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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gegeben hat, den Sie Ihrem Bruder überbringen sollten. Dann werden Sie anbieten, nach Richmond zurückzukehren, um in Zukunft als Bote für weitere Mitteilungen zu dienen. Sie werden Ihren Bruder davon überzeugen, dass Ihre neuentdeckte Leidenschaft für den Norden Sie dazu gebracht hat, Websters Platz einzunehmen. Ich bin davon überzeugt, dass Ihr Bruder Ihnen glauben und Ihnen erzählen wird, wie Sie mit diesem Spion in Verbindung treten können, und Sie, wenn Sie wirklich der Konföderation und nicht ihrem heimatlichen Norden dienen wollen, werden es mir weitererzählen. Und dann stellen wir eine Falle auf, Mr. Starbuck, und geben uns dem ausgesuchten Vergnügen hin, einem Narren dabei zuzusehen, wie er den nächsten Spion zu Tode murkst.»
    Starbuck stellte sich vor, wie Adam am Galgen hing, wie sein goldfarbener Schopf in einem schrägen Winkel zum Strick zurückgeneigt war, wie seine geschwollene Zunge zwischen den Zähnen hervorquoll, wie sein Urin von den pendelnden Stiefeln tropfte. «Angenommen mein Bruder vertraut mir nicht», sagte Starbuck.
    «Dann haben Sie immerhin ein paar falsche Informationen abgeliefert, die unsere Sache unterstützen, und können selbst entscheiden, wann Sie zurückkommen. Umgekehrt können Sie uns natürlich auch verraten, indem Sie die Vorgesetzten Ihres Bruders davon überzeugen, dass wir eine geschlagene Macht sind, die nur noch mit haltlosen Tricks zu überleben versucht. Zugegebenermaßen, Mr. Starbuck, ist die Übermacht des Nordens gegenwärtig so groß, dass wir wohl kaum überleben werden, aber ich ziehe es vor, auch noch unsere letzte Karte auszuspielen.» De’Ath hielt inne, zog an seiner Zigarre, sodass die Spitze im Halbdunkel des tiefen Sessels rot aufglühte. «Wenn wir besiegt werden sollten», fuhr er leise fort, «dann sollten wir diesen Bastarden wenigstens einen Schlag verpassen, der ihnen noch jahrelang Albträume bereitet.»
    «Wie komme ich durch die Frontlinien?»
    «Es gibt sogenannte Lotsen. Das sind Männer, die Reisende durch die Linien bringen. Ich besorge Ihnen einen der besten, und alles, was Sie tun müssen, ist, Ihrem Bruder einen Brief auszuhändigen, den ich schreiben werde. Ich werde die gleiche verstellte Handschrift benutzen, in der Websters Brief geschrieben war, nur wird dieser Brief ein reines Lügengespinst sein, in dem wir Phantasien von erfundenen Regimentern und von Kavallerieeinheiten und von unzähligen Kanonen verweben, die wie Drachensaat aus der Erde emporgestiegen sind. Wir werden McClellan zu der Überzeugung bringen, dass er einer rachsüchtigen Horde Abertausender gegenübersteht. Wir werden, kurz gesagt, versuchen, ihnen einen Schwindel aufzutischen. Und? Wollen Sie mein Schwindler sein, Mr. Starbuck?» De’Aths Augen glitzerten unter der weit nach vorn kragenden Haube des Sessels, während er auf Starbucks Antwort wartete.
    «Wann soll ich gehen?», fragte Starbuck.
    «Heute Abend.» De’Ath bedachte Starbuck mit einem boshaften Lächeln. «Bis dahin können Sie die Annehmlichkeiten meines Hauses genießen.»
    «Heute Abend!» Irgendwie hatte sich Starbuck vorgestellt, er hätte ein paar Tage zur Vorbereitung.
    «Heute Abend», beharrte De’Ath. «Es wird zwei oder drei Tage dauern, Sie sicher durch die Linien zu bringen, je eher Sie also gehen, desto besser.»
    «Eins will ich aber vorher», sagte Starbuck.
    «Von mir?» De’Ath klang gefährlich, wie ein Mann, der es nicht gewöhnt ist zu feilschen. «Gillespie? Ist es das? Wollen Sie sich an dieser jämmerlichen Erscheinung rächen?»
    «Darum werde mich zu gegebener Zeit kümmern», sagte Starbuck. «Nein, ich muss in der Stadt einige Besuche machen.»
    «Bei wem?», wollte de’Ath wissen.
    Starbuck zeigte den Anflug eines Lächelns. «Frauen.»
    De’Ath verzog das Gesicht. «Gefällt Ihnen Martha etwa nicht?» Er deutete ärgerlich zur Rückseite des Hauses, wo vermutlich seine Sklaven untergebracht waren. Starbuck schwieg, und de’Ath starrte finster vor sich hin. «Und wenn Ich Sie Ihre Besuche machen lasse, werden Sie dann meinen Brief zu Ihrem Bruder bringen?»
    «Ja, Sir.»
    «Dann können Sie von mir aus heute Abend Ihre Mätressen besuchen», sagte de’Ath säuerlich, «und danach reiten Sie nach Osten. Sind wir uns einig?»
    «Wir sind uns einig», sagte Starbuck, obwohl er in Wahrheit vorhatte, ein viel komplizierteres Spiel zu spielen, ein Spiel, das nicht damit enden sollte, dass ein Freund am Galgen baumelte. «Wir sind uns einig», log er

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