Stardoc 03 - Die Flucht
Labyrinth.
Ich blieb stehen. Wenn ich diesen glitzernden Irrgarten betrat, würde ich vielleicht nicht mehr herausfinden. »Jenner?«, rief ich leise. »Kumpel, bis du hier drin?«
Rechts von mir erklang ein rutschendes Geräusch, und ich eilte um die Säule herum – und trat beinahe auf zwei Forharsees in der Pubertät, die ineinander verschlungen am Boden lagen.
»Hey!«
Die Teenager lösten sich eilig und sprangen auf die Füße.
»Was ist bloß los mit euch beiden?« Ich schaute mich um und sprach leiser. »Habt ihr noch nie etwas von Händchenhalten gehört?«
Kronis hob entschlossen den Schnabel. »Wir würden eher zusammen …«
»Sterben, als getrennt zu leben. Das habt ihr mir schon mal erzählt, wisst ihr?« Ich warf ihnen ihre Vertrauensgefangenen-Kleidung zu und scheuchte sie mit Handbewegungen fort. »Ich schwöre, dass ich euch noch selbst chemische Hemmstoffe verabreichen werde. Geht zurück in eure Reihung. Sofort.«
Ich wartete, bis die murrenden Kinder verschwunden waren, dann schlug ich jede Vorsicht in den Wind und ging, Jenners Namen rufend, in das Labyrinth hinein. Die Hauptsäulen waren in engen Reihen gewachsen, wodurch es nicht leicht wurde, auf dem engen Weg vorwärts zu kommen. Einige Male musste ich mich durch enge Lücken quetschen, um weiterzukommen.
»Jenner?«
Eine seltsame terranische Stimme ließ mich innehalten.
»Bleib stehen!«
Vor Verwunderung fehlten mir die Worte. Es gab außer Reever keine anderen Menschen auf Catopsa – und er ging fast nicht als Mensch durch. Ich hatte das sogar in der Datenbank überprüft. Wer war der Kerl also?
Ich bekam die Antwort auf diese Frage, als ein schlanker Terraner mit braunem Haar und in Sklavenkleidung um die Ecke kam. Er hatte ein schmales, kluges Gesicht und die größten, sanftesten grünen Augen, die ich jemals gesehen hatte. Er hielt etwas in ein Tuch Eingewickeltes in den Händen und gab es mir nun.
»Wer bist du?« Ich nahm das schwere Bündel und schnappte nach Luft, als es sich bewegte. »Jenner?« Ich öffnete das Tuch und legte silbernes Fell frei. »Geht es ihm gut?« Ich nahm mir die Zeit, ihn vollständig auszuwickeln. Er war ohnmächtig, sein runder Kopf rutschte gegen meine Brust. »Was ist passiert?«
»Pscht. Er hat versucht, durch eine der äußeren Klappen zu entkommen und sich dabei total paddelig angestellt.« Der Terraner sprach leise und betrachtete die Wände um uns herum. »Und ich hab das Gleiche versucht.« Er berührte meinen Arm vorsichtig. »Hey, du bist die erste Terranerin, die ich seit Jahren sehe.«
Weil ich so damit beschäftigt war, meine Katze zu inspizieren, dauerte es eine Weile, bis ich seine Worte bewusst wahrnahm. »Ich habe die Datenbank überprüft, es sind keine anderen Terraner als Gefängnisinsassen aufgelistet.« Dann bemerkte ich die Flecken auf seinem Oberteil. »Bist du verletzt?«
»Biss’n.« Er zupfte an seiner Kleidung und schenkte mir ein so strahlendes Lächeln, dass es den Kristallwänden Konkurrenz machte. »Hab meinen eigenen Tod getürkt, und die Schuppis sind drauf reingefallen.« Er umfasste meine Finger. »Gael Kelly, aus Clare.«
Ich erwiderte seinen warmen Handschlag. »Cherijo Torin, aus New Angeles. Clare? Liegt das in der keltischen Republik?«
Er schenkte mir ein charmantes Lächeln. »Eben dort. Also, Babe, has’e nich zufällig ’n bisschen Nahrn bei dir?«
»Narhn?«
»Was’u beißn.«
»Nein, tut mir Leid.« Ich betrachtete ihn; er war sehr dünn. »Wie lang hast du dich hier schon versteckt?«
»Ewig.« Gael lächelte immer noch, aber sein unsteter Blick machte mich nervös. »Ich muss mir ein neues Versteck suchen. Sie werden diesen Abschnitt bald inspizieren, und ich muss die Fliege machen.«
Meine Kammer würde niemand inspizieren, und ich hatte genug Platz in meinem Schrank, um ihn zu verstecken. »Wenn du mich hier rausführen kannst, kann ich dir sicher helfen.«
»Cool.« Gael zeigte in eine Richtung, aus der ich nicht gekommen war. »Folge mir, Babe.«
Wir erreichten mein Quartier, ohne von den Hsktskt-Wachen aufgehalten oder befragt zu werden. Ich erinnerte mich daran, was Zella an Bord der Perpetua mit mir gemacht hatte, umwickelte Gaels Kopf mit dem Tuch und wies ihn an, dass er sich auf mich stützen sollte.
»Sag nichts, dann denken sie, du bist nur einer meiner Patienten.«
»Du bist ein Flicker?« Er klang ungläubig. »Ein kleines Babe wie du?«
»Ja, ein kleines Babe wie ich.« Sein merkwürdiger Slang lenkte mich zu
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