Stardoc 01 - Die Seuche
versprechen, dass ich das nicht tun werde. Respekt vor der Privatsphäre des Einzelnen muss es in jeder Gesellschaft geben. In diesem Fall haben die Tauschhändler meine Rechte verletzt.«
»Ein interessanter Punkt, Doktor Grey Veil. Der Rat wird ihn in Betracht ziehen.« Die fünf Mitglieder erhoben sich nach kurzer Beratung. »Wir befinden die Angeklagte in Punkt zwei, Bruch eines mündlichen Vertrages, für nicht schuldig, alle weiteren Punkte werden vorerst vertagt.«
Der Rat zog sich zurück, und Doktor Mayer verließ den Konferenzsaal, bevor ich mit ihm sprechen konnte. Ana blieb bei mir, um mir mit dem Papierkram zu helfen, den der Rat verlangte.
»Ich bin nicht überrascht, dass Rogan hinter all dem steckt«, verriet ich Ana, nachdem wir fertig waren. »Ich kann aber immer noch nicht glauben, dass Doktor Mayer für mich ausgesagt hat. Er hasst mich noch mehr als Rogan.«
»Da irrst du dich«, sagte Ana und reichte mir meine Kopie der Disc mit dem Anhörungsprotokoll. »Er hat mich angerufen, nachdem er die Vorladung zur Anhörung erhalten hatte, und darauf bestanden, dass ich als dein Beistand fungiere.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das war die perfekte Gelegenheit, um mich loszuwerden. Warum hat er sie nicht genutzt?«
Ana lächelte. »Frag ihn, Joey.«
Eine halbe Stunde später stand ich vor Mayers Büro, eine Hand zum Klopfen erhoben. Wollte ich wirklich herausfinden, welche Motive der Personalchef hatte? Die Tür öffnete sich unerwartet, und Doktor Mayer schaute mich mit einem erkennbaren Mangel an Enthusiasmus an.
»Kommen Sie herein«, sagte er und hielt die Tür offen. Ich ging hinein, setzte mich und wartete, bis er in seinem Stuhl Platz genommen hatte.
»Sie sind hier, weil Sie wissen wollen, warum ich Sie verteidigt habe.«
Ich hob die Hände. »Wundert Sie das?«
Doktor Mayer lehnte sich zurück. »Ihr Vater hat mich kontaktiert. Er hat verlangt, dass ich Sie entlasse und Sie nach Terra zurückbringen lasse. Als er mich von seiner Forderung nicht überzeugen konnte, fing er an zu drohen.«
Es wurde seltsamer und seltsamer. »Wann war das?«
»Gestern. Er gab an, dass Sie Ihr Zuhause ohne seine Erlaubnis und gegen seine ausdrückliche Anweisung verlassen haben.«
Ich achtete darauf, dass meine Antwort emotionslos und sachlich klang: »Doktor Joseph Grey Veil besitzt nicht länger Fügungsgewalt über mich, Doktor Mayer.« Der weißhaarige Kopf neigte sich zustimmend. »Geradeheraus gefragt: Warum bin ich noch hier?«
»Haben Sie erwartet, dass ich die Forderung Ihres Vaters erfülle?«
»Doktor Mayer, Sie haben doch nach einer Entschuldigung gesucht, mich zu entlassen.«
»Vor meinem Gespräch mit Ihrem Vater hätte ich Ihnen da zugestimmt. Seitdem hat sich meine Einstellung jedoch geändert.« Er richtete sich auf und zupfte seinen Kittel zurecht. »Ich lasse mir nicht drohen. Nicht einmal vom großen Joe Grey Veil.«
Mein Mund klappte auf. Ich hatte noch nie gehört, wie jemand meinen Vater »Joe« nannte. Niemals.
»Als ich Ihren Versetzungsantrag bekam, habe ich ihn zuerst abgelehnt. Wir brauchen dringend qualifizierte Ärzte, aber ich dachte, wegen ihrer geringen Erfahrung wären Sie für die Klinik wenig nützlich. Daraufhin wurde ich zum Leiter der Chirurgie des Quadranten gerufen, damit ich Ihren Antrag doch genehmige.« Sein Gesichtsausdruck verriet mir deutlich, was er davon hielt. »Ich nahm an, dass Ihr Vater seinen Einfluss geltend gemacht hatte, um Ihnen diese Stellung zu verschaffen.«
»Das hat er nicht.« Die Worte des Chefs hatten einiges erklärt, aber nicht alles. »Doktor Mayer, was hat mein Vater gestern genau zu Ihnen gesagt?«
Mayer gab ein rasselndes Geräusch von sich, das ein Lachen gewesen sein könnte. »Er verlangte eine Entlassung wegen Unfähigkeit. Er behauptete, Sie wären von Wahnvorstellungen geplagt und brauchten eine langwierige psychiatrische Behandlung.«
»Ich kann mich daran erinnern, dass Sie mir etwas Ähnliches vorhielten, als ich Ihnen meine ersten Entdeckungen in Bezug auf Karas mitteilte«, sagte ich.
Zum ersten Mal, seit ich William Mayer kannte, schien er sich unwohl zu fühlen. »Ich muss einige fehlerhafte Annahmen in Bezug auf Ihre Person korrigieren.« Er presste die Lippen zusammen. »Ich stimme Ihren Methoden meist nicht zu, Doktor Grey Veil, aber Ihr Können ist unbestreitbar. Sie sind eine ausgezeichnete Ärztin.«
Lob von Mayer. Was kam als Nächstes? Ein Heiratsantrag von Rogan? »Danke sehr.«
»Glauben
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