Stardoc 01 - Die Seuche
Joseph Grey Veil sich regelmäßig hatte einfliegen lassen. Ich war froh, dass ich keinen Geschmack daran gefunden hatte.
Der Pathologe sah mich, eilte aufgeregt aus seinem Büro und geleitete mich hinein.
»Kommen Sie, kommen Sie«, summte seine Stimme aus meinem TE. »Das müssen Sie sich ansehen, Doktor Grey Veil.«
Er brachte mich in den Aufbewahrungsbereich, in dem die sterblichen Überreste bis zur Beseitigung gelagert wurden. Augenscheinlich hatte Karas verfügt, dass er im Todesfall nach Chakara zurückgeschickt werden sollte. Frachtraum in dieses System war nur sehr begrenzt verfügbar, darum war er noch nicht nach Hause geflogen worden.
Doktor Crhm und ich wuschen uns und legten Masken und Handschuhe an, bevor wir an die Untersuchung gingen. An der Wand mit den Schubfächern drückte der Pathologe die Tasten an den Behältern, die für Organe reserviert waren, die bei der Autopsie entfernt worden waren. Interne Umweltkontrollen hielten das Gewebe in tadellosem Zustand. Crhm entnahm den Behälter mit der Lunge des Chakaraners und brachte ihn zum Untersuchungstisch.
»Ich habe gerade ihre Anfrage nach Gewebeproben aus der Lunge bearbeitet, da fiel mir die Abnormität auf«, erzählte mir Crhm, holte dabei die Organe heraus und breitete sie auf einer Biopsie-Fläche aus.
Die Lunge hätte hellviolett sein sollen, wie es bei Chakaranern üblich war. Karas' Lunge war abgestorben, dunkellila und durch den Verlust an Volumen und zellularem Zusammenhalt stark deformiert.
Doktor Crhm wies mit einer kleinen Lampe auf den hinteren Bereich. »Hier – sehen sie diese Substanz?«
Ich zog den an der Decke angebrachten Vergrößerungsapparat herunter und sah durch ihn eine gelbliche Substanz, die das Äußere der beiden unteren Lungenflügel umgab. Meine Stimme wurde von der Maske leicht gedämpft. »Was ist das?«
»So habe ich zuerst auch reagiert«, sagte Crhm. »Was glauben Sie, was es ist?«
»Ein Empyem vielleicht; aber das erklärt den Gewebeschaden nicht.« Ich schob den Vergrößerer höher und lehnte mich näher heran. Das war seltsam. Das äußere Gewebe war zerstört, als ob diverse Bereiche des Organs weggefressen worden wären. Nein, nicht weggefressen. Entfernt. »Ich habe noch keinen pneumonischen Abszess an der Außenseite der Lunge gesehen.« Es gab die entfernte Möglichkeit, dass es von Karas' Magen stammte, aber das hätte ich bemerkt. Ich fragte trotzdem. »Irgendwelche Anzeichen für eine gastropleurale Fistel?«
»Nein. Der Magen war intakt, und es gab auch keine Anzeichen für ausgetretene Magensäure.«
»Einen Moment«, sagte ich und starrte auf das Gewebe. »Das hier hätte ich bei meinen Scans bemerkt. Seine Lunge war bei seinem Tod weitgehend intakt. Das kann nicht durch eine atropische Reaktion nach dem Tod hervorgerufen worden sein.« Ich sah es mir genauer an. »Könnte das eine Kolonie anaerober Bakterien sein, die hierher gewandert ist und ihr Lager in den Zellen aufgeschlagen hat?«
Die meisten anaeroben Bakterien brauchten für ihr Wachstum eine niedrigere Sauerstoffkonzentration und festes Gewebe; bei einigen durfte auch gar kein molekularer Sauerstoff mehr vorhanden sein. Vielleicht hatten sie aus Karas' Lunge herauskommen müssen und ihn dabei getötet.
»Anaerobe Bakterien rufen normalerweise eine Gewebsnekrose hervor und treten sehr plötzlich und aggressiv auf«, sagte Crhm, als er sich auf meine Theorie einließ.
»Das passt alles zu dem, was hier am Werk war.«
»Ich habe noch einen Hinweis.« Crhms Augenstiele hüpften vor Zufriedenheit fast auf und ab. »Ich habe die Mengen der unidentifizierten Substanz und des fehlenden Gewebes vermessen. Die Volumen sind augenscheinlich identisch.«
»Ersetzt«, sagte ich. »Wie bei Krebs.«
Crhm nickte, diesmal aber widerwillig. »Das kann ich noch nicht beweisen, Doktor Grey Veil, denn die Substanz wird von unserer Ausrüstung weder als anaerobes Bakterium noch als eine andere Art Krankheitserreger erkannt.«
»Es hätte über die Lungenbläschen oder die Bronchien durch das Zwergfell in die Brusthöhle wandern können.« Das erklärte nicht, was es war oder warum die fehlenden Wirtszellen bei meinen Scans nicht angezeigt worden waren, als Karas noch am Leben gewesen war, aber diese Unstimmigkeiten schob ich vorerst beiseite. Ein Problem nach dem anderen.
»Es gibt keine Zeichen einer Wanderung oder Ausbreitung.«
Ich überprüfte die Organe erneut. »Das bedeutet nichts. Anaerobe Bakterien sind dafür bekannt, bei
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