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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schreiber hatte sie verstellt, aber die Angst, dass es dennoch die Schrift seines Freundes sein könnte, schnürte ihm die Kehle zu.
    «Was denken Sie?» De’Ath spürte, dass sich etwas an Starbucks Verhalten geändert hatte.
    «Ich habe gedacht, Sir, dass James nicht gerade der geeignete Mensch für Lug und Trug ist», log Starbuck geschickt. In Wahrheit hatte er sich gefragt, ob Adam überhaupt noch sein Freund war. Adam hätte ihn bestimmt im Gefängnis besuchen können, hätte sogar Gillespies Folter stoppen können, aber soweit Starbuck wusste, hatte Adam weder das eine noch das andere versucht. War Adam derart entsetzt, weil Starbuck Sally in einem anständigen Haus vorgestellt hatte, dass es das Ende ihrer Freundschaft bedeutete? Dann stellte sich Starbuck vor, wie Adam die Leiter zum Galgen hinaufgestoßen wurde und wie er oben auf der Falltür stand, während ihm der Henker unbeholfen die Füße fesselte, ihm die Kapuze über den Kopf zog. Und ganz gleich, welche Spannungen es in ihrer Freundschaft gab, Starbuck wusste, dass er diesen Anblick niemals dulden könnte. Er sagte sich, dass ein Gespräch mit James Adam noch nicht zu einem Verräter machte. Dutzende konföderierter Offiziere mussten die Häftlinge in Castle Lightning besucht haben.
    «Wen kennt Ihr Bruder hier in Richmond?» De’Aths Stimme war immer noch misstrauisch.
    «Ich weiß es nicht, Sir. James war vor dem Krieg in Boston ein sehr bekannter Anwalt, also nehme ich an, dass er im Süden wohl viele Staatsanwälte kennt.» Starbuck ließ seine Stimme unschuldig und spekulativ klingen. Er wagte nicht, Adams Namen zu erwähnen, aus Furcht, dass sein Freund sonst in eine feuchte Zelle in Castle Godwin gesperrt und mit Gillespies Krotonöl gefoltert würde.
    De’Ath schwieg und sah Starbuck ein paar Sekunden finster an, dann zündete er sich eine Zigarre an und warf den Fidibus zu dem anderen Abfall, der auf dem Kaminrost lag. «Lassen Sie sich sagen, was jetzt geschehen wird, Starbuck. Lassen Sie sich die bitteren Kriegsnachrichten erzählen. McClellan schickt Ströme von Männern und Waffen zu seinen Belagerungsstellungen bei Yorktown. Innerhalb von einem oder zwei Tagen werden wir uns zurückziehen. Wir haben keine Wahl. Das bedeutet, dass die Nordstaatenarmee ungehindert auf Richmond vorrücken kann. Johnston glaubt, er kann sie am Chickahominy aufhalten. Wir werden sehen.» De’Ath klang zweifelnd. «Nächste Woche um diese Zeit» – de’Ath blies eine Rauchwolke in Richtung eines Ölgemäldes, das so dunkel gefirnisst war, dass Starbuck kaum das Bild darunter erkennen konnte – «könnte Richmond schon aufgegeben worden sein.»
    Starbuck richtete sich mit einem Ruck auf. «Aufgegeben?»
    «Glauben Sie etwa, wir gewinnen den Krieg? Mein Gott, Mann, glauben Sie etwa diese Märchen von dem Sieg bei Shiloh? Diese Schlacht haben wir verloren. Tausende Männer sind tot. New Orleans hat sich ergeben, Fort Macon ist erobert, Savannah ist bedroht.» De’Ath zählte knurrend die Liste der konföderierten Rückschläge auf, die Starbuck überrumpelte und entmutigte. «Der Norden hat sogar seine Musterungsstellen geschlossen, Starbuck, und seine Musterungsoffiziere zu den Bataillonen zurückgeschickt. Wissen Sie, warum? Weil man im Norden weiß, dass der Krieg gewonnen ist. Der Aufstand ist vorbei. Alles, was der Norden jetzt noch tun muss, ist Richmond einzunehmen und die Scherben zusammenzufegen. Das denken sie, und vielleicht haben sie damit recht. Wie lange wird der Süden Ihrer Meinung nach ohne die Fabriken von Richmond durchhalten?»
    Starbuck antwortete nicht. Es gab nichts zu sagen. Er hätte sich nicht träumen lassen, dass die Konföderation in einer so unsicheren Lage war. Im Gefängnis hatte er Gerüchte über Niederlagen an den südlichen und westlichen Außengrenzen der konföderierten Staaten gehört, aber er hätte nie gedacht, dass der Norden dicht genug vorm Sieg stand, um die Musterungsbüros zu schließen und die Musterungsoffiziere zu ihren Regimentern zurückzuschicken. Nun musste der Norden nur noch Richmonds höllisches Konglomerat von Hochöfen und geschmolzenem Metall einnehmen, seine Sklavenviertel und Kohlehalden, seine kreischenden Fabriksirenen und krachenden Dampfhämmer, und dann war die Rebellion Geschichte.
    «Aber vielleicht können wir doch noch gewinnen.» De’Ath unterbrach Starbuck in seinen düsteren Gedanken. «Allerdings nicht, wenn uns Spione wie der hier verraten.» Er deutete auf den Brief in

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