Stardoc 01 - Die Seuche
eine alles andere als höfliche Geste. »Tja, es geht Ihnen offensichtlich besser.«
Mein Magen drehte sich, und in meinem Kopf brummte es. »Besser kann man das nun wirklich nicht nennen, Blumengesicht.«
»Ich meinte, dass das Gegenmittel wirkt. Ihr Kreislauf war randvoll mit Betäubungssaft.«
»Ich habe davon gehört. Wie lang war ich außer Gefecht?«
»Ihr Shuttle ist gestern Abend gelandet. Wir haben jetzt die mittlere Schicht der nächsten Umdrehung.«
Ich setzte mich einigermaßen mühelos auf, und sogar mein Kopf wurde klarer. »Wo sind Reever und Dhreen?«
»Die beiden sind noch bei der Sicherheit und werden befragt. Dort werden Sie übrigens auch erwartet, sobald Sie wieder auf den Beinen sind. Morgen vielleicht?«
»Bringen Sie mir was zum Anziehen.« Ich stand auf und war erfreut, dass ich weder schwankte noch zitterte. Na ja, vielleicht ein bisschen in den Knien, aber das konnte Ecla nicht sehen.
»Warum sind Ärzte nur immer die schlimmsten Patienten?«, fragte sich die Psyoranerin und brachte mir einen Kittel und eine Hose. Ich zog mich, so schnell es ging, an. Mein Magen rumpelte immer noch und drohte, alles noch schlimmer zu machen, als es ohnehin schon war.
Ich schenkte ihr einen mürrischen Blick. »Weil wir damit durchkommen.«
Es dauerte einige Minuten, die Schwester davon zu überzeugen, dass sie mich gehen lassen konnte, ohne Doktor Mayer oder Verwalterin Hansen zu benachrichtigen. Danach verließ ich die Klinik und musste meinen Gleiter suchen, der von seinem üblichen Parkplatz in eine Bucht hinter dem Seiteneingang gebracht worden war. Ich setzte mich ans Steuer und aktivierte die Startsequenz, da erwachte der kleine Bildschirm in der Konsole zum Leben, und das Gesicht von Joseph Grey Veil erschien.
»Sieh an, sieh an, wer sich da in mein Auto verirrt hat.« Ich schaute auf die Anzeige. »Und auch noch per Direktverbindung. Wenn du so weitermachst, musst du bald deine Keramiksammlung verkaufen.«
»Cherijo. Der Vorfall auf dem Mond von Caszaria wurde mir zu Gehör gebracht. Ich war in Sorge …«
»… dass dein Plan, mich zurückzuholen, nicht funktioniert hat?«, vollendete ich den Satz für ihn.
»Ich versichere dir …«
»Spar dir das, Doktor.« Ich drehte die Nase des Gleiters in Richtung Sicherheit und fuhr los. »Ich habe den Idioten außer Gefecht gesetzt, den du angeheuert hast.«
»Würdest du mich bitte wenigstens einen Satz vollenden lassen?«, fragte mein Vater.
Ich schaute auf den Bildschirm. »Nur zu.«
»Wenn ein Wissenschaftler die Kontrolle über ein Experiment verliert, muss die gesamte Prozedur erneut durchgeführt werden. Die ursprünglichen Ergebnisse müssen entsorgt werden.«
Unglaublich. »Drohst du mir etwa?«
»Ich spreche lediglich eine Warnung aus.«
»Ich verstehe.« Ich verpasste meinem Temperament einen mentalen Maulkorb. »Nur, damit ich das richtig verstehe: Da die Drogen und die Entführung fehlgeschlagen sind, wirst du mich umbringen lassen, wenn ich nicht zurückkomme? Und dann wirst du all das mit einem weiteren, unwissenden Kind inszenieren?«
»Du hast subtile Hinweise immer schon gut erkannt«, sagte mein Vater.
Ich hielt vor dem Gebäude der Sicherheit und wandte ihm dann meine ganze Aufmerksamkeit zu. »In Ordnung, Doktor. Du solltest das Folgende jetzt ebenfalls erkennen: Wenn es auch nur das kleinste Anzeichen dafür gibt, dass du deine ›ursprünglichen Ergebnisse entsorgen‹ willst, werde ich dafür sorgen, dass die Liga einen vollständigen Bericht über deine Aktivitäten erhält.«
»Du kannst nicht …«
»Ich werde das genetische Material aus deinem Labor als Beweismittel beifügen. Haben wir uns verstanden?«
»Sie werden dich finden und in Gewahrsam nehmen. Das führt zu deiner Exekution.«
»Prima.« Als wenn ich jemals zulassen würde, dass ich in die Hände der Liga fiel. »Das wäre, so wie ich mich im Moment fühle, eine Änderung zum Besseren.«
»Ich kann nicht zulassen, dass du das tust.«
»Ich weiß. Ich verlasse mich darauf.« Ich starrte den Bildschirm an.
»Auf Wiedersehen, Doktor Grey Veil. Ruf mich nie wieder an.«
»Ich werde dich zurückholen …«
»Nicht, solange ich etwas dagegen tun kann.« Mein gefesseltes Temperament befreite sich, und ich sah, wie meine Faust den Bildschirm in ein Spinnennetz aus Rissen verwandelte.
Jeder hatte seine Grenzen, und er hatte mich gerade über meine getrieben. Ich riss einen Streifen meines Kittels ab und umwickelte damit ruhig meine blutende Hand,
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