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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Zigarre zur Decke aufstieg, zum Zittern zu bringen. Sein erster Gedanke war, dass Starbuck losgeschickt worden war, um ihm eine Falle zu stellen, dann tat er diese Befürchtung als übertrieben ab. Richmond war voller Spione, von der offen für die Nordstaaten eintretenden reichen und verrückten Exzentrikerin Betty Van Lew, die durch die Stadt zog, von Verrat redete und den Häftlingen aus dem Norden Geschenke brachte, bis zu den subtil und verborgen agierenden wie Delaney selbst. Delaney allerdings hatte zu außerordentlich wenigen militärischen Geheimnissen Zugang, und Sallys Bericht legte nahe, dass der Spion, den Starbuck jagte, ein Militär war, und zwar einer, der sämtliche Geheimnisse der Konföderation kannte. «Und was wünschen Sie nun, das ich tue?», fragte Delaney.
    Sally zuckte mit den Schultern. «Ich glaube, Nate wird nur glücklich, wenn er zur Legion zurück kann. Dort fühlt er sich wohl. Können Sie das ermöglichen? Wenn er von den Yankees zurückkommt, natürlich.»
    «Und wenn es dann noch eine Konföderation gibt», sagte Delaney zweiflerisch.
    «Natürlich gibt es dann noch eine Konföderation. Wir sind noch nicht geschlagen. Könnten Sie nicht mit General Faulconer reden?»
    «Ich!» Delaney erschauerte. «Faulconer kann mich nicht leiden, meine Liebe, und Nate hasst er. Ich weiß genau, dass Faulconer Nate nicht wieder in seine kostbare Legion aufnehmen wird.»
    «Könnten Sie Nate dann nicht in einem anderen Regiment unterbringen? Er ist gern Soldat.»
    Was bedeutete, dass er ein noch viel größerer Narr war, dachte Delaney, behielt diese Meinung aber für sich. «Ich kann es versuchen», sagte er, dann warf er einen Blick auf die Goldbronze-Uhr auf dem Kaminsims. «Ich glaube, ich sollte jetzt gehen, meine Liebe.»
    «Bleiben Sie nicht zum Frühstück?» Sally klang überrascht.
    Delaney erhob sich. «Sogar Anwälte müssen von Zeit zu Zeit etwas arbeiten, meine Liebe», sagte er. Delaney war Rechtsberater im Kriegsministerium, ein Amt, das weniger als eine Stunde Arbeit monatlich erforderte, ihm aber ein jährliches Salär von 1560  Dollar einbrachte, auch wenn diese Dollars zugegebenermaßen in Südstaaten-Bezugsscheinen ausgezahlt wurden. Er zog seine Jacke glatt. «Ich werde mein Bestes für Nate tun, versprochen.»
    Sally lächelte. «Sie sind ein guter Mensch.»
    «Ist das nicht eine erstaunliche Wahrheit?» Delaney küsste Sallys Hand mit gewohnter Höflichkeit, steckte sein Geld in eine Ledermappe und beeilte sich, auf die Straße zu kommen. Es hatte wieder angefangen zu regnen; die Tropfen brachten einen für diese Jahreszeit ungewöhnlich kalten Wind mit.
    Delaney hastete einen Block Richtung Norden zu seinem Domizil in der Grace Street, wo er seinen Rollschreibtisch aufschloss. Es gab Momente, in denen der Anwalt den Verdacht hatte, dass sich die Hundertschaften von Nordstaaten-Informanten in Richmond einen Wettstreit darüber lieferten, wer die besten Geheimdienstinformationen weiterleitete, und dass der Gewinner dieses heimlichen Wettstreits die größte Belohnung bekam, wenn der Norden die Stadt übernahm. Seine Feder kratzte eilig über das Papier, und er dachte, dass ihm dieser kleine Brocken Tratsch den Hauptgewinn einbringen würde, wenn der Sieg kam. Er schrieb alles auf, was ihm Sally gesagt hatte. Er warnte den Norden, dass Nathaniel Starbuck ein Verräter sei, dann versiegelte er den Brief in einem Umschlag und adressierte ihn an Lieutenant Colonel Thorne in der Generalinspektion der Armee in Washington, D.C. Er siegelte den Umschlag in einen anderen ein, den er an Reverend Ashley M. Winslow, Canal Street, Richmond adressierte, dann gab er seinem Haussklaven das Päckchen und drei Nordstaaten-Dollars. «Es ist dringend, George. Es ist für unsere gemeinsamen Freunde bestimmt.»
    George kannte und teilte die Loyalität seines Herrn. Er trug den Brief in die Canal Street und übergab ihn einem Mann namens Ashley, der einem Dienstaufseher der Central Virginia Railroad gehörte. George gab Ashley zwei Dollar. Bis zum Abend hatte ein Zug den Brief und eine der zwei Dollarmünzen zum Bahnhof von Catlett in Nordvirginia gebracht, wo ein freier Schwarzer, der einen kleinen Schusterladen führte, den Umschlag übernahm.
    Unterdessen ging in Richmond der Exodus weiter. Die Frau des Präsidenten brachte ihre Kinder aus der Stadt. Die Fuhrgelder verdreifachten sich. Wenn der Wind aus Osten kam, war manchmal ein seltsam gedämpftes Trommeln zu hören, kaum vernehmbar, aber

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