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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sehr vorsichtig, so aufmerksam wie ein Jäger, der sich auf die nichtsahnende Beute zuschleicht. «Vielleicht müssen wir noch einmal auf die andere Seite der Bahnlinie», sagte der Franzose, dann aber war keine Zeit mehr für Entscheidungen oder Überlegungen, denn hinter ihnen ertönte ein Ruf. Die Kavalleriepatrouille war ihnen wieder auf die Spur gekommen. Unwillkürlich trieben die beiden Männer ihre Pferde zum Galopp an.
    Eine Kugel zischte über ihnen vorbei, eine andere schlug in einen Baumstamm ein. Lassan schrie eine Warnung und duckte sich unter einem Ast hindurch. Starbuck folgte ihm und hielt sich an seinem Sattelknauf fest, als sein Pferd über einen morastigen Pfad galoppierte, auf eine kleine Anhöhe, und wieder hinunter auf eine Straße, auf der eine Doppelreihe Yankee-Infanteristen wartete. «Platz da! Platz da!», schrie Lassan mit seiner autoritären Stimme, und wie durch Zauberei rückten die Infanteristen zur Seite, damit die beiden Reiter vorbeipreschen konnten. Sie setzten über eine niedrige Hecke, überquerten ein Feld, dann kamen wieder Schüsse von hinten, und Starbuck fürchtete, das gesamte Infanteriebataillon könnte das Feuer eröffnen, aber unvermittelt war er wieder in einem Wald und sah Soldaten auf seiner linken Seite, nur dass diese Soldaten auf der Flucht waren, vor einem Feind davonliefen, der vor Starbuck war. Starbuck schöpfte Hoffnung. Die flüchtenden Soldaten waren Nordstaatler, also mussten die Rebellen dicht vor ihm sein.
    Lassan sah die davonlaufenden Männer ebenfalls und schwenkte von ihnen weg. Starbuck hörte Hufschlag hinter sich, riskierte einen Blick über die Schulter, und da war etwa zwanzig Schritt hinter ihm ein bärtiger Reiter. Der Mann hatte seinen Säbel gezogen, die Klinge blitzte im trüben Licht des wolkenverhangenen Tages gefährlich auf. Vor ihnen krachten Infanteriesalven, und wieder erklang der Rebellenschrei, und dann flüchteten noch mehr Nordstaatler. Lassan warf einen Blick nach hinten und sah, dass der Kavallerist zu Starbuck aufschloss. Der Franzose ritt nach links, wurde langsamer und zog sein enormes Schwert. Er ließ Starbuck an sich vorbeireiten, dann schnitt er dem Nordstaatler den Weg ab und ließ sein Schwert mit aller Kraft auf den Schädel des Kavalleristenpferdes niederfahren. Die Klinge drang in die Stirn des Tieres ein, und das Pferd schrie, als es in die Knie ging. Es warf den Kopf vor und zurück, verspritzte Blut, dann brach es ganz zusammen und warf seinen Reiter ab, der fluchend in ein Dorngebüsch neben dem Weg rutschte. Lassan holte schon wieder zu Starbuck auf. «Man muss immer das Pferd angreifen, nie den Reiter», rief er, während er auf Starbuck zugaloppierte.
    Als Starbuck und er auf weites, offenes Gelände kamen, schob der Franzose sein Schwert in die Scheide. Zu ihrer Rechten standen kleine Yankee-Trupps auf dem Bahndamm und sahen hilflos mit an, wie eine einzige Infanteriebrigade der Rebellen tollkühn über das offene Heideland vorrückte. Die Brigade bestand aus vier Bataillonen, von denen drei die neue Kriegsflagge der Konföderierten wehen ließen, während die vierte immer noch die alte Flagge mit den drei Streifen führte. Die Brigade rückte in zwei Reihen ohne Unterstützung durch Artillerie oder Kavallerie vor, doch nichts schien ihren Vormarsch aufhalten zu können. Vor ihnen drängte sich eine panische Masse Flüchtender, und hinter ihnen lagen Tote und Sterbende. Keine anderen Rebelleneinheiten waren in Sicht. Es war, als hätte diese eine Brigade eine Lücke in der Gefechtslinie der Yankees entdeckt und beschlossen, die Schlacht allein zu gewinnen.
    Starbuck lenkte sein Pferd zu der Rebellenbrigade. «Virginia!», schrie er wie ein Schlachtruf. «Virginia!» Er winkte, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. Lassan folgte ihm, während sechzig Schritt hinter Lassan die Kavalleriepatrouille der Nordstaatler aus dem Wald brach.
    Die Rebellenbrigade war die erste von General Longstreets Einheiten gewesen, die das Schlachtfeld erreicht hatte, und ihr Kommandant, Colonel Micah Jenkins, war gerade erst sechsundzwanzig Jahre alt. Er führte drei Bataillone aus South Carolina und eines aus Georgia, und diese vier Südstaatenregimenter hatten die Yankee-Stellungen aufgebrochen. Jenkins hatte den Befehl zum Angriff erhalten, und niemand hatte ihm befohlen, den Angriff zu beenden, und deshalb stieß er bis weit in die Nachhut der Yankees vor. Mit dem Glück eines geborenen Soldaten hatte seine Brigade die

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