Starbuck. Der Verräter (German Edition)
Adam weiter, in der Nähe der kleinen College-Stadt Williamsburg, hatte Magruder weitere Erdfestungen anlegen lassen, die derzeit jedoch unbemannt waren. Davon abgesehen, sagte Adam, gab es keine Verteidigungsstellungen zwischen Fort Monroe und den neuen Schützengräben und Redouten, die von General Robert E. Lee um Richmond angelegt wurden. Adam hatte entschuldigend hinzugefügt, diese Informationen seien schon etwa eine Woche alt und er habe gehört, dass bald noch mehr Verstärkung zu General Magruder geschickt würde, über die er weitere Einzelheiten zu berichten versprach, sobald er etwas in Erfahrung gebracht habe.
Diese weiteren Einzelheiten waren jedoch nie gekommen; im Gegenteil, es waren keine Neuigkeiten irgendwelcher Art von Adam oder Timothy Webster eingetroffen. Ihr unvermitteltes Schweigen war besorgniserregend, auch wenn James nicht glaubte, dass es militärische Bedeutung hatte, denn jede einzelne Meldung, die aus dem aufständischen Virginia eintraf, bestätigte nur die Genauigkeit von Adams erstem detaillierten Bericht über die Verteidigung der Halbinsel. Die Berichte stimmten alle darin überein, dass Magruders Linien sehr dünn besetzt waren und dass das Letzte, womit die Rebellen rechneten, ein Großangriff von der Seeseite aus wäre, und deshalb verstand James nicht, warum sich Pinkerton von solchen Berichten nicht beruhigen ließ. Jetzt, als sie auf der Veranda des Hauses in Alexandria warteten, versuchte James seinen Vorgesetzten von der Glaubwürdigkeit der Berichte zu überzeugen, die durch die Rebellenfront kamen. «Magruder kann selbst mit dieser Verstärkung nicht mehr als vierzehntausend Mann haben», sagte James entschieden. Er hatte restlos alle Berichte gelesen, die aus dem Süden gekommen waren, und nur eine Handvoll der Meldungen widersprachen Adams Zahlen, und diese Handvoll, so vermutete James, war absichtlich lanciert worden, um das Oberkommando der Union in die Irre zu führen. All seine Instinkte sagten James, dass der neue Napoleon den Gegner mit verächtlicher Leichtigkeit beiseitefegen würde. Die hundertzehntausend Mann, die von den Kais Alexandrias ablegten, würden auf gerade mal vierzehntausend oder fünfzehntausend Rebellen treffen, und James verstand die Bedenken Pinkertons beim besten Willen nicht.
«Sie wollen uns einfach glauben lassen, dass sie schwach sind, Jimmy!», erklärte Pinkerton nun seine Zweifel. «Sie wollen uns tief auf ihr Gebiet locken, bevor sie zuschlagen!» Er ahmte ein paar Boxhiebe nach. «Denken Sie an Ihre Zahlen!»
James hatte in den vergangenen beiden Wochen an kaum etwas anderes gedacht, doch er hielt den kleinen Schotten weiter bei Laune. «Wissen Sie etwas, das ich nicht weiß, Major?»
«Im Krieg, James, kämpfen nicht alle Männer.» Pinkerton hatte an einem anderen Tisch auf der Veranda Papiere durchgesehen, doch jetzt, nachdem er einen Briefbeschwerer auf die Papiere gelegt hatte, damit sie nicht vom Wind durcheinandergeweht wurden, begann er auf den Dielen auf und ab zu gehen. Auf dem Fluss manövrierte im fahlen Sonnenlicht ein großer Transatlantikdampfer zu dem Landeplatz, an dem sich drei Regimenter aus New Jersey bereithielten. Die enormen Schaufelräder des Schiffes wühlten gewaltig im Wasser, und ein kleiner Schlepper stieß wütende schwarze Rauchwolken aus, als er mit seinem gepolsterten Bug an den eleganten Bug des Dampfers stieß. Eine der Regimentskapellen spielte «Rally Round the Flag, Boys!», und Pinkerton schlug den Takt dazu, während er über die Veranda schritt. «Im Krieg, Jimmy, führen nur die wenigsten Männer wirklich ein Gewehr oder ein Bajonett gegen den Feind, obwohl Tausende mehr ihren Dienst leisten, und zwar sehr anständig! Sie und ich kämpfen für die Union, aber wir marschieren nicht durch den Schlamm wie einfache Soldaten. Stimmen Sie mir da zu?»
«Gewiss», sagte James zögernd. Er konnte sich nicht überwinden, Pinkerton mit «Bulldogge» anzusprechen, auch wenn andere Mitglieder der Abteilung den Spitznamen des kleinen Schotten fröhlich anwendeten.
«So!» Pinkerton drehte am Ende der Veranda um. «Wir sind uns also einig, dass nicht jeder Mann im Glied mitgezählt wird, sondern nur diejenigen, die tatsächlich ein Gewehr tragen, verstehen Sie, worauf ich hinauswill? Hinter diesen waffentragenden Helden, Jimmy, stehen eine Menge Köche und Schreiber, Signalgeber und Fuhrmänner, Stabsmitglieder und Generäle, Militärmusiker und Ärzte, Ordonnanzen und Militärpolizisten, Pioniere
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