Stardoc 03 - Die Flucht
mir nicht gesagt?«
Reever nickte.
»Wie hast du ihn von Joren wegbekommen? Warum hast du nichts gesagt?« Meine Finger folgten den herausstehenden Rippenbögen meines Katers, die ich nicht mehr gefühlt hatte, seit ich Jenner als Kätzchen in einem Abfluss gefunden hatte, verlassen und ausgehungert. »Warum ist er so dünn?«
»Adaola gab ihn mir, als ich den Planeten verließ. Sie hoffte, dass ich euch beide eines Tages wieder zusammenbringen könnte.« Er kam zu uns herüber und senkte die Hand zu Jenner. Seine Majestät hob den Kopf und erlaubte Reever, ihn kurz zu streicheln. »Was seinen Gewichtsverlust angeht: Ich muss erst noch herausfinden, welche Nahrung dieses Tier bevorzugt.«
»Er bevorzugt gar nichts. Er isst, was immer er sieht.« Ich hob Jenner auf Augenhöhe. »Hungrig, Kumpel?«
Er gab ein leidendes Maunzen von sich. Hat eine Katze neun Leben?
Ich ging zur Zubereitungseinheit, wählte ein Dutzend seiner Lieblingsmahlzeiten aus und beobachtete dann zufrieden, wie mein Begleiter sich auf das gewaltige Mahl stürzte. So wie er die synthetischen Shrimpstücke herunterschlang, würde er bald wieder ganz der Alte sein.
Ich setzte mich neben ihn auf den Boden und hatte Angst, meine Hand wegzunehmen, weil Jenner dann ganz sicher sofort verschwinden würde.
»Warum nennst du es Jenner?«
»Er ist nach Edward Jenner benannt, einem Arzt aus dem achtzehnten Jahrhundert, der ein Mittel gegen die Windpocken gefunden hat.« Meine Finger glitten durch das weiche Fell meines Haustiers. »Er war für seine Zeit ein erstaunlicher Mann. Seine Handlungen haben die Geschichte Terras verändert.«
Ich erzählte Reever von dem einfachen Landarzt, dem aufgefallen war, dass Arbeiter in der Milchbranche selten Windpocken bekamen und der mit dieser Erkenntnis ein Gegenmittel entwickelt hatte, das Millionen vor dem Tod oder Deformationen bewahrt hatte.
Reever sagte nur: »Klingt, als wäre er wie dein Erschaffer gewesen.«
»Es gibt einen großen Unterschied.« Jenner war ein Menschenfreund gewesen. Joseph, vermutete ich, ging nur gerade so als Mensch durch. »Warum hast du mir nichts von dem Kater gesagt, Reever?«
»Ich habe es versucht, mehrfach. Aber es war nötig, seine Existenz vor der Mannschaft geheim zu halten.«
Darum war er so heiß darauf gewesen, mich in sein Quartier zu bekommen. »Du hast ihn wegen der Liga-Gefangenen versteckt. Du wusstest, dass sie ihm weh tun würden, um sich an mir zu rächen.«
Er musste nicht erst ja sagen. Ich stand auf und schaute ihn an. »Was wird mich das kosten?«
»Keine Bezahlung notwendig.«
Aber etwas anderes wollte er. »Du weißt, was Jenner mir bedeutet. Was willst du?«
Man musste Reever zugute halten, dass er nicht darauf herumritt. Er sagte nur: »Du wirst dich in meinem Quartier einfinden und hier bleiben, wenn du nicht auf der Krankenstation arbeitest.«
Ich wäre mit GothVar zusammengezogen, um Jenner bei mir zu haben. »Einverstanden.«
6 Neue Schulden
So begann meine Zeit als Reevers Mitbewohnerin, ein für mich sehr ungewohnter Zustand. Während meiner Kindheit hatte Grey Veil mich in einem abgetrennten Flügel des Familienanwesens gehalten. Maggie, meine »weibliche Bezugsperson«, hatte manchmal den Unwillen meines Erschaffers riskiert und in einem Stuhl neben meiner Schlafplattform geschlafen. Jenner war seit ihrem Tod mein einziger ständiger Mitbewohner gewesen.
Kao und ich hatten nie die Chance, während unserer kurzen Zeit auf K-2 zusammenzuwohnen, aber Alunthri hatte mit mir das Quartier geteilt, nachdem ich es in Besitz genommen hatte, damit es auf Chakara nicht erneut in die Sklaverei verkauft worden war.
Während meiner Zeit als Oberste Heilerin auf der Sunlace war ich gezwungen gewesen, Kaos ClanBruder Xonea zu Erwählen, um ihn vor einer ungerechten Verbannung zu beschützen. Wir hatten eine kurze und anstrengende Zeit zusammengelebt, beide unter dem Einfluss aggressionssteigernder Drogen, die uns zu Gewalttätigkeiten getrieben hatten.
Reever stellte sich jedoch als beinahe unsichtbarer Mitbewohner heraus.
Ich verbrachte die meisten wachen Stunden auf der Krankenstation, wo ich das Personal wieder in Form brachte und den Patientenüberhang abarbeitete, und wenn ich in Reevers Quartier zurückkehrte, entschädigte Jenner mich für all die schlimmen Dinge, die passiert waren, seit wir Joren verlassen hatten.
Na ja, beinahe.
Reever kam immer erst, wenn ich eingeschlafen war. Ein paarmal wachte ich auf, als er sich neben
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