Stardoc 02 - Der Klon

vorzubereiten. Reever war bereits verschwunden.
    Statt in mein Quartier zurückzukehren und Xonea dabei zuzusehen, wie er auszog, trottete ich achtzehn Decks hinunter auf Deck Fünfundzwanzig. Das war das unterste der vier Decks, von denen aus man zu den Triebwerken und dem Sternenantrieb gelangen konnte. Einige der Techniker waren gerade dabei, eines der großen Gehäuse zu untersuchen. Einer bemerkte mich und kam zu mir.
    »Oberste Heilerin?«
    Es war Barrea, einer der Männer, die beim letzten Angriff verletzt worden waren. Wir mussten brüllen, um uns über den Lärm des freigelegten Motors hinweg zu verständigen.
    Gebrochener Arm, gerissenes Schulterband, erinnerte sich mein Gehirn. »Wie geht es deinem Arm, Barrea?«
    Er wirkte erfreut, dass ich mich an seinen Fall erinnerte, und bewegte den Arm vorsichtig. »Immer noch etwas steif, aber es wird zunehmend besser.«
    Ich bedeutete ihm, mir zu folgen, und wir gingen weit genug weg, dass wir nicht mehr schreien mussten. »Barrea, hast du dich heute als ambulanter Patient auf der Krankenstation gemeldet?«
    Er nahm seinen Helm ab. »Nein, ich habe erst in drei Tagen einen Termin.«
    »Gut.« Das hieß, dass er nicht dort war, als Yetlo ermordet wurde, und so war anzunehmen, dass er nichts damit zu tun hatte. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Er war überrascht. »Natürlich, Oberste Heilerin. Jederzeit.«
    »Vor kurzem habe ich ein Geräusch von diesem Deck gehört. Es klang, als würden die Triebwerke kreischen.«
    »Es gab eine Energieüberladung.«
    »Was war der Grund dafür?«
    Barrea schaute verlegen drein. »Das weiß ich nicht, Oberste Heilerin. Wir können uns die Energieschwankungen bisher noch nicht erklären.«
    »Aber sie sind schon vorher aufgetreten, oder?«
    Er nickte.
    Ich zählte die Namen: Fasala, Roelm, Leo, Ndo und jetzt Yetlo. »Fünfmal?«
    »Woher weißt du das?«
    »Gut geraten«, log ich. »Kannst du mir – in einfachen Worten -beschreiben, was während dieser Vorfälle passiert ist?«
    Barrea legte den Kopf schief und dachte über meine Frage nach. »Ich kann eine Theorie aufstellen, wenn das akzeptabel ist.«
    »Prima. Schieß los.«
    »Die Triebwerke beziehen ihre Energie aus dem Absorptionsgitter und den Hauptenergieumwandlern.« Er ging zu einer Konsole und winkte mich zu sich heran. Dann rief er auf dem Bildschirm ein Schema der Sunlace auf.
    »Hier«, er zeigte auf das Innere des Schiffes. »Jedes Deck des Schiffes bildet einen äußeren Teil des zentralen Antriebsmittelkerns.«
    Ich schaute auf den Bildschirm. »Stellen diese runden Symbole die Transduktoren dar?«
    Er schien überrascht, dass ich den Begriff kannte. »Nein, das sind die Transduktorkopplungen.« Er zeigte auf die zylindrischen Röhren, die zu diesen Kopplungen hin und von ihnen weg führten. »Das sind die Transduktoren.«
    »Was tun sie?«
    »Transduktoren liefern Energieformen, die von den Schiffssystemen gebraucht werden. An diesen Kopplungen wird das Antriebsmittel umgewandelt, bevor es in die Transduktoren fließt.«
    »Wie groß sind diese Kopplungen?«
    »Ihre Größe variiert, je nach Arbeitslast und Nachfrage. Sie können zwanzig Meter groß sein oder nur …«
    »Zwei Meter?«
    Er nickte. Ich schaffte es, die Fassung zu wahren. »Sprich weiter, Barrea. Erzähl mir den Rest deiner Theorie.«
    »Wir glauben, dass die Energie aus den Transduktoren abgezogen wird. Es ist eine sich steigernde Spirale. Erst geht sehr wenig Energie sehr langsam verloren. Dann steigert sich der Energieverlust für eine Zeit und wird schneller.«
    »Was würde passieren, wenn diese Energie auf einmal abzogen werden würde?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
    »Die Triebwerke würden die Arbeit sofort einstellen.«
    »Okay.« Ich rieb mir den Nacken. »Was passiert dann?«
    »Wenn die Triebwerke beinahe alle Energie verloren haben, schließt sich die noch nicht gefundene Lücke wieder. Die Energie fließt zurück in die erkalteten Triebwerke, und diese bemühen sich, das auszugleichen. Das Geräusch, das du gehört hast, ist das Ergebnis davon.«
    »Du weißt nicht, was dafür verantwortlich ist?« Ich dachte, ich hätte eine Idee dazu, aber das konnte ich ihm nicht sagen. Noch nicht.
    »Nein, Oberste Heilerin. Wir glauben, es könnte etwas mit dem unerklärlichen Pufferbruch auf Deck Vierzehn vor ein paar Wochen zu tun haben.«
    »Warum?«
    »Wir haben in den Triebwerken nach diesem Vorfall auf Schall basierende Materie gefunden. Dieser Stoff war der gleiche, aus