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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hatte. Johnston vermutete, dass die Yankees einen weiten Bogen schlagen würden, um den Flusslauf zu kreuzen, und dass es somit zu einer großen Schlacht in Culpeper County kommen würde; einer Schlacht, bemerkte Bird gegenüber Starbuck, die den Kampf bei Manassas wie ein kleines Geplänkel erscheinen lassen würde.
    Der Rückzug führte die Legion über dieses alte Schlachtfeld. Zu ihrer Rechten erstreckte sich der langgezogene Hügel, von dem sie ungeordnet geflüchtet waren, nachdem sie den Überraschungsangriff der Yankees gestoppt hatten, und zu ihrer Linken war der steilere Hügel, auf dem Stonewall Jackson schließlich die Nordstaatenarmee aufgehalten, zum Umkehren gezwungen und zurückgeschlagen hatte. Diese Schlacht war nun schon acht Monate vergangen, und doch zeigte der steile Hügel noch die Narben des Artilleriebeschusses. Dicht bei der Straße stand ein Steinhaus, in dem Starbuck die Ärzte beobachtet hatte, die ins Fleisch der Verwundeten schnitten und sägten, und im Hof dieses Hauses befand sich ein langes, flaches, mit Sand bedecktes Massengrab, das vom Winterregen ausgewaschen war, sodass die rundlichen Endstücke von Knochen weiß aus der roten Erde ragten. In dem Hof gab es auch einen Brunnen, und Starbuck erinnerte sich, dort an diesem schrecklich heißen, von Schießpulverqualm geschwängerten Tag seinen Durst gestillt zu haben. Nun hockte bei dem Brunnen eine Gruppe mürrischer, trotziger Versprengter.
    Die versprengten Soldaten, die alle zu Regimentern gehörten, die vor der Legion marschierten, waren Truslow ein Dorn im Auge. «Sind das Männer oder Weiber?» Die Legion kam an mehr und mehr solcher Nachzügler vorbei. Einigen ging es so schlecht, dass sie nicht anders konnten, doch die meisten waren einfach nur müde oder litten an den Blasen, die sie sich gelaufen hatten. Truslow schnauzte sie an, aber nicht einmal Truslows wilder Zorn konnte die Versprengten dazu bringen, das Blut in ihren Stiefeln zu vergessen und weiterzumarschieren. Bald begannen einige Männer aus den vorderen Kompanien der Legion zurückzufallen. «So geht das nicht», beschwerte sich Truslow bei Starbuck. «Wenn wir so weitermachen, verlieren wir die Hälfte der Armee.» Er entdeckte drei Männer aus der Kompanie A der Legion, stürmte zu ihnen und brüllte, die feigen Bastarde sollten sich gefälligst vorwärtsbewegen. Die drei Männer reagierten nicht, also versetzte Truslow dem Größten von ihnen einen Hieb, und der Mann ging zu Boden. «Steh auf, du Hundesohn!», schrie Truslow. Der Mann schüttelte den Kopf, dann krümmte er sich im Schlamm, als ihn Truslow in den Bauch trat. «Steh auf, du Schmarotzerbastard! Auf!»
    «Ich kann nicht!»
    «Hören Sie auf!», rief Starbuck, und Truslow drehte sich bei diesem direkten Tadel durch seinen Offizier erstaunt um.
    «Ich lasse nicht zu, dass wir wegen dieser Hundesöhne den Krieg verlieren, nur weil sie feige Jammerlappen sind», protestierte Truslow.
    «Ich habe genauso wenig vor, das zuzulassen», sagte Starbuck. Er ging zu dem Mann aus der Kompanie A hinüber, unter den neugierigen Augen von zwei Dutzend anderer Nachzügler, die sehen wollten, wie sich der große, dunkelhaarige Offizier dort durchsetzen wollte, wo der gedrungene, wutsprühende Sergeant versagt hatte.
    Truslow spuckte in den Schlamm, als Starbuck näher kam. «Hast du etwa vor, mit diesem Scheißkerl vernünftig zu reden?»
    «Ja», sagte Starbuck, «genau das mache ich.» Er stand neben dem am Boden liegenden Mann, und die gesamte Kompanie K war stehen geblieben, um die Auseinandersetzung mitzuerleben. «Wie heißt du?», fragte Starbuck den Nachzügler.
    «Ives», sagte der Mann mit schwacher Stimme.
    «Und du kannst nicht mehr weiter, Ives?»
    «Glaub nicht.»
    «Er war schon immer ein Mistkerl und zu nichts zu gebrauchen», sagte Truslow. «Genau wie sein Pa. Ich sag dir, wenn die Ives-Familie Maultiere wären, hätte man das ganze verdammte Pack gleich nach der Geburt erschossen.»
    «Schon gut, Sergeant!», sagte Starbuck vorwurfsvoll, dann lächelte er auf den durchnässten, jämmerlichen Ives hinunter. «Du weißt, wer hinter uns kommt, oder?»
    «Ein paar von unseren Kavalleristen», sagte Ives.
    «Und nach der Kavallerie?», fragte Starbuck freundlich.
    «Yankees.»
    «Verpass dem nichtsnutzigen Bastard einfach ein paar Schläge», knurrte Truslow.
    «Mischen Sie sich nicht ein!», brüllte Ives den Sergeant an. Starbucks freundliche und besonnene Art und die Unterstützung der anderen

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