Stardoc 02 - Der Klon
mir. Das muss euch alles sehr albern erscheinen.«
»Unfug«, sagte ich. »Vielleicht versuche ich mich selbst mal am telepathischen Bildhauern, wenn Reever mir ein paar seiner mentalen Tricks beibringt.«
Reever gab ein Geräusch von sich, das seine Zweifel daran deutlich zum Ausdruck brachte, dass ich mit so einem Versuch Erfolg haben könnte. Ich ignorierte ihn. »Na, was hältst du von diesem Ort, Alunthri?«
»Mir fehlen die Worte.« Er schaute mit seinen farblosen Augen umher, so von Emotionen überwältigt, dass er keinen Ausdruck dafür finden konnte. »Ich kann nur sagen, dass ich ohne deine Unterstützung niemals hierher gekommen wäre.«
Ich strich ihm liebevoll über die Stirn. »Werde glücklich, Kumpel.«
Darea und Salo kamen zu uns. Sie bewunderten die Kristallskulptur, bis der Bildhauer ihnen ein ungewöhnliches Angebot machte.
»Der Kristall ist teilweise vernunftbegabt«, sagte er. Er war ein beleibter, freundlicher Humanoide mit drei metallischen Ornamenten auf einer Seite seines keilförmigen Gesichts. »Er erlaubt nur einem kompatiblen Geist, ihn zu formen.«
»Ein wählerischer Kristall«, sagte ich.
»Möchtest du versuchen, ihm deine Gedanken zu vermitteln?«
»Ich nicht.« Ich wollte die Kolonisten nicht erschrecken.
Er machte den Jorenianern das gleiche Angebot. Salo und Darea berieten einen Moment leise miteinander, dann nahmen sie an. Sie gingen auf das Podest zu dem Künstler, und eine kleine Menschenmenge begann sich zu versammeln.
»Nehmt euch so bei den Händen.« Er schob Salo auf den richtigen Platz und zeigte Darea dann, wie sie sich ihm gegenüberstellen sollte. »Konzentriert euch aufeinander und auf den Kristall. Erlaubt ihm, eure inneren Bilder zu sehen.«
Wir sahen zu. Zuerst wirkten die beiden Jorenianer verlegen, dann passierte etwas Wunderbares. Der Säulengang löste sich auf. Lange Stangen ragten hervor und wirbelten um die Jorenianer herum. Sie blieben still mit geschlossenen Augen und ernsten Gesichtern stehen, ihre Hände berührten sich.
»Sieh«, sagte ich zu Alunthri. »Es formt etwas.«
Ein Teil des Kristalls webte ein wunderschönes, komplexes Netz, das eine Halbkugel formte. Darin wuchs eine durchsichtige Masse zu größeren, massiveren Formen heran, die sich zu Statuen verfeinerten. Ich erkannte Fasala im Spiel mit anderen jorenianischen Kindern. Vögel flogen um sie herum, Yiborragras wuchs zu ihren Füßen, und Blumen erschienen.
In der Mitte formte der Kristall eine exakte Kopie von Salo und Darea. Seine Hände umfassten ihr Gesicht und ihre Arme lagen um seine Hüfte.
Sie brauchten das Wort für Liebe wohl gar nicht.
»Grandios«, hauchte der Bildhauer voller Verzückung.
Salo und Darea öffneten die Augen und schauten sich völlig überrascht um. Der Kristall hatte daran gedacht, einen Ausgang für sie zu lassen, durch den sie sich hinausducken und durch den andere hineingehen konnten, um die neue Skulptur zu bewundern.
Der Künstler war so erfreut, dass er darauf bestand, dass das Paar ein Stück der Skulptur mit auf die Sunlace nahm. Darea errötete und wählte die Statue von Fasala. Salo schien etwas verlegen, als er wieder zu uns kam.
Ich knuffte ihn mit dem Ellenbogen. »Nett gemacht, Großer.«
»Ich wusste nicht, dass all … all das passieren würde.« Er machte eine hilflose Geste.
Als das Paar von anderen bewundernden Kolonisten in ein Gespräch verwickelt wurde, schaute ich Reever an. »Wollen wir ein Stück spazieren gehen?«
»Ja.«
Wir schlichen uns raus und gingen die Gleiterhauptstraße entlang bis zu einem offenen Feld, auf dem diverse Künstler ihre Fähigkeiten in einer Unzahl von Projekten demonstrierten. Auf dem ganzen Weg begegneten uns lächelnde Gesichter.
»Ich verstehe jetzt, warum sie diese Welt für ihre Kolonie gewählt haben«, sagte ich. »Sie ist perfekt: eine große, leere Leinwand, die sie bemalen können.«
»Sie kann sie kaum von ihren Bemühungen ablenken.«
Ich wartete, bis wir die Künstler hinter uns gelassen hatten und durch einen Wald mit ziemlich langweiligen Bäumen gingen, bevor ich wieder sprach. »Ich muss dir etwas sagen, Duncan.«
Er wies auf einen umgestürzten Baum, und wir setzten uns. Ich achtete darauf, etwas Abstand zwischen uns zu lassen, denn ich war nicht sicher, wie er reagieren würde. Das wusste ich bei Reever nie.
»Mir ist gestern etwas passiert.« Kurz berichtete ich ihm von dem Angriff. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, aber die Augen verdunkelten sich,
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