Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Gillespie legte seinen Bleistift auf den Tisch und lehnte sich auf dem wackeligen Stuhl zurück. «Und welche Informationen haben Sie Ihrem Bruder über die Stärke unserer Truppen geschickt?»
    «Keine!», widersprach Starbuck, der endlich begriff, um was es bei dem ganzen Durcheinander ging.
    Erneut nahm Gillespie seine Brille ab und rieb die Gläser an seinem Ärmel. «Ich habe schon erwähnt, Mr. Starbuck, dass wir gezwungen sind, bedauerlicherweise gezwungen sind, bei unseren Anstrengungen zur Wahrheitsfindung extreme Maßnahmen zu ergreifen. Normalerweise würden wir, wie ich sagte, einen Prozess vor Gericht anstrengen, aber extreme Zeiten erfordern extreme Maßnahmen. Verstehen Sie?»
    «Nein.»
    «Dann lassen Sie mich noch einmal fragen: Kennen Sie John Scully und Lewis Price?»
    «Nein.»
    «Haben Sie in Verbindung mit Ihrem Bruder gestanden?»
    «Nein.»
    «Haben Sie Briefe über den Konföderierten Armee-Bibelversorgungsverein erhalten?»
    «Nein.»
    «Und haben Sie einen Brief über Mr. Timothy Webster im Monumental Hotel verschickt?»
    «Nein», protestierte Starbuck.
    Gillespie schüttelte traurig den Kopf. Major Alexander hatte bei der Verhaftung Timothy Websters und Hattie Lawtons ein Schreiben in Großbuchstaben entdeckt, das die gesamten Verteidigungsanlagen Richmonds beschrieb. Der Brief war an Major James Starbuck adressiert, und derselbe Name tauchte in den Mitteilungen auf, die bei John Scully gefunden worden waren. Der Brief wäre zur Katastrophe für den Süden geworden, denn er hatte sogar über die Scharade berichtet, mit der General Magruder die Patrouillen McClellans getäuscht hatte. Webster hatte das Schreiben nur deshalb nicht weitergeleitet, weil ihn seit Wochen ein schreckliches Gelenkfieber ans Bett fesselte.
    Starbuck, der erneut zu dem Brief befragt wurde, schüttelte den Kopf. «Von einem Timothy Webster habe ich noch nie gehört.»
    Gillespie verzog das Gesicht. «Und Sie bestehen auf diesen Antworten?»
    «Sie sind die Wahrheit!»
    «Wie bedauerlich», sagte Gillespie, öffnete die Ledertasche und nahm einen glänzenden Messingtrichter und eine Flasche aus blauem Glas heraus. Er zog den Stöpsel aus der Flasche, sodass sich ein leicht säuerlicher Geruch ausbreitete. «Mein Vater ist, wie der Ihre, Starbuck, eine Art Berühmtheit. Er ist der medizinische Leiter des Irrenhauses von Chesterfield. Kennen Sie es?»
    «Nein.» Starbuck musterte besorgt die blaue Flasche.
    «Es gibt zwei Lehrmeinungen, was die Behandlung Geisteskranker angeht», sagte Gillespie. «Die eine geht davon aus, dass die Patienten von ihrem Wahnsinn durch sanften Umgang, frische Luft, gutes Essen und Freundlichkeit geheilt werden können, die andere aber, der mein Vater anhängt, beharrt darauf, dass die Geisteskrankheit durch einen Schock aus dem Körper des Leidenden vertrieben werden kann. Im Wesentlichen geht es darum, Starbuck», Gillespie sah seinen Gefangenen mit merkwürdig glitzernden Augen an, «dass wir den Geisteskranken für sein anormales Verhalten bestrafen müssen, um ihn so in die Gemeinschaft der zivilisierten Menschheit zurückzuführen. Das hier», er hob die blaue Glasflasche, «gilt als das beste Zwangsmittel, das die Wissenschaft kennt. Erzählen Sie mir etwas über Timothy Webster.»
    «Ich habe nichts zu erzählen!»
    Gillespie schwieg einen Moment, dann nickte er den beiden Wachmännern zu. Starbuck drehte sich nach dem Nächststehenden um, doch er war zu langsam. Er wurde von hinten getroffen und auf den Boden geworfen, und bevor er sich umdrehen konnte, drückten sie ihn auf das Steinpflaster. Die Ketten um seine Knöchel klirrten, als ihm die Hände auf den Rücken gedreht wurden. Er fluchte, aber die beiden kräftigen Männer hatten Übung in der Überwältigung von Häftlingen und beachteten seine Flüche nicht, als sie ihn auf den Rücken drehten. Einer von ihnen nahm den Messingtrichter und rammte ihn in Starbucks Mund. Als er die Zähne zusammenbeißen wollte, drohte ihm einer der beiden, den Trichter mit dem Hammer in seine Kehle zu treiben, sodass die Zähne brechen würden, und Starbuck, der wusste, wann er geschlagen war, lockerte seinen Kiefer.
    Gillespie kniete sich mit der blauen Flasche neben ihn. «Das ist Krotonöl», erklärte er Starbuck, «kennen Sie das?»
    Starbuck konnte nicht sprechen, also schüttelte er nur den Kopf.
    «Krotonöl wird aus den Samen der
Croton-tiglium
-Pflanze gewonnen. Es ist ein Abführmittel, Mr. Starbuck, und zwar ein sehr starkes.

Weitere Kostenlose Bücher