Stardoc 02 - Der Klon
Nein. »Wie arbeitet ein Harmonie-Schneidegerät?« Ndo schaute mich etwas verärgert an. »Bitte, es ist wichtig.«
»Es erzeugt anhaltend extrem starke Energie, Heilerin. Etwa so wie ein chirurgischer Laser, nur dass ein Harmonie-Schneidegerät dafür Schall statt Licht verwendet. Sein Schallstrahl passt die Rohlegierung an die Formen an, die für das jeweilige Schiff benötigt werden.«
»Dieser Schallstrahl, besteht er vollständig aus Schallwellen?«
»Ja.«
Früher hatte man auf Terra mittels extrakorporaler Stoßwellenlithotripsie – oder Ultraschallwellen – Nieren- und Blasensteine im oberen Bereich zertrümmert. Die primitive Behandlung hatte am Eingangs- und Ausgangspunkt oft leichte bis mittlere Zellschäden verursacht.
Dieses Harmonie-Schneidegerät war offenbar deutlich stärker. Wenn es bei einem lebenden Wesen angewandt würde, könnte dann eine so konzentrierte Schallenergie auch einen tödlicheren Effekt haben? Es würde die Abwesenheit jeglichen Gifts erklären und auch, warum sich ihr Inneres verflüssigt hatte.
»Roelm und der Söldner könnten von einem Schallstrahl dieser Stärke getötet worden sein«, erklärte ich Ndo meine Theorie.
»Ein Harmonie-Schneidegerät ist nicht so fokussiert wie ein Laser, da die erzeugte Energie auf große Bereiche angewandt wird. Wenn ein Harmonie-Schneidegerät auf die von dir beschriebene Weise benutzt worden wäre, wäre alles im Umkreis von zehn Metern zerstört worden. Linguist Reever und du hätten nicht überlebt.«
Okay, dann hatte meine Theorie eben noch ein paar Löcher.
»Verrate mir eines: Wer auf der Sunlace weiß, wie man ein Harmonie-Schneidegerät bedient.«
Er dachte nach. »Die meisten Ingenieure und die Führungsoffiziere. Roelm natürlich. Xonea, Kapitän Pnor und ich auch.«
»Einsatzleiter, können wir dieses Gespräch fortfuhren, nachdem ich etwas Zeit hatte, um darüber nachzudenken?« Ich fühlte mich ziemlich albern, wie ich gegen einen unablässigen Strom von Gähnattacken ankämpfte. Ich hatte doch nicht etwa überdosiert, oder?
»Natürlich.« Er stand auf und streckte seine Hand aus, während ich mich aus meinem Sitz quälte. »Fühlst du dich krank, Heilerin?«
»Ich hatte schon bessere Tage, Ndo. Danke für deine Geduld.«
Ich trottete zum Gyrolift und fuhr hinauf zu meinem Quartier. Dhreen wartete vor der Tür auf mich. Er wollte mich zu einem Spiel Whump-Ball überreden, aber ich gähnte ihm ins Gesicht.
»Zu müde.« Ich winkte. »Später.«
»Hat das etwas damit zu tun, dass Reever und du nicht mehr miteinander sprecht? Mal wieder?« Dhreens unschuldige Augen glitzerten.
»Das geht dich nichts an.« Ich hatte kaum noch genug Kraft, um den Öffnungskode einzugeben. Die Tür schloss sich hinter mir. Ich hatte Probleme, dachte ich. Mein lahmes Gehirn erkannte endlich die Tatsache, dass dies keine natürliche Müdigkeit sein konnte.
Nichts könnte mich so müde machen. Ich war wieder unter Drogen gesetzt worden.
Ich hob die Hand und traf das Kommunikationsfeld mit einem ungezielten Schwenk.
»Xonea …« Ich fiel nach hinten und rutschte an der Wand hinab. »Alarm … Xon …«
Er tat mir wieder weh. Der Mann mit den groben Händen, der unablässig meinen Körper betastete. Ich schrie und wand mich, bis ich glaubte, meine Lunge müsse platzen.
»Widerstandstest Gamma-Vierzehn negativ«, sagte er. »Keine Anzeichen für eine Ansteckung.«
»Soll ich die nächste Testreihe vorbereiten, Doktor?«
Die dunkelblauen Augen schauten auf mich herunter. »Geben Sie mir eine Nasalsonde, ich möchte die Nasennebenhöhlen überprüfen.«
»Wenn sie verschnupft klingt, dann weil sie seit einer Stunde weint, Joseph!«
Die Frau schob ihn aus dem Weg und nahm mich in die Arme. Sie wickelte meinen nackten Leib in etwas Weiches und Warmes und funkelte dabei den Mann an.
»Margaret, leg sie wieder hin.«
»Du tust ihr weh.«
»Sie wird sich an nichts davon erinnern.«
»Du hoffst, dass sie das nicht tut.« Die Frau drückte mich an sich, und meine schrillen Schreie verstummten, ab ich mich instinktiv an ihre Brust schmiegte. » Wann hast du sie das letzte Mal gefuttert?«
»Wir müssen ihren Magen leer halten, bis die Testreihe abgeschlossen ist.« Der Mann machte einen rauen Laut. »Es wird ihr schon nicht schaden, einmal vierundzwanzig Stunden lang ohne Nahrung zu bleiben.«
»Gib mir eine Flasche.«
»Leg sie hin und geh, Margaret.«
»Und wenn nicht?«, wollte sie wissen. »Was tust du dann, Joseph. Mich auch
Weitere Kostenlose Bücher