Stardoc 02 - Der Klon
dass das ausreichen würde, damit er mich in Ruhe ließ.
»Ich weiß, Kleines«, flüsterte seine tiefe Stimme. »Ich werde alles tun.«
Kleines? So hatte mich Xonea nie genannt. Plötzlich war eine Hand zwischen meinen Oberschenkeln. Die andere auf meiner Brust. Heißer Atem traf mein Gesicht.
»Nein.« Ich wehrte mich, und die zärtlichen Finger wurden brutal. »Nein!«
Eine Faust traf mein Gesicht.
Ich wurde von der Schlafplattform auf den Boden geworfen. Für einige Sekunden wurde alles grau. Ich hörte laufende Schritte. Die Tür öffnete und schloss sich. Nein, ich konnte nicht zulassen, dass er entkam, dachte ich und richtete mich auf die Ellenbogen auf. Die Tür öffnete und schloss sich erneut. Das Licht ging an.
»Cherijo?« Xonea entdeckte mich auf dem Boden. »Cherijo!«
Als er nach mir griff, wich ich zurück. Zärtliche Hände hoben mich vorsichtig auf die Füße. In diesem Moment bemerkte ich, dass ich am ganzen Leib zitterte.
»Xonea.«
Er drückte mich an seine Brust, legte den Kopf auf meinen, wiegte mich langsam in seiner Umarmung. »Jetzt bist du in Sicherheit, Cherijo. Jetzt bist du in Sicherheit.«
Ich konnte nur immer und immer wieder sagen: »Ich dachte, du wärest es. Ich dachte, du wärest es.«
Niemand zweifelte Xoneas Recht an, das Kommando der Sunlace zu übernehmen. Pnors Entscheidung, so erfuhr ich, wurde mit seinem Tod aufgehoben. Jemand anderes würde Xonea des Mordes beschuldigen müssen, damit er das Kommando abgeben musste. Aber auch das tat niemand. Offensichtlich hatte mein Erwählen die Mannschaft davon überzeugt, dass diese ganze Verbannungssache ein Fehler gewesen war.
Da Xonea davon überzeugt war, dass der Erste Spross unsere Position an die Liga verraten hatte, wurde unser Kurs nach Joren sofort geändert und neu berechnet. Das war seine erste offizielle Tat als Kapitän. Seine zweite war, alle leitenden Mannschaftsmitglieder für eine strategische Besprechung zusammenzurufen. Auch ich sollte dort erscheinen.
Xonea erzählte mir davon, als ich mich für die Arbeit anzog.
»Was ist mit dem Mörder und Rogan? Was wirst du da unternehmen?«
»Der Verteidigungsplan hat Vorrang.«
Das dachte ich nicht. »Xonea, du kannst dieses Problem nicht ignorieren und hoffen, dass es von selbst verschwindet.«
»Ich werde mich darum kümmern.«
Ich würde mich nicht mit ihm streiten. »In Ordnung. Aber ich weiß nicht, warum du mich bei dieser Besprechung brauchst. Schiffsverteidigung ist nicht mein Fachgebiet.«
»Deine Meinung ist wertvoll.«
»Welche Meinung? Alles, was ich sagen kann ist: ›Steh da nicht rum und blute, wenn du getroffen wurdest, geh zur Krankenstation. ‹« Ich richtete meinen Kittel und setze mich an den Schminktisch, um mein wirres Haar in Angriff zu nehmen. »Ich bin kein Kampfveteran, wie andere Leute, die ich kenne.«
»Hör auf, du machst es nur noch schlimmer.« Xonea trat hinter mich und nahm mir die Bürste ab. »Als Oberste Heilerin ist deine Anwesenheit Pflicht.«
Ich seufzte und saß dort, während er geduldig mein Haar entwirrte. »Was für eine Strategie werden wir da besprechen?«
Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Es gibt einen großen Punkt auf der Tagesordnung: Die Reaktion auf die Liga-Bedrohung. Pnor hielt einen schnellen Rückzug für die richtige Antwort auf diese Söldnerangriffe.«
»Du aber nicht.«
»Nein. Die Sunlace wurde vom HausClan hauptsächlich für die Erforschung des tiefen Raums in Auftrag gegeben. Das Schiff ist aber trotzdem nicht wehrlos. Ich werde Meinungen zu unserem momentanen Vorgehen einholen und Änderungen vorschlagen.«
Er klang zwar sehr kapitänsmäßig, aber ich wusste, was hinter den Worten steckte. Immerhin hatte dieser Mann einen Kriegerknoten in seinem Haar. Pnor, fiel mir plötzlich auf, hatte keinen getragen.
»Veränderungen, die vorsehen, dass wir uns verteidigen?«
»Wenn die Führungsebene der Mannschaft zustimmt«, sagte er, »ja.«
»Ein Hoch auf die Demokratie. Da habe ich zu dieser Versammlung vielleicht doch noch etwas beizutragen.« Zum Beispiel wie viele Verletzte zu erwarten wären, wenn die Sunlace das Feuer erwiderte. »Wo und wann findet diese Besprechung statt, damit ich sichergehen kann, dass ich zu spät komme?«
»Morgen früh vor deiner Schicht. Du wirst nicht zu spät kommen. Ich werde dich selbst hinbegleiten.«
»Meine Güte, Kapitän, was kommt als Nächstes? Arbeitszeitdroiden?«
Seine Lippen zuckten, als er mein nun glattes Haar in drei Strähnen
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