Stardoc 03 - Die Flucht
geheim zu halten, war es unausweichlich, dass jemand vom Personal Einsicht darin erhalten würde. Zu viele von ihnen hatten die Überbleibsel des Opfers gesehen, und die Gerüchteküche nahm ihren Betrieb auf.
Es wurde nicht besser, als ich die Überbleibsel schließlich als die eines der ursprünglich aus dem Gefangenentrakt geflohenen Männer identifizierte.
Colonel Shropana beschloss, dass ihm diese Umstände hervorragend als Munition dienen könnten, und er verschwendete keine Zeit dabei, sie gegen mich einzusetzen. Zuerst beschränkte er sich auf gemeine Kommentare darüber, wie seltsam es doch war, dass niemand verschwunden war, bis ich aus der Einzelhaft gekommen war, und wie praktisch es doch sei, dass ich für verletzte, hilflose Gefangene verantwortlich war.
Es wurde immer schlimmer. Die Patienten fingen an, mich boshaft anzustarren; Schwestern folgten mir auf Schritt und Tritt, um zu überwachen, was ich tat. Es geriet außer Kontrolle, als ich eine Diskussion über die richtige Diagnosemethode mit einem jungen Assistenzarzt hatte.
»Glaubt ihr nicht«, sagte Shropana von seinem Bett aus. Die anderen Patienten verstummten. »Die terranische Verräterin wird noch weitere von uns umbringen.«
Ich sagte dem Assistenzarzt, er solle sich den Rest der Schicht freinehmen, versuchte die Stimmen zu ignorieren und machte meine Visite weiter. Die Patienten wichen zurück und schrien mich an, sobald ich mich näherte. Und um die Sache noch weiter zu erschweren, sammelten sich die Schwestern an der Zubereitungseinheit und machten eine ausgedehnte Kaffeepause.
»Hört zu.« Ich legte die Akten ab und sprach zur gesamten Station. Jetzt war es besser, direkt zu sein. »Ich habe niemanden getötet. Ich bin eine Ärztin. Wir dürfen so etwas nicht tun.«
»Seit du Oberärztin geworden bist, verschwinden Mannschaftsmitglieder«, sagte der Colonel mit hässlich rotem Gesicht. Neben seinem Bett piepste ein Monitor Warntöne. »Du lieferst sie an die Monster aus, um deine Inkompetenz zu überspielen und dich besser zu stellen!«
Patril sorgte immer dafür, dass ich verlockende Ideen bekamen. Aber diese konnte ich nicht in die Tat umsetzen, denn die Hälfte meiner Patienten versuchte, ihr Bett zu verlassen, einige sogar mithilfe des Personals.
Ich schrie eine Patientin an, die sich in ein Monitorkabel verwickelt hatte, und versuchte sie niederzuringen, als eine Notfallnachricht vom Kommando über die Hauptkonsole hereinkam. »Oberärztin, sofort zu Deck Zwölf.«
»Ich bin hier ein bisschen beschäftig « , rief ich zurück.
Der Mann an der Kommandokonsole war nett genug, mir eine Abordnung bewaffneter Wachen zu schicken. Nachdem sie die Patienten wieder in ihre Betten gescheucht hatten, ging ich zu Shropana. Seine Worte zu ignorieren, war einfach, seine Werte zu ignorieren, nicht.
»Du stehst kurz vor einem Herzinfarkt«, sagte ich, drückte ihn ins Bett und schnallte ihn fest. Er war so schwach, dass ich problemlos mit ihm zurecht kam. »Wenn du dich nicht beruhigst, kriege ich noch einen Herzinfarkt und dann wirst du sterben.«
Er glaubte mir nicht – bis ich einen Assistenzarzt zu ihm schob, der beim Anblick seines Monitors das Gleiche sagte.
Ich spritzte ihm Digitalizin – die Ironie dessen entging mir nicht – und wies die Schwester an, eine weitere Reihe von Kreislaufscans durchzuführen. Bevor ich noch etwas anderes tun konnte, packte mich ein Zenturon und schleifte mich aus der Krankenstation.
»Hey! Hey!« Ich konnte seine Aufmerksamkeit nicht erregen. »Ich muss mich hier um ein paar Patienten kümmern.«
Man führte mich bis auf Deck Zwölf, wo eine ganze Einheit Echsen einen Teil des Gangs vollständig abgesperrt hatte. Sie trugen Schutzanzüge und schauten grimmig drein. Die Wache schob mich auf die temporäre Barriere zu.
»Kümmere dich um sie.«
Ich schob mich durch die Zenturons und kletterte über die anderthalb Meter hohe Absperrung. »Sie« stellte sich als FurreVa heraus, die mitten im Gang auf dem Rücken liegend meine Transplantationen ruinierte. Sie sah mich, hob aber trotzdem ein Impulsgewehr und schoss auf mich.
Ich duckte mich und fluchte. »Nicht schießen!« Ich blieb zusammengekauert, während ich mich vorwärts bewegte. »Ich bin hier, um dir zu helfen!«
Sie schoss weitere drei Male, aber es war offensichtlich, dass sie mich nicht treffen würde, wenn ich nicht gerade den Lauf gegen meine Brust drücken würde. Ihre Augen wirkten verschleiert und unfokussiert. Ihr Bauch war
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