Stardoc 02 - Der Klon
reparierte Herz langsam und stark. »Fühlst du das? Das ist das Leben. Sollte etwas so Wertvolles so leicht weggeworfen werden? Wirf es nicht weg, Yetlo. Umarme das Leben.«
Als er sprechen wollte, presste ich ihm einen Finger auf die Lippen.
»Oberste Heilerin«, sagte Squilyp. Er klang nervös. Ich schaute mich um und sah eine ganze Reihe jorenianischer Schwestern hinter ihm stehen. Sie flüsterten miteinander.
Nicht das schon wieder.
Adaola trat vor. »Oberste Heilerin, der Patient hat wiederholt den Wunsch geäußert, die Sterne zu umarmen. Wir können ihm diesen Wunsch nicht verweigern.«
»Seht mir dabei zu«, sagte ich und wandte mich wieder an Yetlo. Wenn Vernunft nicht funktionierte, vielleicht klappte es dann mit Erpressung. Ich nahm seine Hand und drückte sie an meine Kehle. »Spürst du das, Yetlo? Das ist mein Leben. Ich liebe das Leben.« Ich beugte mich näher zu ihm. »Ich wollte mein Leben noch nie aufgeben.«
»Du bist … nicht … ich …«
»Das weiß ich. Aber, wenn ihr Jorenianer Recht habt, warum sollte ich dann mein Leben verlängern? Tod ist nur eine weitere Reise. Du wirst sie nicht alleine antreten. Wenn du deinen Pfad umlenkst, werde ich mit dir gehen.«
Squilyp gab einen erstickten Laut von sich. Eine der Schwestern unterdrückte einen Aufschrei. Die Patienten, die mich hören konnten, setzten sich in ihren Betten auf. Yetlos Hand versteifte sich unter meiner.
»Ganz genau. Wenn du stirbst, Kumpel, werde ich es auch. Überhaupt, warum sollte ich auf dich warten? Ich werde zuerst gehen.« Ich starrte in seine aufgerissenen Augen und rief: »Schwester! Bring mir eine Druckspritze.« Ich lächelte Yetlo an. »Hast du jemals gesehen, wie ein vollständig gesunder Mensch an einem Herzinfarkt stirbt, Yetlo? Sieh mir zu.«
Ich drehte den Kopf, als die Schwester zu mir kam und nahm das Instrument. Dann wählte ich absichtlich eine Überdosis Herzstimulanzmittel aus. »Diese kleine Injektion wird dafür sorgen, dass mein Herz immer schneller schlägt, bis es platzt. Man hat mir gesagt, das wäre ein sehr schmerzvoller Tod.«
»Nein …«, stöhnte der Jorenianer.
»Sieh es als Vorschau. Wenn ich tot bin, kannst du auch was davon haben.«
»Das reicht, Doktor!« Der Omorr versuchte mir die Druckspritze aus der Hand zu nehmen. Ich schlug Squilyps Membranen zur Seite und legte das Instrument in Yetlos Hand. Dann führte ich mit meiner die Spitze an meinen Hals.
»Das ist alles, Yetlo. Du musst nur den Knopf unter deinem Daumen drücken. Los, tu es.«
»Bitte …« Er versuchte verzweifelt seine Hand von meinem Hals wegzuziehen.
Ich hielt sie dort fest. »Was ist los? Es ist eine einfache Prozedur. Ich sage dir, dass ich sterben will. Drück einfach den Knopf und sieh zu.«
»Heilerin …«
»Drück den gottverdammten Knopf!«
»Ich … kann nicht.« Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
»Nein?« Ich gab vor, überrascht zu sein. »Ist doch nicht so einfach, oder? Jemandem beim Sterben zu helfen, wenn man weiß, wie einfach es wäre, ihn am Leben zu lassen?« Ich ließ seine Hand los. Die Druckspritze fiel zu Boden. Ich nahm sein Gesicht in die Hände. »Jetzt weißt du, wie ich mich fühle, wenn du nach deinem Sprecher verlangst.«
Seine Hand glitt in meinen Nacken, und er zog mich zu sich herunter. Er zitterte. Genauso wie ich, was das anging. Als ich meinen Kopf hob, sah ich Tränen über seine Schläfen in sein dunkles Haar laufen.
Es sah so aus, als stünde es 1:0 in diesem Match Cherijo gegen die Sterne.
»Willst du immer noch deinen Sprecher sehen?«, fragte ich. Er schüttelte den Kopf und schluchzte hemmungslos. Ich blieb dort stehen und wandte mich an die zuschauenden Schwestern. »Haben das alle gesehen?«
Alle nickten.
»Gut. Squilyp.« Der Omorr war so von Yetlos Tränen gefesselt, dass er mich verwirrt ansah. »Gehen wir zum nächsten Fall.«
Ich trat zum nächsten Bett und nahm die Akte auf; schniefte; tupfte mein Gesicht mit meinem Ärmel ab. Squilyp hüpfte neben mich.
»Oberste Heilerin, das war das Dümmste, was ich je einen Arzt habe tun sehen.« Seine Tentakel wanden sich wie wild. »Und gleichzeitig das Klügste. Niemand hat geahnt, dass Sie blufften.«
Ich schaltete den Bildschirm der Akte an und schniefte erneut. »Wer sagt, dass ich geblufft habe?«
Am Ende der Schicht zeigte Yetlo erstaunliche Fortschritte. Vielleicht, weil sein Lebenswille zurückgekehrt war. Vielleicht auch, weil er Angst davor hatte, dass er versehentlich sterben und
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