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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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davon überzeugt hatte, dass sie die bestausgerüstetsten, bestausgebildetsten und bestgeschultesten Soldaten in der Geschichte der Republik, wenn nicht gar in der gesamten Geschichte der Menschheit waren, und auch wenn sich die politischen Gegner Little Macs über seine übergroße Vorsicht beschwerten und sarkastische Lieder darüber sangen, dass am Potomac alles ruhig sei, wussten die Soldaten, dass ihr General einfach nur auf den perfekten Augenblick zum Vorstoß gewartet hatte. Und dieser Augenblick war nun gekommen, als Hunderte von Schaufelrädern und Schiffsschrauben den Potomac weiß schäumen ließen und Hunderte von Schornsteinen den Kohlenrauch in einen blauen Frühlingshimmel hinaufschickten. Kapellen spielten, die ersten Schiffe glitten flussabwärts, und sie senkten die Flaggen, als sie an George Washingtons Gut Mount Vernon vorbeidampften.
    «Sie brauchen mehr als eine edle Gesinnung», sagte Allan Pinkerton düster zu James. Die Mitarbeiter von General McClellans Geheimdienstbüro warteten in einem requirierten Haus in der Nähe des Alexandria-Kais, bis der General selbst zum Absegeln bereit war, und an diesem Vormittag, an dem James und sein Vorgesetzter über die Eisenbahnlinie hinweg auf die belebten Kais schauten, erwartete Pinkerton Besuch. Die anderen Mitarbeiter des Büros waren damit beschäftigt, die jüngsten Informationsbruchstücke zu sortieren, die aus dem Süden eingetroffen waren. Jeder Tag brachte eine vollkommen unverdauliche Masse solcher Informationen von Deserteuren oder entlaufenen Sklaven oder Sympathisanten des Nordens, deren Briefe über den Rappahannock geschmuggelt wurden. Doch Pinkerton vertraute keiner dieser Nachrichten. Er wollte etwas von seinem besten Agenten hören, von Timothy Webster, und durch Webster von James’ mysteriösem Freund, doch nun herrschte in Richmond schon seit Wochen unheilvolle Stille. Das Gute an dieser Stille war, dass in den Richmonder Zeitungen auch nicht über irgendwelche Verhaftungen berichtet wurde und keine Gerüchte über hochrangige Südstaaten-Offiziere, die des Verrats angeklagt wurden, nach Norden gedrungen waren. Dennoch beunruhigte Pinkerton Websters Schweigen. «Wir müssen dem General die bestmöglichen Geheimdienstinformationen verschaffen», erklärte er James wiederholt. Pinkerton bezeichnete General McClellan niemals als Little Mac und nicht einmal als neuer Napoleon, sondern immer nur als den General.
    «Wir können den General doch sicher dahingehend beruhigen, dass die Halbinsel nur eine schwache Verteidigung besitzt, oder?», bemerkte James. Er arbeitete an einem kleinen Klapptisch, den er auf die Veranda gestellt hatte.
    «Ah! Aber das ist genau das, was der Süden uns weismachen will», sagte Pinkerton und wandte sich lebhaft um, weil er feststellen wollte, ob das gerade lauter werdende Hufgeklapper seinen Besuch ankündigte. Doch nur ein einzelner Reiter passierte das Haus, und Pinkerton entspannte sich. «Bevor ich keine weiteren Nachrichten von Ihrem Freund habe, glaube ich gar nichts!»
    Adam hatte durch die Vermittlung Timothy Websters schon eine Antwort geschickt, und diese eine Antwort war erstaunlich detailliert gewesen. Bis auf die Kanonen, hatte Adam geschrieben, waren die Verteidigungsstellungen, die Fort Monroe gegenüberlagen, sehr schwach bestückt. Major General Magruder bewachte das Fort mit vier schwachen Brigaden, die lediglich aus zwanzig unterbesetzten Bataillonen bestanden. Bei der letzten Infanteriezählung war man bei diesen Bataillonen auf gerade zehntausend Mann gekommen, von denen Magruder die meisten in den Wallfestungen auf Mulberry Island auf der südlichen Seite der Halbinsel und in ähnlichen Stellungen bei Yorktown auf der nördlichen Seite konzentriert hatte. Einige der Verteidigungsanlagen von Yorktown, hatte Adam pedantisch hinzugefügt, waren Überbleibsel der gescheiterten britischen Verteidigung von 1783 . Die vierzehn Meilen zwischen Yorktown und Mulberry Island wurden von kaum viertausend Mann und ein paar Wallfestungen bewacht. Magruders Truppenschwäche wurde teilweise von der Bestückung mit Artillerie ausgeglichen, und Adam berichtete unheilverkündend, dass nicht weniger als fünfundachtzig schwere Artilleriegeschütze und fünfundfünfzig leichtere Feldkanonen zur Verteidigung der Rebellen bereitstanden. Dennoch, betonte Adam, konnten selbst all diese Kanonen nicht jeden Pfad oder Weg der Halbinsel abdecken.
    Zehn Meilen hinter der Verteidigungslinie von Yorktown, berichtete

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