Stardoc 03 - Die Flucht
da. Dann fragte ich sie: »Weiß mein Vat … mein Erschaffer davon?«
»Sicher. Joseph hat ein paarmal selbst versucht, dich zu töten.« Maggie schüttelt traurig den Kopf. »Ich habe ihm gesagt, dass es sinnlos war, aber hat er auf mich gehört? Nööööö …«
»Du hast nicht versucht, ihn aufzuhalten?« Es war mir ein Rätsel, warum mich das nicht verärgerte. Ich war zu sehr damit beschäftigt, Ereignisse aus den letzten zwei Jahren in eine ganz neue Reihenfolge zu bringen. »Ich habe mich schon gefragt, wie Joseph die Liga davon überzeugen konnte, mich zu jagen, wo doch all seine Taten illegal gewesen sind. Er hat ihnen von meiner Unsterblichkeit berichtet.«
»Du bist der Bauplan für ewiges Leben, Joey. Was uns zu unserem anderen Problem bringt – wenn die Echsen herausfinden, dass man dich nicht töten kann, wäre das sehr schlecht.«
Ja, das wäre es. »Wie komme ich also aus der Sache raus?«
»Duncan eilt zu deiner Rettung.« Maggie schüttelte den Kopf.
»Er ist natürlich spät dran – er hat gerade erst davon erfahren, dass man dich abgeholt hat –, aber er wird kommen. Tu alles, was er sagt, Cherijo.«
Ich lachte. »Das glaube ich kaum.«
Meine frühere Betreuerin explodierte vor Wut. » Willst du, dass dieses Vieh da draußen dich wochen-, monate-, jahrelang foltert? Denn das wird geschehen, Joey. Er wird dich so lange hier behalten, wie es braucht, um seine Neugier zu befriedigen – und die ist grenzenlos. Du würdest es vorziehen, so zu leben, nur um dem Mann wehzutun, der dich schützen kann?«
»Toller Beschützer. Er ist ein Verräter und ein Lügner. Er hat mich verkauft, Maggie.«
»Er ist alles, was du hast.«
Jetzt war ich an der Reihe. »Und was ist mit dir? Wirst du mir jemals die Wahrheit über all dies verraten? Wer bin ich? Was habt ihr mit mir gemacht, du und Joseph Grey Veil?« Ich schaute auf den Bildschirm, dann wieder zu ihr. »Du willst mir ja nicht mal verraten, wer du bist. Bist du meine Mutter? Meine wirkliche Mutter?«
»Nein, Joey. Das bin ich nicht.« Sie wurde sehr ruhig und suchte in ihrer Tasche nach einer weiteren Zigarette. Ihre Finger blieben dort eingehakt und aus irgendeinem Grund blieb mein Blick daran hängen. Was war mit ihren Händen los?
Dann sah ich es. Sah, was ich in all den Jahren, die wir zusammen verbracht hatten, nicht gesehen hatte. »Nein. Das ist irgendein Trick.«
Mit einem traurigen Lächeln hob sie die Finger – jeder einzelne mit fünf beweglichen Gelenken – an ihr Gesicht und fuhr damit über die besorgten, faltigen Züge. Sie glätteten sich, als ihr Fleisch überirdisch zu leuchten begann. Rötliche Locken wurden gerade und färbten sich schwarz. Die Ohren zogen sich zu flachen Schlitzen an beiden Seiten ihres verlängerten Schädels zusammen. Die braunen Augen wurden schmaler und reckten sich an den Spitzen zu ihrer Stirn hinauf, die unter einem dichten Band aus funkelnden Diamanten verschwand.
Ich hatte noch nie jemanden mit einem so ernsten, wunderschönen Gesicht gesehen. Aber ich wusste, dass diese Frau kein Mensch war. Sie gehörte auch zu keiner Spezies, die ich schon einmal getroffen hatte.
Die Maggie, die ich geliebt hatte, war nicht tot. Sie hatte niemals existiert. Als ich das verarbeitete, erfüllte mich eine irrationale Wut. Ich hatte meine Ersatzmutter geliebt. Sie war der einzige Teil meines Lebens auf Terra, an den ich mich ohne Schmerzen erinnern konnte. Und jetzt hatte sie mir dies weggenommen.
»Kein Trick, Cherijo.« Ihre Stimme hatte sich von dem vertrauten rauchigen Rasseln zu einer fremdartigen Tonart gewandelt, deren reine Klarheit dafür sorgte, dass ich zusammenzuckte. Ich fühlte mich, als steckte ich in einer klingenden, riesigen, mehrtonigen Glocke. »Das ist es, was ich bin.«
»Du hast vorgegeben, menschlich zu sein? Warum? Von welcher Welt kommst du?« Die Fragen flossen in irrsinniger Geschwindigkeit aus mir heraus. »Warum bist du nach Terra gekommen? Warum hast du dich mit mir eingelassen?«
»Duncan Reever ist nicht dein einziger Beschützer. Ich habe Jahrhunderte auf deine Geburt gewartet, Cherijo.« Die schreckliche Schönheit ihrer Stimme wurde tiefer, und ihre Züge verwandelten sich wieder in das falsche Gesicht der Frau, die beiseitegetreten war, um meinem Erschaffer zu erlauben, mich zu töten. »Du musst jetzt zurückkehren, Joey. Er holt dich.«
»Nein.« Ich wehrte mich gegen den Drang, wieder in die Realität zurückzukehren. »Wer du auch bist, du schuldest mir einige
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