Stardoc 02 - Der Klon
alles desinfizieren, was Ihnen unter die Augen kommt.«
Er vollführte das Äquivalent eines terranischen Schulterzuckens. Er würde mir das hier nicht leicht machen, aber das war ja auch nicht seine Aufgabe.
»Squilyp, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.« Jetzt hatte ich seine Aufmerksamkeit. »Ich habe Dinge gesagt, die ich bereue. Und auch einige Sachen, die ich getan habe. Den Kampf beispielsweise.«
»Sie haben den Satisfaktionskampf fair gewonnen.«
»Er hätte nicht stattfinden sollen.« Ich stand auf und steckte die Hände in die Kitteltaschen. Das hier fiel mir ziemlich schwer. »Ich bin Ärztin, habe geschworen, zu heilen. Indem ich Sie verletzt habe, habe ich meinen Schwur gebrochen.«
»Ich habe Sie dazu provoziert, das Satisfaktionsangebot auszusprechen.«
Ich drehte mich um und schaute ihn an. »Ich hätte daran nicht festhalten müssen, Squilyp. Ich hätte es einfach abblasen können.«
»Sie haben eben Ihren Stolz.«
»Sie ebenfalls. Was ich zu sagen versuche, ist, dass es mir Leid tut. Ich würde gerne einen Neuanfang mit Ihnen versuchen. Tabula rasa.«
Er legte den Kopfschief. Dem verwirrten Gesichtsausdruck nach zu schließen, konnte tabula rasa wohl nicht ins Omorrianische übersetzt werden.
»Die Vergangenheit vergessen«, sagte ich. »Sie und ich sind Kollegen. Fangen wir an, uns wie solche zu benehmen.«
»Ich verstehe.« Der Omorr sprang auf und kam langsam auf mich zu. »Sie erwarten also, dass ich die Feindseligkeiten zwischen uns vergesse?«
»Ja.« Würde er mich schlagen? Ich könnte nicht entkommen. Der perfekte Moment für ihn, um sich seinen Titel wiederzuholen.
»Sie sehen mich als Kollege an? Als Gleichgestellten?«
»Squilyp, ich habe noch nie mit einem begabteren Assistenzarzt gearbeitet. Es gibt Doktoren, die eine Gliedmaße dafür geben würden, Ihre Fähigkeiten zu besitzen. Ihre Arbeit ist fehlerlos.« Er streckte eine seiner Gliedmaßen aus. »Aber wenn Sie glauben, dass es nicht möglich sein wird …«
»Wird es auf Ihrer Welt nicht so gemacht?«, fragte er.
Er nahm meine Hand in seine Membran und schloss sie vorsichtig um meine Finger.
»Was?«
»Eine Geste der Freundschaft?«
»Oh, ja. Das wird so gemacht.« Wir schüttelten uns die »Hände«. »Danke, Squilyp. Ich weiß das zu schätzen.«
»Ich verstehe die terranische Art nicht«, sagte er, und seine Tentakel wogten leicht. Aus der Nähe betrachtet sahen sie gar nicht so schlimm aus. Tatsächlich gaben sie seinem Gesicht eine Art eleganter Schönheit, wie ein rauschender weißer Bart. »Aber ich erkenne Aufrichtigkeit, wenn ich sie sehe, Heilerin.«
Er hatte mich Heilerin genannt. Ich grinste vor Erleichterung. »Sie können mich weiterhin ›Doktor‹ nennen, wenn Sie möchten.«
»Und Sie … Sie können mich … Spliss-Lippe nennen, wenn Sie wünschen.« Sein angestrengter Gesichtsausdruck wies auf die enorme Überwindung hin, die ihn dieses Zugeständnis kostete.
»Wenn ich das getan habe, dann nur, weil Sie mich in den Wahnsinn treiben«, sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich wüsste gern Ihre Meinung zu einem Patienten. Da kommt mehr Flüssigkeit aus seiner Brustwunde, als mir lieb ist. Schauen Sie ihn sich mal an?«
»Sicher. Aber erst möchte ich Sie noch etwas fragen.«
»Natürlich.«
»Würden Sie mich in Ihrer Freizeit zum Umweltsimulator begleiten?«
Ich war verwirrt. Und ich hatte gedacht, dass wir die Angelegenheit geklärt hätten. »Warum?«
»Ich würde mit Ihnen gerne Kampfmanöver üben. Ihr letzter Angriff …« Er schüttelte den Kopf. »Wer hat Ihnen beigebracht, so zu kämpfen?«
Ich dachte an Xonea und presste die Lippen zusammen. »Mein Erwählter.«
Squilyp klappte der Mund auf. »Sie werden den Bund eingehen?«
»Nicht, wenn ich dabei noch etwas zu sagen habe.« Ich schüttelte den Kopf, als er nachfragen wollte. »Lange Geschichte. Gehen wir den Patienten untersuchen.«
Ich verbrachte eine erstaunlich erfolgreiche Schicht mit dem Omorr. Wir hatten zu einigen Fälle unterschiedliche Meinungen, aber jetzt war es eher wie bei den Diskussionen mit Tonetka. Ein Gefühl gegenseitigen Respekts begleitete die Zankerei.
Ich könnte wirklich lernen, Squilyp zu mögen, dachte ich auf dem Weg in mein Quartier. Jenner wartete auf mich und witterte Alunthri an dem Knäuel, das ich ihm zuwarf. Er ignorierte sogar seine Futterschale für volle fünf Minuten, um mit dem Ball zu spielen.
Nachdem mein Haustier mich für ein Schläfchen verlassen hatte, machte
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