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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Griffin Swynyard.»
    «Nie von ihm gehört», sagte Bird gut gelaunt. «Es sei denn, er ist ein Swynyard aus der alten Sklavenhalterfamilie? Das wäre eine üble Sache. Mein Vater hat immer gesagt, dass man sich auf der windabgewandten Seite eines Swynyards halten solle. Stinkt dieser Knabe, Murphy?»
    «Nicht ärger als Sie oder ich, Pecker», sagte Murphy. «Aber er sagt, Sie sollen hopp hopp machen.»
    «Könnten Sie ihm vielleicht ausrichten, dass er mich stattdessen mal am Abend besuchen kann?», schlug Bird fröhlich vor.
    «Eher nicht, Pecker», sagte Murphy bedauernd. «Eher nicht. Er hat neue Befehle für uns, wissen Sie. Wir wechseln das Korps.»
    «O Gott, nein», sagte Bird, der die schreckliche Wahrheit erraten hatte. «Faulconer?»
    Murphy nickte. «Ich fürchte ja, Pecker. Faulconer selbst ist nicht hier, aber Swynyard ist sein neuer Stellvertreter.» Murphy hielt inne, dann sah er Starbuck an. «Sie sollen auch zu ihm kommen, Nate.»
    Starbuck fluchte. Aber Flüche würden ihm auch nicht helfen. Washington Faulconer hatte sich seine Brigade gesichert, und damit hatte er sich auch seine Legion zurückgeholt.
    Und plötzlich schien es tatsächlich ein Tag der Niederlage zu sein.
     
    Eine Gruppe Männer, Zivilisten und Uniformierte, ging langsam an der aufgegebenen Befestigungsanlage nördlich des Eisenbahndepots von Manassas entlang. Der Tag neigte sich dem Ende zu, und das letzte trübe Licht, das sein Elend beschienen hatte, verblasste. Der Regen verwandelte die Feuer, die von den Konföderierten beim Rückzug gelegt worden waren, in feuchte, qualmende Haufen übelriechender Asche, in denen die eben eingetroffenen Nordstaatler auf der Suche nach Erinnerungsstücken herumstocherten. Die Stadtbewohner bedachten die einmarschierenden Yankees, die ersten Nordstaatler seit Kriegsbeginn, die in Manassas auftauchten, mit finsteren Blicken. Ein paar freie Schwarze bereiteten den Unionstruppen einen besseren Empfang, indem sie Platten mit Blechkuchen und Keksen herausbrachten, doch selbst diese Großzügigkeit war von Vorsicht begleitet, denn die Nordstaaten-Sympathisanten der Stadt konnten nicht sicher sein, dass das Kriegsglück nicht wieder den Süden begünstigen und die konföderierte Armee zurückbringen würde.
    Doch für den Moment kontrollierten die Nordstaaten den Eisenbahnknotenpunkt, und der Kommandant der Einheit inspizierte die Erdwälle, die von den zurückweichenden Konföderierten aufgegeben worden waren. Major General George Brinton McClellan war ein kleiner, kräftig gebauter Mann mit einem rundlichen, frischen und jungenhaft wirkenden Gesicht. Er war erst fünfunddreißig Jahre alt, machte aber seine Jugend mit steifer Würde wett, und sein ständig mürrischer Blick sollte dabei helfen, seine geringe Körpergröße auszugleichen. Zudem ließ er sich einen Schnurrbart stehen, der ihm seiner irrigen Annahme zufolge größere Autorität verlieh, in Wirklichkeit jedoch erst recht betonte, wie jung er war. Nun blieb er in der qualmerfüllten Luft des Eisenbahnknotenpunkts stehen, um einen der Holzkloben zu begutachten, die wie die Mündungen von Kanonenrohren über die durchnässten Schießscharten hinausragten.
    Ein Dutzend Stabsoffiziere blieb hinter dem Major General stehen und starrte mit ihm den triefenden, schwarz gestrichenen Kloben an. Keiner sprach ein Wort, bis schließlich ein beleibter Zivilist die lastende Stille brach. «Das ist ein Holzkloben, General», sagte der Zivilist mit ätzendem Spott. «Bei uns daheim in Illinois nennen wir das einen Baumstamm.»
    Major General George Brinton McClellan würdigte diese Bemerkung keiner Antwort. Stattdessen ging er zur nächsten Schießscharte, wobei er sorgfältig darauf achtete, mit seinen blankgewichsten Stiefeln nicht in tiefere Pfützen zu treten, und widmete einem von dem ersten nahezu ununterscheidbaren Holzkloben eine ebenso ernste Betrachtung. Ein Rebell hatte mit Kreide zwei kurze Worte auf die Mündung der Kanonenattrappe geschrieben. «Ho Ho.»
    «Ho ho», sagte der Mann aus Illinois. Er war mittleren Alters, rotgesichtig, Kongressabgeordneter und stand Präsident Lincoln nahe. Solch eine Beziehung hätte die meisten Offiziere davon abgehalten, den Politiker zu brüskieren, aber McClellan hielt den Kongressabgeordneten für einen der verabscheuungswürdigen republikanischen Proleten, die den Winter damit verbracht hatten, die Potomac-Armee für ihre Untätigkeit zu verhöhnen. «Alles ruhig am Potomac», gingen die

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