Stardoc 02 - Der Klon
aufspalten.«
Damit hatte ich etwas, über das ich die nächsten elf Decks nachdenken konnte.
Schließlich sagte mir jemand, dass er Reever den Umweltsimulator Sechs hatte betreten sehen. Als ich dort ankam, war der Zugang versiegelt. Ich sah, dass ein Programm lief, und runzelte die Stirn. Anklopfen würde nichts nützen, dachte ich, und machte mich an den Schaltkreisen der Tür zu schaffen. Mein stümperhaftes Herumfummeln sorgte für einen Kurzschluss im Schlossmechanismus, und die Tür glitt auf.
Na warte, wenn mir das nächste Mal jemand vorwirft, ich könnte nicht mit Technik umgehen, dachte ich und ging hinein.
Ich stand mitten in einer Notfallaufnahme. Dutzende Patienten warteten darauf, untersucht zu werden. Hinter dem Hauptschalter blätterte ein großes, zinnoberrotes Insektenwesen durch Krankenakten und klopfte eilig auf ein berührungssensitives Päd.
»T’Nliqinara?«
Ich ging rückwärts, bis meine Schultern auf die simulierte Wand der öffentlichen Klinik auf Kevarzangia Zwei trafen. Zwei Menschen schlenderten an mir vorbei und bemerkten mich nicht. Einer war Duncan Reever.
Der andere Mensch war ich.
»Eine weitere Auseinandersetzung mit Dr. Mayer?«, fragte Reever meine Kopie.
»So kann man es auch nennen«, antwortete sie. Sie sah mürrisch aus. Klang mürrisch. So habe ich mich nie verhalten. Oder? Sie kniff die exotischen Augen zusammen, als sie ihn ansah. »Haben Sie an der Tür gelauscht?«
»Das war nicht notwendig. Ihre Stimmen waren gut hörbar.« Reever blieb stehen. »Wiederholungssequenz anhalten.« Das Bildsystem des Simulators stoppte. Alle verharrten bewegungslos. »Zur letzten Frage von Doktor Grey Veil zurückgehen.«
Das Programm lief einen Moment rückwärts, dann ging es weiter. »So kann man es auch nennen«, wiederholte die andere Cherijo. Der gleiche Tonfall, der gleiche schräge Blick. Ich betrachtet sie. Meine Nase ist nicht so schnabelartig. Oder? »Haben Sie an der Tür gelauscht?«
»Nein«, sagte Reever. »Ich muss mit Ihnen sprechen. Darf ich …«
Mein Zwilling ignorierte ihn und ging zu T’Nliqinara an der Aufnahme hinüber, um mit ihr zu sprechen. Reever stand dort und wirkte so enttäuscht, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte.
Dann zeigte er also Emotionen – wenn ich ihm den Rücken zuwandte.
Schließlich kehrte mein Double zurück. »Okay, Oberster Linguist, ich kann Ihnen genau eine Minute geben«, sagte sie und nahm einen Stapel Akten auf. Oh, bitte. Was benutzte er für diese Projektion? Einen Selbstgerechte-Arschgeige-Bildgenerator? »Was wollen Sie?«
»Ja, Oberster Linguist«, sagte ich. »Was genau willst du?«
Reever wirbelte herum. Seine normalerweise ausdruckslose Maske zerbrach, als ihm in ungläubigem Staunen der Mund aufklappte. Ich verschränkte die Arme und starrte ihn an.
»Programm beenden«, sagte er. Die andere Cherijo und die öffentliche Klinik von K-2 verschwanden. »Ich hatte diese Tür gesichert.«
»Ich habe den Sicherheitskode überbrückt«, log ich. Na ja, irgendwie hatte ich das doch. »Macht es dir was aus mir zu erklären, worum es hier geht, Reever?«
»Es ist eine Übung in menschlichem Verhalten.«
»Aha.« Ich ging zu ihm und um ihn herum. »Du siehst für meine Augen ziemlich menschlich aus.«
»Dein Eindringen in meine Privatsphäre ist unangebracht.«
»Ich bin im Moment auch nicht so gut auf dich zu sprechen.« Ich baute mich vor ihm auf. »Warum die Simulation, Reever? Immerhin hast du die lebende, atmende Version von Doktor Grey Veil auf dem Schiff zur Verfügung. Du bist weiß Gott nicht der sentimentale Typ.«
»Wie ich schon sagte: Übung.« Er ging zur Konsole und drückte ein paar Knöpfe. »Wiederholungssequenz R-l starten.« Ich sah ein Bild des Handelszentrums auf K-2. Ich ging neben Ana Hansen. Reever saß direkt vor dem Cafe Lisette.
»Da haben wir uns zum ersten Mal getroffen.«
Er nickte. »Ich habe den Konflikt während dieser Begegnung erfolgreich gelöst. Statt dich nach deiner genetischen Herkunft zu befragen, habe ich allgemeine, unverfängliche Kommentare geäußert und dich in der Kolonie willkommen geheißen. Deine simulierte Reaktion war sehr viel zuvorkommender.«
»Schön zu wissen, dass es funktioniert hat.«
»Wiederholungssequenz R-2 aufrufen.« Jetzt sah ich meine Begegnung mit Reever vor William Mayers Büro. »Hier warst du nach einem Streit mit dem Personalchef sehr aufgeregt. Statt die Dinge zu sagen, die du damals als provokante Anmerkungen empfunden hast,
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