Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
mir eine Menge Umstände, Junge, aber ich schätze, Uncle Sam würde wollen, dass ich mich anstrenge. Brauchst du irgendwas?»
    «Eine Zigarre.»
    «Gib dem Mann eine Zigarre, Jenks, und hört auf, dem armen Bastard mit dem Bajonett in die Rippen zu pieken. Sieht danach aus, als wäre er doch auf unserer Seite.»
    Pferde wurden geholt, und dann wurde eine Eskorte aus zwei Lieutenants gebildet, die sich über die Gelegenheit, nach Williamsburg zu reiten, freuten. Niemand wusste genau, wo sich das Hauptquartier der Potomac-Armee befand, aber Williamsburg war am wahrscheinlichsten, und einer der Lieutenants hatte dort am Tag zuvor ein Mädchen gesehen, von dem er schwor, es sei der hübscheste Anblick gewesen, auf den er diesseits des Paradieses hoffen könne. Und so ritten sie nach Williamsburg. Die Lieutenants wollten wissen, ob die Mädchen in Richmond genauso hübsch waren, und Starbuck versicherte es ihnen. «Ich kann’s kaum abwarten, dort hinzukommen», sagte der Lieutenant, während sein Kamerad weniger optimistisch gestimmt war und sich erkundigte, wie stark die Verteidigungsstellungen der Rebellen um die Stadt waren.
    «Ziemlich stark», sagte Starbuck.
    «Unsere Kanoniere warten jedenfalls bloß darauf, Kleinholz aus ihnen zu machen. Vor allem, seit die Sezessionisten von Yorktown abgehauen sind, ohne sich vorher umbringen zu lassen.»
    Die Lieutenants vermuteten, und Starbuck wollte ihnen ihre Illusionen nicht rauben, er sei ein Patriot aus dem Norden, der sein Leben für sein Land riskiert hatte. Sie wollten wissen, woher er kam, und als ihnen Starbuck erzählte, dass er Bostoner war, berichteten sie von ihrem Durchzug durch Boston auf dem Weg in den Krieg. Boston hielten sie für eine wunderbare Stadt, besser als Washington, wo es nur windige Avenues und halbfertige Gebäude gebe und Schwindler, die versuchten, ehrlichen Provinzsoldaten einen Dollar oder zwei abzuluchsen. Sie hätten dort Präsident Lincoln gesehen, und er sei ein guter Mann, offen und ehrlich, aber was den Rest dieser schrecklichen Stadt anging, sagten sie, so fehlten ihnen die Worte.
    Die Lieutenants hatten es nicht übermäßig eilig und hielten an einem Gasthaus, wo sie ein Bier bestellen wollten. Der Gastwirt, ein schlechtgelaunter Mann, sagte, sein Bier sei leergetrunken, und bot stattdessen eine Flasche Pfirsichwein an. Der Wein war süß, dickflüssig und ekelhaft. Starbuck, der auf der hinteren Veranda des Gasthauses saß, sah Hass auf die Invasoren in der Miene des Wirtes. Umgekehrt machten sich die beiden Lieutenants über den Wirt als langhaarigen Ignoranten lustig, der dringend Aufklärung aus dem Norden nötig habe. «Das Land ist nicht schlecht!» Der fröhlichere der Lieutenants deutete auf die Umgegend. «Wenn man ordentliche Entwässerungskanäle anlegen und Landwirtschaft nach neuesten Erkenntnissen betreiben würde, könnte man hier richtig Geld machen.»
    Tatsächlich aber wirkte die verregnete Landschaft kein bisschen einladend. Das Gasthaus stand auf einer Waldlichtung etwas nördlich der Sümpfe, die sich am Chickahominy entlangzogen. Der Fluss selbst war kaum breiter als die Hauptstraße von Richmond und wurde von breiten Streifen feuchter oder überfluteter Marschen gesäumt, die einen üblen, lastenden Gestank verbreiteten. «Für mich sieht das hier nach einer ungesunden Gegend aus», sagte der pessimistischere Lieutenant. «In solchen Sümpfen werden alle möglichen Seuchen ausgebrütet. Das ist kein Land für Weiße.»
    Die Lieutenants waren von dem dickflüssigen Süßwein enttäuscht und beschlossen weiterzureiten. Der Weg führte die drei Reiter einer Welle heranrückender Infanterie entgegen, und Starbuck nahm zur Kenntnis, wie gut die Nordstaatler ausgerüstet waren. Keiner dieser Männer trug Schuhe, die mit Schnur umwickelt waren, damit die Sohlen nicht abfielen, keiner hatte eine Steinschloss-Glattrohrmuskete, wie sie schon von George Washingtons Männern über genau dieselben Straßen getragen worden waren, als sie gegen die Briten marschierten, um sie 1781 bei Yorktown ans Meer abzudrängen. Diese Truppen hier hatten weder braune Flicken auf der Uniform, noch mussten sie als Ersatzkaffee geröstete Erdnüsse und Trockenäpfel zermahlen. Diese Nordstaatler wirkten gut ernährt, fröhlich und selbstbewusst. Eine gut ausgebildete und ausgerüstete Armee, die entschlossen war, einer traurigen Geschichte ein schnelles Ende zu bereiten.
    Eine Meile oder zwei vor ihrem Ziel kamen sie an einem

Weitere Kostenlose Bücher