Stardoc 01 - Die Seuche
eintraf. Es war eine direkte Verbindung zu Kao Torins Raumshuttle.
»Kao!« Ich grinste seine auf dem Schirm erscheinenden Gesichtszüge unter dem Pilotenhelm an. »Wo bist du?«
»Ich bin gerade auf dem Rückflug von Gra'capa Minor.« Der Jorenianer hatte einige Würdenträger der Liga quer durch den Quadranten eskortiert. Nachdem er einige amüsante Einzelheiten seiner Mission berichtet hatte, schaute er mich ernst an. »Du hast zu viel gearbeitet, Cherijo.«
»Ich hatte außer Schlafen und Essen keinen Anlass, die Klinik zu verlassen.« Ich würde ihm die grauenvollen Ereignisse der letzten zwei Tage nicht erzählen. »Du warst ja nicht da.«
»Darf ich einen Anlass vorschlagen?« Ich nickte. »Andockstation sechzehn«, sagte er. »Ich lande in zwei Stunden.«
»Ich werde da sein.«
Wenn ich das Labor sofort verließ, hatte ich vor Kaos Ankunft gerade noch genug Zeit, um in meine Unterkunft zu fahren und mich zu reinigen. Auf der Fahrt zu meinem Häuserblock fragte ich mich, warum ich so durcheinander war.
Der unidentifizierbare Erreger nagte natürlich an meinen Nerven. Das Leben von vierundsiebzigtausend Kolonisten lag jetzt quasi in meiner Hand. Was, wenn ich versagte und das Ding außer Kontrolle geriet? Ich erinnerte mich an meine Einführung durch Ana Hansen, bei der ich sie vor genau dieser Art von Szenario gewarnt hatte. Wir wären hilflos und dann alle tot.
Auf der anderen Seite könnte es sich auch einfach nur um die neueste Variante der gemeinen K-2-Grippe handeln, und ich war nur paranoid.
Ich erreichte meine Unterkunft und begrüßte die Katzen. In der Reinigungseinheit verdrängte ich die Gedanken an mein berufliches Problem und dachte über die privaten nach.
Lisettes Enthüllungen über Duncan Reever liefen wieder und wieder in meinem Kopf ab. Dieses kurze Gespräch sorgte dafür, dass ich mich sehr unwohl fühlte. Sie bemerken nicht, wie er Sie anschaut , hatte sie gesagt. Wie schaute mich der Oberste Linguist denn an? Duncan hegt Gefühle für Sie. Tja, wenn er das tat, dann nicht, weil ich ihn ermutigt hatte. Ich hatte mit ihm gestritten, ihn angeschrien und hatte ihm sogar eine verpasst, aber ermutigt hatte ich ihn nie. Nein, entschied ich, Lisette bildete sich die ganze Sache nur ein.
Bevor ich mich zum Raumhafen aufmachte, um Kao zu treffen, fütterte ich Jenner und unterhielt mich kurz mit Alunthri. Ich sollte mich freuen, ihn zu sehen, rügte ich mich auf dem Weg zu den Shuttledocks. Aber sogar der Jorenianer bereitete mir Sorgen.
Ich hatte praktisch zugestimmt, seine Erwählte zu werden, aber ich musste Kao noch verraten, mit wem er sich da einließ. Es war schlimm genug, dass ich Terranerin war. Wie würde Kao reagieren, wenn er herausfand, dass seine Zukünftige ein genetisch modifizierter Klon war? Würde es seine Gefühle verändern? Ihn anwidern? Wie sollte ich die richtigen Worte finden – vom Mut ganz zu schweigen –, um es ihm zu sagen?
Ach übrigens, Kao, meine Mutter war in Wirklichkeit eine embryonale Kammer.
Macht es dir etwas aus, dass mein Vater in Wirklichkeit auch mein Zwillingsbruder ist?
Was denkt dein HausClan über komplexe Mutationen der Desoxyribonukleinsäure in der Familienblutlinie?
Ich hatte solche Angst davor, es ihm zu sagen, weil ich ihn dadurch verlieren könnte. Ich hatte nicht vorgehabt, mich zu verlieben, aber es war geschehen. Und jetzt konnte ich mir ein Leben ohne Kao Torin nicht mehr vorstellen.
Als sein Raumshuttle landete, lief ich an Rampe sechzehn auf und ab. Kao brachte den letzten Biodekon-Scan hinter sich und kam hinter den Passagieren die Rampe hinunter. Seine Augen wanderten über die Menschenmenge, bis sich unsere Blicke trafen.
Ich erwartete, dass er lächelte und mir einen Gruß zurief, aber stattdessen blieb er ruhig stehen. Ein Ausdruck wie Schmerz überzog seine Gesichtszüge, als er mich anschaute.
Nein, kein Schmerz. Verlangen. Hunger. Einsamkeit. Woher ich das wusste? Ich fühlte das Gleiche.
Plötzlich drängte ich mich durch die Menge, um zu ihm zu gelangen. Ich streckte meine Hände aus, um seine zu ergreifen, und im nächsten Moment wurde ich schon in die Luft gehoben. Kaos kräftige Arme rissen mich von den Füßen.
»Cherijo«, sagte er. Ich berührte sein Gesicht. Dieses eine Mal war ich vollkommen sprachlos. Er ging die Rampe hinunter und trug mich vor all den Leuten davon. Ich verbarg mein Gesicht in seinem Pilotenoverall, denn ich schämte mich für diese öffentliche Vorstellung.
Okay, es war
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