Stardoc 02 - Der Klon
dachte ich und sank leicht zusammen. Trotzdem, das rechtfertigte eine solche Anschuldigung nicht. »Reizbarkeit macht mich nicht automatisch zu einem Mörder, Pnor.«
Jetzt schaute mich der Kapitän an. »Es wird weitere Befragungen geben, Heilerin.«
»Ich verstehe.« Zur Hölle, ich verstand gar nichts. »Darf ich weiterhin auf der Krankenstation arbeiten oder werde ich in meinem Quartier eingesperrt?«
»Cherijo«, sagt Xonea mit warnender Stimme.
»Ich habe keine eindeutigen Beweise, Heilerin, trotzdem«, Pnor runzelte die Stirn, »werden deine Handlungen genau beobachtet, bis diese Angelegenheit geklärt ist.«
Zumindest nahmen sie mir meine Arbeit nicht weg – noch nicht.
»Es muss jetzt noch eine weitere Prozedur durchgeführt werden«, sagte der Kapitän. »Xonea wird dir dabei … helfen.«
»Und wenn er es getan hat?«, fragte ich.
Xonea schaute, als hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen. Er hörte sich auch so an. »Ich habe dich nicht angegriffen!«
Pnor fühlte sich sichtlich unwohl. »Erlaube Xonea, dir unsere … Bräuche zu erklären. Vielleicht wirst du dich mit der Zeit an einen Hinweis auf die Identität des Angreifers erinnern.«
Ich war unter Drogen gesetzt worden, rief ich mir in Erinnerung. »Und wenn ich mich nicht daran erinnern kann, wer es war?«
»Solch abweichendes Verhalten bleibt selten auf einen Fall beschränkt.« Der Kapitän machte eine angewiderte Geste. »Der Asoziale wird seine Tat irgendwann wiederholen.«
»Danke«, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen. »Da werde ich jetzt aber ruhig schlafen.«
Pnor ging mit hängenden Schultern hinaus.
»Okay.« Ich schaute Xonea an. »Was für ein Brauch? Macht das so viel Spaß wie das Sprungtraining?«
Xonea setzte sich neben mich und nahm meine kalten Hände in seine. »Ich würde lieber das eintausendfache Umlenken meines Pfades erleiden, als dir wehzutun, Cherijo.«
»Das weiß ich.« Ich sah zu, wie er meine Finger rieb. »Was ist los? Du bist ein bisschen bleich.«
Er griff fester zu. »Ich bin wegen der Geschehnisse beunruhigt.« Er lächelte leicht. »Wie sagst du immer? Entspann dich.« Er machte etwas mit seinen Händen, drehte seine Handflächen, sodass seine Fingerspitzen an der Innenfläche meines Armes lagen.
Ich könnte mich später entspannen. Niemand würde ungestraft in mein Quartier eindringen und mich zu seinem kranken Vergnügen betäuben. »Sag mir, was wir hier tun, Xonea.«
Seine großen, blauen Hände bedeckten meine. »Du ehrst mich, Cherijo.«
Ich erschauderte. Genau diese Worte hatte Kao gesagt, als wir das erste und einzige Mal Liebe miteinander gemacht hatten. Ich erinnerte mich daran, wie Kao mich berührt hatte. Seine Haut, wie feuchte himmelblaue Seide, glatt und federnd unter meinen Händen.
Xonea hob meine Hand. Unter seinem Haar, direkt unter dem linken Ohr, befand sich das gleiche seltsame, erhöhte HausClan-Symbol. Es hatte die Form eines dunklen, aufsteigenden Vogels. Ich hatte auch einmal eines gehabt, als Kao mich Erwählt hatte. Dann war es verblasst …
Die große Hand führt meine Finger an meine Kehle.
»Mein HausClan-Symbol«, sagte ich, als ich es fühlte. Abwesend lächelnd sagte ich: »Ich sagte ihm … es sieht aus wie …«
»Komm, Cherijo. Etarra nek tnili.« Er wiederholte es. »Komm mit mir in die Ewigkeit, die wir teilen.«
Ich erwachte aus der Trance. Das hier war falsch. Das war kein Spiel, um einen Vergewaltiger zu fangen. HausClan-Symbole regenerierten sich nicht ohne Grund.
Xonea Erwählte mich!
»Nein.« Ich riss meine Hände weg. »Was hast du getan?«
»Ich habe Erwählt«, sagte Xonea. Er zog mich in seine Arme.
»Nein, Xonea!« Ich befreite mich aus seinem Griff. »Nimm es zurück!«
»Hör mir zu«, sagte er und schüttelte mich einmal. Ich starrte in seine harten weißen Augen. »Das war der einzige Weg. Ich konnte niemand anderen Erwählen.«
»Zur Hölle damit!«, schrie ich. »Wie konntest du das tun? Um Himmels willen, ich soll deine Schwester sein! Verdammt noch mal, lass mich los!«
Xonea gab mich frei. Die Bewegung ließ mich schwanken, und seine Hände fingen mich gleich wieder. Ich stieß ihn weg.
Während ich auf K-2 als Notfallärztin gearbeitet hatte, hatte mich Kao Erwählt. Das war etwas, das alle Jorenianer tun mussten, wenn sie die emotionale und körperliche Reife erreichten. Ein bizarrer innerer Wecker klingelte dann, und sie Erwählten ihren Bundespartner.
Aber das hier hatte nichts damit zu tun. Es war völlig
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