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Stardoc 02 - Der Klon

Stardoc 02 - Der Klon

Titel: Stardoc 02 - Der Klon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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sonst war auf meinem Tisch gestorben. Ich hätte sie retten können. Waren meine ehemaligen Patienten hierhergekommen und hatten diese Leute ausgerottet? Hunderttausende Leben beendet? Hatten diesem kleinen Mädchen in den Kopf geschossen?
    Wie könnte ich damit leben, wenn dem so wäre?
    Der Omorr kam vorbei, hielt inne und betrachtete das tote Kind. »Was ist hier passiert, Doktor?«
    »Wenn ich Ihnen das erklären muss, sollten Sie wieder Medizin studieren gehen!« Ich riss mir die Maske vom Gesicht und warf sie über den Tisch nach ihm.
    Squilyp erschien pikiert. »Es gibt keinen Grund, mich anzugreifen. Ich wollte Ihnen nur anbieten …«
    Ich fasste über den Körper des Kindes, packte ihn mit beiden Händen an seinem Kittel und zog ihn heran, bis sich unsere Stirn fast berührte.
    »Was? Noch mehr von Ihrem überlegenen Wissen? Wollten Sie das anbieten, Spliss-Lippe?«
    »Lassen Sie los«, sagte er und seine Färbung wandelte sich von Pink zu dunkelbraun. »Und mein Name ist Squilyp.«
    Ich schüttelte ihn einmal, hart genug, dass er seine drei Arme ausbreiten musste, um nicht auf die Leiche zu fallen. Nur, damit ich mir seiner Aufmerksamkeit sicher sein konnte.
    »Hören Sie mir genau zu, Spliss-Lippe«, sagte ich. »Sie wollen Oberster Heiler sein? Kein Problem. Sprechen Sie mit Pnor, sagen Sie ihm, wie wundervoll Sie sind. Sie haben meinen Segen. Gott weiß, dass ich die Nase voll habe. Aber reiben Sie es mir niemals, ich wiederhole: niemals, unter die Nase, wenn ich einen Patienten verloren habe. Verstanden?«
    Er nickte langsam. Ich ließ ihn los.
    »Guter Junge.« Ich glättete die Falten, die ich in seinen Kittel gemacht hatte, dann schob ich ihn weg. »Und jetzt verschwinden Sie.«
    Squilyp hüpfte zu seinem Tisch hinüber. Meine Schwester war verschwunden. Ich verwendete kostbare Momente darauf, einige Blutspritzer aus dem Gesicht des Kindes zu wischen. Sie war ein niedliches kleines Ding gewesen. Bevor ich das Leinentuch über den Körper zog, beugte ich mich hinunter und küsste sie auf die kleine, kühle Stirn.
    »Es tut mir so Leid, meine Süße.«
    Ich zog saubere Sachen an; rief nach einer Schwester; sah zu, wie der winzige Leichnam für die Beerdigung weggebracht wurde; desinfizierte den Tisch und meine Hände; nahm den nächsten Patienten an.
    So ging es die ganze Nacht durch, bis zum nächsten Morgen. Irgendjemand brachte mir mit Kochsalzlösung versetztes Wasser und flösste es mir über ein Röhrchen ein, das an meiner Maske vorbeigeschoben wurde.
    Ich machte einfach immer weiter. Schrecken und Scham motivierten ganz hervorragend. In der Nachmittagshitze des zweiten Tages hielt ich lange genug inne, um mir Aufputschmittel zu spritzen. Niemand erhob Einspruch. Wenn jemand es getan hätte, hätte ich ihm den Kopf abgerissen. Weitere zwölf Stunden vergingen, bevor ich den Tisch verließ. Und das auch nur, weil Tonetka mich anschrie, mich an meinem Kittel packte und von dem Laser wegzerrte.
    Eine der Schwestern schob mich nach draußen in den allgemeinen Komplex. Ich brachte nicht mehr genug Kraft auf, um noch zu gehen, also glitt ich an einer zerborstenen Säule zu Boden und schlief in der heraufziehenden Dämmerung ein.
    Das medizinische Team bemerkte es nicht, oder sie hatten Angst, mich zu berühren. Egal – ich schlief.
    Der chirurgische Assistenzarzt, der mit Squilyp zusammenarbeitete, weckte mich, damit ich Tonetka ablöste. Ich nahm mir nur genug Zeit, um mir einen sauberen Kittel anzuziehen. Die Schutzkleidung konnte nur ein bestimmtes Maß an Sättigung ertragen, bevor etwas von den Flüssigkeiten auf die Kleidung darunter durchdrang. Ich wusch das Blut nicht ab, sondern zog die sauberen Sachen einfach darüber.
    Drei Tage später hatten wir den letzten chirurgischen Fall behandelt. Das medizinische Notfallteam hatte durchgearbeitet und nur innegehalten, um umzufallen, zu schlafen und dann wieder aufzustehen und weiterzumachen. Ich übernahm den Löwenanteil der kritischen chirurgischen Fälle, Squilyp und Tonetka teilten sich den Rest.
    Zweihundert der Überlebenden starben trotzdem.
    Tonetka und Squilyp wurden von nicht weniger erschöpften Schwestern weggezogen. Ich verscheuchte sie einfach, als sie das Gleiche bei mir versuchten. Auch wenn die chirurgischen Fälle versorgt waren, gab es andere Probleme, um die man sich kümmern musste. Verbände mussten gewechselt und Nähte feucht gehalten werden. Einer Stimme, die nach Trost verlangte, musste geantwortet werden.
    So viele

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