Starbuck. Der Verräter (German Edition)
Nachzügler, die durch ihr Gemurmel ihre Kritik an Truslows Brutalität und ihre Wertschätzung von Starbucks vernünftigem Ton äußerten, hatten ihm Mut gemacht.
«Und weißt du, was die Yankees mit dir machen werden?», fragte Starbuck.
«Schätze, schlimmer als das hier kann es auch nicht sein, Captain», sagte Ives.
Starbuck nickte. «Du kannst also nicht weiter?»
«Schätze nicht.»
Die anderen Nachzügler murmelten ihre Zustimmung. Sie waren alle zu müde, zu sehr von Schmerzen gequält, zu verzweifelt und zu unglücklich, um auch nur daran zu denken, den Marsch fortzusetzen. Alles, was sie wollten, war, sich neben der Straße fallen zu lassen, und über diesen Gedanken an sofortige Erholung hinaus hatten sie keine Sorgen oder Ängste.
«Dann kannst du hierbleiben», sagte Starbuck zu Ives.
Truslow knurrte einen Widerspruch. Die anderen Nachzügler grinsten erfreut, als sich Ives, der seine Schlacht offenbar gewonnen hatte, auf die Füße kämpfte.
«Da wäre nur noch eins», sagte Starbuck liebenswürdig.
«Captain?» Ives war nun eifrig darauf bedacht, einen guten Eindruck zu machen.
«Du kannst hierbleiben, Ives, aber ich kann dich keine Ausrüstung behalten lassen, die der Regierung gehört. Das wäre nicht fair, oder? Wir wollen den Yankees schließlich nicht unsere teuren Waffen und Uniformen schenken, nicht wahr?» Er lächelte.
Mit einem Schlag war Ives misstrauisch geworden. Er schüttelte zögernd den Kopf, aber er verstand eindeutig nicht, was Starbuck da sagte.
Starbuck drehte sich zu seiner Kompanie um. «Amos, Ward, Decker, hierher!» Die drei Männer rannten zu Starbuck, der zu Ives hinübernickte. «Zieht den feigen Bastard aus. Und zwar bis auf die Haut!»
«Das können Sie nicht …», setzte Ives an, aber Starbuck trat einen Schritt auf ihn zu und rammte ihm die Faust in den Magen, dann verpasste er ihm mit der anderen Hand einen Aufwärtshaken ans Kinn. Wieder fiel Ives in den Schlamm.
«Ausziehen!», sagte Starbuck. «Schneidet ihm einfach die Kleider vom Leib.»
«Gottverdammt», fluchte einer der Nachzügler blasphemisch, als Starbucks Männer Ives die Kleider vom Körper rissen und zerrten. Truslow, der inzwischen breit grinste, hatte dem Mann Gewehr und Munition abgenommen. Ives schrie, dass er bei der Legion bleiben wolle, doch Starbuck wusste, dass er ein Exempel statuieren musste, und es war Ives’ Pech, der Mann für dieses Exempel zu sein. Er schlug und trat um sich, aber er war kein Gegner für Starbucks Männer, die ihm die Stiefel auszogen, ihm sein Bündel und seine Decke wegrissen, ihm die Hosen herunterzerrten und ihm den Uniformrock und das Hemd vom Körper schnitten. Schließlich hatte Ives nichts mehr am Leib außer einer schmutzigen Unterhose. Er kam taumelnd auf die Füße, und von dem Hieb, den ihm Starbuck versetzt hatte, tropfte Blut aus seiner Nase.
«Ich gehe weiter, Captain!», flehte Ives. «Wirklich, das mache ich!»
«Zieh deine Unterhose aus», sagte Starbuck grob.
«Das können Sie nicht verlangen!» Ives wich zurück, aber Robert Decker stellte ihm ein Bein, dann beugte er sich über ihn und riss Ives die ausgefranste Unterhose weg, sodass er splitternackt in Schlamm und Regen lag.
Starbuck sah die anderen Nachzügler an. «Wenn irgendeiner von euch hierbleiben und Bekanntschaft mit den Yankees machen will, dann soll er sich jetzt ausziehen! Wer das nicht will, marschiert weiter.»
Sie marschierten alle weiter. Einige mit übertriebenem Hinken, um zu zeigen, dass sie aus einem ernsthaften Grund zu den Nachzüglern gehörten, aber Starbuck schrie, er könne einen Krüppel noch viel schneller ausziehen als einen gesunden Mann, und das brachte die Nachzügler dazu, merklich schneller zu gehen. Einige rannten sogar, als wollten sie so bald wie möglich aus Starbucks und Truslows Reichweite kommen, und sie verbreiteten die Nachricht, dass in der Nachhut der Legion kein Mitleid zu erwarten war.
Ives bettelte um seine Kleidung. Aber Starbuck zog nur seine Pistole. «Mach, dass du wegkommst, zum Teufel!»
«Das können Sie nicht verlangen!»
Starbuck schoss. Die Kugel schlug in den Schlamm vor Ives’ kreideweißen Beinen ein. «Lauf!», rief Starbuck. «Geh zu den Yankees, du Hundesohn!»
«Ich bring dich um!», brüllte Ives. Er rannte inzwischen, lief splitterfasernackt die Straße nach Manassas hinunter. «Ich bring dich um, du Yankee-Bastard!»
Starbuck schob den Revolver ins Halfter und grinste Truslow an. «Sehen Sie, Sergeant? Ein
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