Stardoc 01 - Die Seuche
die Arbeit.
Es wurden Barrieren errichtet, Kolonisten entfernt. Jemand warf mir einen Notfallkoffer zu, ein anderer ein schweres, eingeschweißtes Bündel. Ich öffnete die Verpackung und zog den dicken Bioschutzanzug an. Sobald ich die Versiegelung aktiviert hatte, rollte ich Rogan auf die Bahre, die mir das Team herübergeschoben hatte.
»Dort stehen bleiben«, sagte ein Milizionär und aktivierte eine ferngesteuerte Biodekon-Einheit. Mein Anzug und die Tücher von Rogans Bahre wurden desinfiziert.
»Machen Sie einen Weg zur Rückseite der Öffentlichen Klinik für uns frei«, sagte ich einem Milizionär. Ich betätigte ein Eingabefeld auf der Außenhülle der Evak-Einheit, und Doktor Mayers Gesicht erschien auf dem Bildschirm.
»Statusbericht, Dr. Grey Veil?«
»Doktor Rogan hat versucht, mich anzugreifen. Er hat sich mit einer pneumonischen Krankheit infiziert. Ich hatte direkten Körperkontakt.«
»Identifikation?«
»Ich kann es nicht benennen. Mein Scanner erkennt nichts.«
»Übertragung?«
»Unbekannt. Vermutlich aerosol oder Tröpfcheninfektion.«
Der Chef schaute düster drein. »Empfehlung?«
»Isolation der Stufe eins für meinen Aufenthaltsort. Lassen Sie Luftproben nehmen, sobald wir hier weg sind. Doktor Rogans Privaträume sollten ebenfalls versiegelt werden.« Ich verlangte nicht, dass jeder, mit dem Rogan Kontakt gehabt hatte, untersucht wurde. Das könnte die halbe verdammte Kolonie sein.
»Wie ist Rogans Zustand?«
»Kritisch. Wir kommen jetzt zu Ihnen.«
Ich konnte den klobigen Bioschutzanzug nicht ablegen, bis wir durch den Hintereingang in die Klinik und dort in den speziellen Trakt gelangt waren, der für solche Fälle reserviert war. Sobald wir dort waren, erschien Mayer vor der Absperrung. Ich hievte Rogans schweren Körper auf die Untersuchungsliege.
»Bringen Sie mich auf den neuesten Stand, Doktor Grey Veil.«
»Einen Augenblick«, sagte ich. Es würde mir keine Schwester assistieren können. Man konnte nicht riskieren, dass noch jemand der Krankheit ausgesetzt wurde. Ich schlüpfte aus dem klobigen Anzug und begann mit meinen Scans.
Rogan war drauf und dran, an Sauerstoffmangel zu sterben. Seine Lungen waren fast vollständig gefüllt, und seine Lebenszeichen waren miserabel. Die höhern Hirnfunktionen fielen bereits aus.
»Alle vier Lungenflügel sind stark entzündet. Massive Flüssigkeitseinlagerung. Große Emphyseme an verschiedenen Stellen, und während ich spreche, bilden sich Abszesse. Ich muss seine Lungen sauber kriegen, oder er erstickt.«
»Halten Sie zuerst mit Antibiotika dagegen.«
Ich funkelte ihn an. »Medikamente helfen nicht schnell genug. Seine Physiologie ist halb terranisch. Ich muss ihn jetzt beatmen.«
»Er ist nicht stabil genug …«
»Wir haben keine Zeit mehr!«, schrie ich die Absperrung an. »Wir haben keine andere Wahl!«
Mayer nickte kurz, und ich machte mich an die Arbeit.
Rogans Augen öffneten sich, als ich den Tubus durch seinen Mund einzuführen versuchte. Trotz seines Zustandes schaffte er es, den Arm zu heben und mich wegzuschieben.
»Nein, ich habe nicht die Zeit, Sie zu anästhesieren«, sagte ich, aber er wandte den Kopf ab, als ich den Tubus erneut ansetzte. »Hören Sie auf … wehren Sie sich nicht dagegen!«
Sein Mund klaffte auf, und er versuchte verzweifelt, genug Luft einzusaugen, um seine Stimmbänder benutzen zu können.
»Neeeeeeein …«
Ich hatte eine Idee, die vielleicht funktionierte. »Hören Sie mir zu, Phorap, Sie müssen mir helfen«, sagte ich. »Ich kann das nicht alleine. Bitte!«
Der Appell an seine Eitelkeit wirkte. Er erlaubte mir, den Tubus einzuführen und ihn zu beatmen. Es war nur eine vorübergehende Maßnahme, aber vielleicht konnten wir ihn so lange genug am Leben halten, bis wir eine Behandlungsmethode fanden. Ich würde ihn später operieren müssen und eine Drainage legen, um die Flüssigkeit aus seinen Lungen zu bekommen.
»Status.« Mayers Stimme war voller Ungeduld.
»Im Moment geht es ihm gut. Ich habe Doktor Rogan intubiert.« Ich drehte mich zum Chef um. »Er zeigt dieselben Symptome wie Alun Karas. Aspirationspneumonie.«
»Zeigt Rogan Anzeichen einer Vomitus-Aspiration?«
»Nein«, sagte ich. »Aber irgendwas ist in seine Lungen geraten. Mein Scanner kann nicht herausfinden, was es ist. Könnte es ein exotisches Mycoplasma sein?«
»Auch eine Zwischenstufe zwischen einem bakteriellen und einem viralen Krankheitserreger würde von unseren Scannern angezeigt,
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