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Stardoc 03 - Die Flucht

Stardoc 03 - Die Flucht

Titel: Stardoc 03 - Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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Tränen auf meinem Gesicht, erkannte ich. Leckte sie von meiner Haut, als wären sie Wein.
    Ich biss weiterhin die Zähne aufeinander, aber ich brachte heraus: »Geh … weg … von … mir.«
    »Mehr, SsurreVa«, sagt er und duckte sich unter dem Strahl hindurch, um sich von der anderen Seite an mich zu drängen. »Schrei für mich.«
    Er hörte Leute offensichtlich gern schreien und schien bereit, in alles hineinzubeißen, was ich bewegte. Ich blieb still und versuchte mich nicht zu bewegen. Es war nicht einfach. Der Strahl war nun durch die obersten Haut- und Gewebeschichten gedrungen und schnitt in die Fascia.
    Wie hatte FurreVa das ertragen können? Wie konnte ich es?
    Wie ein Mund voller stumpfer Zähne, wie sein Mund, kaute der Drescher an mir. Der Gestank aus dem Mund des Hsktskt ließ mich husten. Ich konnte nicht tief durchatmen. Der Schmerz wurde schlimmer, steigerte sich von scharf und stechend zu einer wirklichen Tortur.
    Wie lang kann ich noch bei Bewusstsein bleiben? Meine Ohren füllten sich mit dem Geräusch atemlosen Schluchzens. Nicht lang, aber ich darf nicht ohnmächtig werden – er wird mich hier ausbluten lassen. Er wird mich hier lassen, bis der Strahl mich in Stücke geschnitten hat.
    GothVars Stimme glitt in mein Ohr … erzählte mir … oh, mein Gott, er erzählte mir, was er …
    Etwas packte mich an der Kehle und jetzt konnte ich überhaupt nicht mehr atmen. Meine Lungen brannten, mein Kehlkopf schlang sich um ein Keuchen, das nicht herauskonnte. Trotzdem konnte ich mich gegen diese Schraubzwinge um meinen Hals nicht wehren, konnte sie nicht losbekommen. Sie hielt mich gefangen, und ich war hilflos.
    GothVars widerliche Anwesenheit schien zu schwinden.
    Nein, Cherijo. Du kannst atmen. Atme.
    Mein Puls geriet außer Kontrolle. Kalter Schweiß bedeckte mein Gesicht. Diese Stimme hinter meinen Augen hatte Unrecht. Ich konnte nicht atmen; konnte die verkrampften Muskeln nicht lockern. Ich würde hier sterben, frierend, gefangen, hilflos.
    Cherijo, atme.
    Ich konnte nicht ergründen, was geschah. Ich hatte keinen Schlaganfall. Nichts würgte mich. Das Monster berührte mich nicht. Da war nichts …
    Durch den Sauerstoffmangel wurde der Raum in einen sich bewegenden Schleier verwandelt. Dann verging alles, der Raum, der Drescher, der Schmerz. In meinem eigenen Körper gefangen lauschte ich auf das Schlag für Schlag langsamer werdende Geräusch meines Herzens; es interessierte mich nicht mehr, ich wusste nicht …
    Cherijo!
    Jemand öffnete meinen Mund und schob etwas Hartes, Rundes hinein. Köstlicher, süßer Sauerstoff wurde in meine Lungen gepumpt. Ich saugte ihn gierig ein und erschauderte wegen des Gefühls auf rohem Fleisch, das er beim Ausatmen verursachte.
    Atme.
    Die Stimme in meinem Kopf zwang einen weiteren Atemzug in meine Lungen. Ich war nicht sicher, ob ich das überhaupt wollte. Der andere Weg war leichter. Ich würde mich nicht mehr um den Hsktskt oder den Arm kümmern müssen, den er mir mittlerweile vom Körper geschnitten haben würde. Ich müsste keine Sklavin mehr sein.
    Atme für mich.
    Ein weiterer Strom Sauerstoff glitt durch meine Kehle. Er brachte mich mit mehr in Kontakt, als ich wollte – dem schrecklichen Schmerz in meinem Arm, den verdrehten, gezerrten Muskeln meines Körpers und der Kraft, die mich zwischen zwei massiven Klammern hielt … keine Klammern … Arme.
    Menschliche Arme.
    Reever?
    Vergangene Erinnerungen tauchten in schneller Folge auf.
    Die lächelnde Ana Hansen. Cherijo Grey Veil, dies ist Duncan Reever, unser Oberster Linguist.
    Jenner, der sich um Reevers Knöchel wand. Darum heißen sie Kuscheltiere, Reever. Man kuschelt mit ihnen.
    Hände mit den Narben eines verängstigten Kindes. Ich denke heutzutage oft an das Ritual.
    Ein Geburtstagsgeschenk, das ich auf der Sunlace erhalten hatte. Damit kämmt man sich das Haar.
    Eine Liste Toter und Verwundeter, ohne Reevers Namen darauf. Was hast du dir angetan?
    Mein Gesicht, zur Abwechslung einmal mit einem offenen Ausdruck und lebendig durch das Gefühl des Verlangens. Wir gehören zusammen. Ich kann es fühlen, wenn ich dich berühre, wenn ich dich ansehe. Wenn ich deine Stimme höre.
    Reever, als ich ihn zum ersten Mal sah. Er sitzt allein dort, ganz in Schwarz gekleidet, und schaut mich an. Das kalte, hübsche Gesicht, das sich niemals verändert hat. Diese Augen, die niemals gleich blieben.
    Berühre mich, Cherijo. Jemand drückte meine Hände gegen warme, weiche Haut. Sieh mich an. Ich öffnete

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