Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Offiziere. «Wir sind auf einem gerechten Kreuzzug, nicht bei einer betrunkenen Orgie! Das sind nur Küchenmädchen, fast noch Kinder! Was sollen diese armen unschuldigen Schwarzen von uns denken? Dass wir nicht besser sind als die Südstaatler?»
    Aber Starbuck konnte kein Mitgefühl für den Sergeant aufbringen. Er war viel zu unruhig, als er über einen Pfad voller Pfützen auf eine Reihe vornehmer Häuser mit erleuchteten Fenstern zuging. Nur noch Sekunden trennten ihn von der Begegnung mit seinem Bruder und der Erkenntnis, ob sein früherer Freund ein Verräter war. Starbuck musste zudem ein betrügerisches Spiel spielen und war nicht sicher, ob er es durchhalten konnte. Vielleicht würde seine Entschlossenheit wanken, wenn er James sah. Vielleicht war dieses ganze Täuschungsmanöver Gottes Weg, ihn zur Rechtschaffenheit zurückzuführen. Sein Herz schien langsam und dumpf in seiner Brust zu schlagen; sein Magen, immer noch mitgenommen von Gillespies Misshandlung, schmerzte. Dies über alles: Sei dir selber treu, sagte er sich, doch das brachte ihm nur die Pilatus-Frage in Erinnerung. Was ist Wahrheit? Wollte Gott, dass er den Süden verriet? Für ein Almosen wäre er umgedreht und vor dieser Konfrontation geflohen, stattdessen aber deutete der Sergeant auf ein Haus, aus dem heller Kerzenschein fiel und vor dem zwei blau uniformierte Posten Wache hielten, die sich zum Schutz vor dem Wind dicht an die Backsteinmauer gestellt hatten. «Das ist das Haus», sagte der Sergeant, dann rief er den Posten zu: «Er hat drinnen zu tun.»
    An der Haustür stand mit Kreide «Major E.J. Allan und Stab, EINTRITT VERBOTEN ». Starbuck erwartete halb, dass ihm die Posten den Zugang verwehrten, aber sie ließen ihn ungehindert in die Eingangshalle, an deren Wänden Radierungen von europäischen Kathedralen aufgehängt waren. An einem Kleiderständer aus Hirschgeweihen hingen in einer dichten Traube blaue Uniformmäntel und Schwertgürtel. Männerstimmen und Besteckgeklapper auf Porzellan drangen aus einem Raum, der zu Starbucks Linken von der Halle abging. «Ist da jemand?», rief eine Stimme aus dem Esszimmer.
    «Ich suche …», begann Starbuck, aber seine Stimme war belegt, und er musste von vorne anfangen. «Ich suche Major Starbuck», rief er.
    «Und wer in Dreiteufelsnamen sind Sie?» Ein kleiner, bärtiger Mann mit durchdringender Stimme tauchte an der offenen Tür auf. Er hatte sich eine Serviette in den Kragen gesteckt, und auf der Gabel in seiner rechten Hand steckte ein Stück Hühnchen. Er musterte Starbucks heruntergekommene Uniform mit einem verächtlichen Blick. «Sind Sie einer von den elenden Rebellen? Na? Sind Sie das? Wollen um eine anständige Mahlzeit betteln, oder? Jetzt wo dieser jämmerliche Aufstand gescheitert ist. Also? Reden Sie schon, Sie Narr.»
    «Ich bin Major Starbucks Bruder», sagte Starbuck, «und ich habe ein Schreiben aus Richmond für ihn.»
    Der streitlustige Mann starrte ihn ein paar Sekunden lang schweigend an.
    «Beim Kreuze Christi», sagte er schließlich, blasphemisch vor Überraschung. «Sie sind der Bruder aus Richmond?»
    «Ja.»
    «Dann kommen Sie, kommen Sie herein!» Er gestikulierte mit seinem aufgespießten Stück Hühnchen. «Kommen Sie herein!»
    Starbuck betrat das Zimmer, in dem ein Dutzend Männer um einen üppig gedeckten Tisch saß. Kerzen brannten in den drei Kandelabern auf der langen, polierten Holztafel, zahlreiche Platten mit frischem Brot, grünem Gemüse und Grillfleisch reihten sich aneinander, während Rotwein und schweres Tafelsilber im Licht der Flammen glitzerte. Starbuck nahm trotz all seines Hungers nichts davon wahr; stattdessen sah er nur den bärtigen Mann am anderen Ende des Tisches, der sich hatte erheben wollen, nun aber auf halbem Weg erstarrte. Er blickte Starbuck ungläubig an.
    «Jimmy!», sagte der Mann, der Starbuck in der Eingangshalle so unfreundlich empfangen hatte. «Der Mann sagt, er wäre dein Bruder.»
    «Nate», sagte James, immer noch halb über seinen Stuhl gekrümmt stehend, mit schwacher Stimme.
    «James.» Mit einem Mal überwältigte Starbuck die Zuneigung zu seinem Bruder.
    «Oh, Gott sei Dank», sagte James und ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen, als wäre das alles zu viel für ihn. «Oh, Gott sei Dank», wiederholte er und tupfte sich die geschlossenen Augen mit der Serviette ab, während er ein Dankgebet für die Rückkehr seines Bruders sprach. Die anderen Männer am Tisch sahen Starbuck schweigend an.
    «Ich

Weitere Kostenlose Bücher