Stardoc 03 - Die Flucht
wach und meine Sinne aufnahmebereit halten, aber mein Geist musste nicht mit ihnen in Verbindung bleiben. Der dunkle, versteckte Ort, an den ich mich schon früher zurückgezogen hatte, lockte, und ich eilte dorthin, dankbar für die Ruhepause.
Wurde auch Zeit.
Maggies Stimme kam über den Rand des Abgrunds herangeschwebt, und ich hielt inne, auf der Hut davor, was das bedeutete.
Bin ich wieder tot?
Das Geräusch eines entfernten Schnaubens. Schaff deinen dürren Hintern hier herein, Joey. Pronto.
Achtzehn Jahre des Gehorsams ließen mich in den namenlosen Unterschlupf eilen, und ich fiel einen langen Tunnel hinunter, bevor ich in der konturlosen Schwärze landete, in der nur das Gefühl der Anwesenheit der Frau vorherrschte, die ich als meine Mutter angesehen hatte.
Maggie?
Du steckst in großen Schwierigkeiten, Kleines. Komm schon, wir müssen uns mal ernst unterhalten.
Die letzten beiden Male, als wir das getan hatten, war ich wieder im Kneipenbezirk auf der Erde und in meinem Schlafzimmer gelandet. Darum war ich nicht sonderlich überrascht, als sich nun Farben und Geräusche zeigten und die Anatomieklasse aus dem ersten Jahr an der MedTech formten.
Aber der Anblick von Maggie vorne in dem leeren Klassenraum schockierte mich. Das war der Platz von Professor Larson, der mir beigebracht hatte, jeden Zentimeter im und am menschlichen Körper zu kennen.
Maggie trug eine Lehreruniform, die ihr eine Nummer zu klein war, und kam auf den hohen Stöckelschuhen zu mir geklappert, die sie so liebte. Das Medaillon, das ich ihr zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt hatte, glitzerte an ihrem Hals.
»Es sieht nicht so gut für dich aus, Baby«, sagte sie, zog eine illegale Zigarette aus der Brusttasche und zündete sie an einem Bunsenbrenner an. Sie sog den Rauch ein und ließ ihn mit einem langen, leisen Seufzen wieder entweichen, bevor sie mich anlächelte. »Aber ich bin froh, dass du deinen Weg hierher gefunden hast.«
Ich legte die Studententasche, die ich bei mir trug, auf dem nächsten Tisch ab und setzte mich auf einen Stuhl, runzelte die Nase. »Hier verbringe ich die Ewigkeit? In der MedTech, höre Professor Larson zu, wie er die Anzahl der Muskeln in der Region des Kinns aufzählt?«
Maggie hustete eine Lungenfüllung Rauch aus, warf mir einen irritierten Blick zu und drückte die Zigarette aus. »Dem Plan zufolge nicht, Joey.«
»Ach? Und wie genau sieht der Plan aus?«
»Ich weiß es nicht, aber du wirst es herausfinden.« Sie zwinkerte. »Also, jetzt wollen wir uns mal mit der aktuellen unschönen Lage beschäftigen. Wie zur Hölle bist du bei Dr. Mengele gelandet? Schon gut, ich weiß es bereits. Jetzt musst du ein paar schwierige Entscheidungen treffen, Kleines.«
Ich hörte entfernte, schmerzerfüllte Schreie und wusste, dass ich sie ausstieß. Da ich nicht in Eile war, dorthin zurückzukehren, ließ ich mich im Schneidersitz nieder und schaute meine Ersatzmutter geduldig an. »Und welche?«
»Er wird herausfinden, dass er dich nicht töten kann.« Maggie ging zur Wandtafel und schaltete den Lehrbildschirm an. Die vollständige anatomische Darstellung einer terranischen Frau erschien auf dem Bildschirm. »Schau sich einer diese ganzen komischen Namen an. Christus, wie spricht man den da aus? Und schau dir diesen ganzen Rest an. Wer hätte gedacht, dass Leute all diesen Mist unter ihrer Haut haben?«
»Maggie.« Ich wartete, bis ich ihre Aufmerksamkeit hatte. »Warum kann er mich nicht töten?«
»Ach, ja.« Sie schaltete den Bildschirm aus und schenkte mir ein weiteres strahlendes Lächeln. »A u s dem gleichen Grund, warum dieser abscheuliche KIK immer wieder verheilt und verschwindet.«
»Mein Immunsystem.«
»Du hast eine ganze Wagenladung Immunsystem abbekommen. Darum bist du unsterblich.«
»Unsterblich.« Nun ja, ich halluzinierte, was hatte ich erwartet? »Niedlich, Maggie. Niemand ist unsterblich.«
»Du bist es. Denk darüber nach, Cherijo. Warum bist du auf K-2 nicht gestorben? Du hast dir das Kernvirus von diesem Katzentypen Kalas eingefangen. Und während du auf der Sunlace warst? Du bist auf Tonetkas Tisch zweimal gestorben. Und da sind die Situationen, wo man dir eine Überdosis verpasst ha(oder du diese ganze Strahlung abbekommen hast, noch nicht mitgezählt.«
Sie hatte es mir schon früher gesagt, in einem Traum, den ich auf der Sunlace gehabt hatte. Du wirst nicht sterben, Baby. »Du behauptest also, ich kann nicht sterben? Niemals?«
»Nein.«
Ich saß lange still
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