Stardoc 02 - Der Klon
ich mir eine Tasse Tee und fragte an meiner Konsole die kulturelle Datenbank ab. Pnors Nachforschungen hatten, soweit ich wusste, keine neuen Informationen über den Killer ergeben. Vielleicht würde ich etwas finden können.
Die sehr seltenen Mordfälle in der modernen Geschichte der Jorenianer waren meist von Fremdweltlern begangen worden. Jeder Mörder war gefasst und beinahe alle zur ClanBeute erklärt worden. Drei aktenkundige Verdächtige weigerten sich, ihre Taten zu gestehen, und wurden für immer von Joren verbannt. Einer von ihnen, ein Jorenianer, hatte sich sofort nach der Urteilsverkündung umgebracht. Ich lud die Akte des Falles herunter, um sie in Ruhe zu studieren.
Der fragliche Jorenianer war offenbar nach mehreren Jahren in Gefangenschaft auf einer fremden Welt – das Vergehen wurde nicht erläutert – wieder auf die Heimatwelt zurückgekehrt. Seit seiner Entlassung und während der darauf folgenden Wiedervereinigung mit seinem HausClan, hatte er gewalttätiges und irrationales Verhalten an den Tag gelegt, das auf eine schwere Psychose hinwies. Als er erfahren hatte, dass seine Bündnispartnerin den Rat ersucht hatte, ihren Bund zu lösen und ihn einzuweisen, tötete er sie. Später hatte er sich geweigert, das Verbrechen zu gestehen. Da es keine Zeugen gegeben hatte, war er verbannt worden.
Nur Momente später hatte sich der geisteskranke Mann vor dem Gerichtsrat umgebracht.
Ich verstand, warum Xonea es kaum glauben konnte, dass ein Torin Roelm und den Söldner umgebracht hatte, wenn der einzige verbriefte Fall der eines verdrehten Verrückten war. Trotzdem, das bewies, dass auch Jorenianer fähig zum Mord waren. Und Verrückte konnten ihre Krankheit manchmal mehrere Jahre lang erfolgreich verbergen.
Die Frage war, welcher Jorenianer? Warum würde ein Mannschaftsmitglied Roelm töten, einen Ingenieur, und Leo, einen terranischen Söldner? Es gab keine offensichtliche Verbindung, außer dass beide sich kurz vor dem Mord auf der Krankenstation befunden hatten.
Ich würde weiter darüber nachdenken müssen.
Ich überflog die verfügbaren Daten zu ihrem Rechtssystem und erfuhr dabei, dass Pnor mich schon wegen des Verdachtes, dass ich an dem Mord beteiligt war, vom Schiff hätte werfen können. Warum hatte er es also nicht getan? Dann stieß ich auf einen interessanten Paragraphen.
Werden der Tat Verdächtigte von einem Mitglied des HausClans des Opfers nach der Tat Erwählt, können sie auf diese Weise vor rechtlichen Handlungen geschützt werden, bis der Fall vor dem Herrscherrat auf Joren verhandelt werden kann.
Also hatte Xonea noch einen Grund für sein Erwählen gehabt. Ich wurde wütend. Warum hatte er diese kleine Klausel nicht erwähnt?
Ich stand auf, um die Umweltkontrollen einzustellen, und kam dann zurück, um den Rest der Geschichte zu lesen.
Auch für jeden aktenkundigen Fall von Vergewaltigung waren Fremdweltler verantwortlich gewesen. Pnors Zweifel waren also gerechtfertigt. Opfer, die noch keinen Bund eingegangen hatten, wurden binnen Stunden nach dem Angriff Erwählt. Schwangerschaften aufgrund von Vergewaltigungen waren noch seltener, es gab nur sieben Einträge dazu. Ich vermutete, dass man es den Kindern niemals gesagt hatte.
Ich brauchte Xonea nicht, um mich zu beschützen, weder vor Mordanklagen noch vor einem Vergewaltiger. Aber wie konnte man dieses Erwählen beenden?
Es gab keine Scheidung und keinen Fall einer Erwählung, die wegen eines unwilligen Beteiligten getrennt worden war. Wenn man die jorenianische Einstellung zum Sex in Betracht zog, dachte ich, während ich die Konsole ausschaltete, war ihre Monogamie nicht verwunderlich.
Ich fand keine Ruhe, also sicherte ich die Tür und injizierte mir ein leichtes Schlafmittel. Gerade als ich mich auf die Schlafplattform fallen lassen wollte, piepte mein Bildschirm.
»Was ist denn?«, fragte ich und kämpfte gegen die aufkommende Müdigkeit.
»Eine Nachricht von der Einsatzzentrale des Schiffes.«
Ich schlurfte zum Bildschirm hinüber und nahm die Nachricht an. Es war der Einsatzleiter Ndo.
»Heilerin. Entschuldige die Störung.«
»Kein Problem.« Ich gähnte hinter der Hand. »Was gibt es für ein Problem?« Na, das klang ja schlau, dachte ich matt. Nichts ließ den Wortschatz so zusammenschrumpfen wie eine schöne Dosis Drogen.
»Ich schreibe meinen offiziellen Bericht zum Söldnerangriff«, sagte Ndo. »Ich muss einige Punkte deiner Aussage mit dir klären.«
»Können wir das morgen machen,
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