Stardoc 01 - Die Seuche
Jorenianerin, die ich bisher getroffen hatte. Ihr Name war Tonetka Torin, und sie war die Schwester von Kaos ClanMutter.
»Mein ClanNeffe hat mit großer Wärme von dir gesprochen, Heilerin.«
»Ich fühle mich geschmeichelt, das zu hören.« Meine Abneigung, über Kao zu sprechen, musste offensichtlich gewesen sein, denn anschließend sagte sie nichts mehr über ihn. In der folgenden halben Stunde besprach Tonetka das allgemeine Vorgehen. Schließlich schaute mich die Oberste Heilerin mit ihren scharfen Augen an. »Du siehst ziemlich zerbrechlich aus. Xonea sollte dich wieder in dein Quartier bringen.«
»Nein, bitte.« Ich schaute mit nackter Gier auf den Bildschirm einer Krankenakte. Die ältere Frau brach in Gelächter aus und gab sie mir.
»Komm, Heilerin.« Sie scheuchte Xonea hinaus. »Lass sie hier, sie braucht Arbeit.«
Ich ging mit der Obersten Heilerin auf Visite und sprach die Krankengeschichten der Patienten mit ihr durch. Wie bei den meisten Ärzten stimmten wir nicht in allen Belangen der Tests, Diagnosen oder der Behandlung überein. Trotzdem mochte ich sie. Sie äußerte ihre Meinung, ohne dabei über ihr Ego zu stolpern.
Nachdem wir uns alle dreizehn Fälle angesehen hatten, die im Moment auf der Krankenstation behandelt wurden, übergab die Jorenianerin die Leitung einer Schwester, und wir gingen auf einen Tee in ihr Büro.
Jorenianischer Tee wurde aus Blüten gemacht und schmeckte, wie eine Blume roch. Tonetka erzählte von einigen der langen Reisen, die die Sunlace während ihrer Dienstzeit unternommen hatte. Während sie sprach, spielte sie mit einer Locke ihres Haares, dessen dunkles Schwarz einen tiefroten Einschlag hatte. Ich war überrascht, als ich erfuhr, dass dies ein Zeichen ihres fortgeschrittenen Alters war.
»Ich hätte mich schon vor einem Dutzend Umläufen auf der Heimatwelt zur Ruhe setzen sollen, aber es ist schwer, dieses Leben aufzugeben. Wir hatten das Glück, dass mein Gefährte und ich die Lust am Reisen geteilt haben, aber jetzt bin ich zu alt, um weiterzumachen.« Sie kniff die weißen Augen zusammen und musterte mich nachdenklich. »Die Sunlace wird eine neue Oberste Heilerin brauchen, wenn ich auf die Heimatwelt zurückkehre.«
Ich lächelte. »Es muss ein Dutzend Anwärter für diese Stelle geben.«
»Keiner ist so qualifiziert wie du.«
»Das kann ich kaum glauben.« Ich war überrascht. »Ich habe nicht mal einen ganzen Umlauf als Ambulanzarzt hier auf K-2 hinter mich gebracht. Eine sehr geringe Position, das versichere ich dir.«
»Die meisten Heiler weisen keine so große Bescheidenheit auf«, sagte Tonetka. »Und das solltest du auch nicht. Auf deiner Heimatwelt warst du, so hat man mir erzählt, eine erfahrene Ärztin. Das, in Verbindung mit deinen Erfahrungen in der Öffentlichen Klinik, übersteigt die Qualifikationen der anderen Anwärter bei weitem. Dazu kommen noch deine einmaligen genetischen Verbesserungen …«
»Wegen der ich gejagt werde«, sagte ich. »Denk einen Augenblick daran, Oberste Heilerin. Wie würde sich die Mannschaft der Sunlace fühlen, wenn jemand den Posten übernimmt, der als nicht vernunftbegabt eingestuft wurde?«
Tonetka setzte ihre Teetasse angewidert auf dem Schreibtisch ab. »Hier, Heilerin Grey Veil, bist du eine von uns. Mein Neffe hat dich Erwählt. Dadurch wirst du Teil dieses HausClans, ob du es willst oder nicht.«
Das hätte Maggie nicht besser gekonnt. Ich entschuldigte mich.
Tonetka winkte ungeduldig mit der Hand. »Genug davon. Du erhältst eine Gelegenheit, deine Fähigkeiten zu nutzen, Heilerin. Für Leute, die dich beschützen und ehren werden. Nicht wie diese auf dem Planeten, die deine Fähigkeiten für ihre Zwecke ausgenutzt haben und sich dann von dir abgewandt haben, als es ihnen passte.«
»Ich fühle mich, als würde ich weglaufen«, sagte ich. »Mich vor der Wahrheit verstecken.«
»Wessen Version der Wahrheit? Auf diesem Planeten dort unten wirst du als Nutzvieh angesehen, als Automat. Hier wirst du als die Frau geehrt, die ein Torin Erwählt hat. Hier musst du keine Angst haben oder dich verstellen. Du kannst aufblühen.«
Tonetka ging mit mir von ihrem Büro in eine andere Sektion, wo ein Dutzend jorenianischer Kinder in einer umgebauten Kammer spielten. Sie tobten in einer künstlichen Umgebung herum, die der natürlichen Landschaft ihrer Heimatwelt nachempfunden war. Viele Kinder, die eine tolle Zeit hatten. Tonetka klopfte an die Scheibe.
»Es gibt einige Gründe dafür, dass du mein
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