwert, dass sich das Holz in seinen Schritt bohrte. «Das ist nichts für so einen wie dich, Yankee», sagte einer der Wachmänner. «Bei dir probieren sie was Neues aus. Weitergehen.»
    Starbuck wurde in einen Raum mit Backsteinwänden, einem gepflasterten Boden, einem Abfluss in der Mitte, einem Tisch und einem Stuhl gebracht. Ein vergittertes Fenster ging ostwärts auf den offenen Abwasserkanal von Shockoe Slip hinaus, der mitten durch die Stadt führte. Eine der kleinen Fensterscheiben stand offen, und der säuerliche Geruch des Abwassers erfüllte den Raum. Die Wachmänner, die Starbuck nun genauer mustern konnte, lehnten ihre Musketen an die Wand. Die Männer waren beide sehr groß, so groß wie Starbuck, mit bleichen, grobschlächtigen, glattrasierten Gesichtern und den ausdruckslosen Mienen von Männern, die vom Leben weder viel verlangten noch viel bekamen. Einer spuckte einen ekelhaften Strahl Tabaksaft in Richtung des offenen Abflusses. Die bräunliche Spucke landete mitten im Zentrum. «Volltreffer, Abe», sagte der andere Wachmann.
    Die Tür öffnete sich, und ein schlanker, bleicher Mann kam herein. Über seine Schulter hing eine Ledertasche, und sein Kinn wurde von spärlichen, blonden Bartfransen bedeckt. Seine Wangen und seine Oberlippe glänzten noch von der morgendlichen Rasur, seine Lieutenants-Uniform war makellos ausgebürstet, und die Hose hatte messerscharfe Bügelfalten. «Guten Morgen», sagte er zurückhaltend.
    «Antworte dem Offizier, du Yankee-Abschaum», sagte der Wachmann namens Abe.
    «Guten Morgen», sagte Starbuck.
    Der Lieutenant wischte die Sitzfläche des Stuhls ab, setzte sich, nahm eine Brille aus einer Tasche und schob die Bügel hinter seine Ohren. Er hatte ein schmales und sehr ernstes Gesicht, wie ein neuer Pfarrer, der in einer alten Gemeinde antrat. «Starbuck, nicht wahr?»
    «Ja.»
    «Rede den Offizier mit ‹Sir› an, du Abschaum.»
    «Ruhig, Harding, ruhig.» Der

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