Starfire - Kreuzzug: Starfire 2 (German Edition)
Versammlung, ich empfehle Ihnen, den Antrag von President emeritus Anderson abzulehnen. Ich danke Ihnen.«
Er setzte sich, und Anderson lehnte sich zurück. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, als die Dampfwalze der Liberal-Progressiven ans Werk ging. Ein Dutzend Delegierte standen auf, um Waldecks Worte zu unterstützen. Sie hätten dabei gegenüber dem »Grand Old Man« der Föderation nicht respektvoller und ehrerbietiger sein können, doch ebendiese Ehrerbietung zeigte auch, dass er ein alter Mann war – einer, den vielleicht das Alter zum Schwarzseher gemacht hatte.
Dennoch musste er wohl oder übel zugeben, dass viele ihrer Argumente logisch waren. Auf gefährlich selbstgefällige Weise logisch, vielleicht, aber doch auf eine Weise, der er kaum mehr als seinen Instinkt entgegensetzen konnte, auch wenn es ein Instinkt war, den über hundert Jahre Dienst des Militärs und der Politik geschärft hatten. Aber man konnte ihn nicht in Zahlen kleiden, wie man das mit der Kampfstärke von Schiffen konnte. Und das reichte nicht aus, um die Liberaldemokraten oder die Handvoll Unabhängiger dazu zu veranlassen, sich seinen Konservativen anzuschließen und sich gegen einen mächtigen Präsidenten und seine Partei zu stellen, auch wenn er eine Vollmacht nutzte, deren Verfassungsmäßigkeit stets suspekt gewesen war …
Sein Antrag wurde mit einem Stimmenverhältnis von drei zu eins abgelehnt.
4 Massaker
Fleet Admiral Li Chien-lu runzelte die Stirn, als der Sondergesandte Victor Aurelli seinen Besprechungsraum betrat und sich setzte. Bei dem leicht hochmütigen Ausdruck in Aurellis Patriziergesicht hatte Li Mühe, nicht noch finsterer zu blicken, als er einen Memo-Chip auf den Konferenztisch legte.
»Danke, dass Sie so schnell kommen konnten, Mister Aurelli«, sagte er.
»Ihre Einladung schien mir recht nachdrücklich«, erwiderte Aurelli mit einem leichten Achselzucken.
»Ja, das war sie wahrscheinlich. Und wenn das der Fall war, Mister Aurelli, dann ist das dem hier « – Li tippte an den Chip, und seine Augen nahmen plötzlich einen stechenden Ausdruck an – »zuzuschreiben.«
»Ich nehme an, das sind meine bescheidenen Korrekturen Ihres … Schlachtplans?«
»Nein, Mister Aurelli, das ist Ihre unangebrachte Einmischung in meine Einsatzdirektiven.«
Zwei Augenpaare bohrten sich über den Konferenztisch hinweg ineinander, keines von beiden sonderlich freundlich.
»Admiral«, brach der Gesandte schließlich das Schweigen, »dies ist eine diplomatische Mission, kein Angriff auf ein rigelianisches planetarisches Verteidigungszentrum, und ich habe nicht vor, Ihnen oder sonst jemandem zu erlauben, den Erfolg dieser Mission zu gefährden. Diese Krise ist zu schwerwiegend, als dass man es rechtfertigen könnte, leichtfertig die Gefühle der Thebaner zu beleidigen.«
»Wenn man bedenkt, wie ebendiese Thebaner sich bis zur Stunde verhalten haben«, erwiderte Li kühl, »kann ich nicht erkennen, in welcher Hinsicht man die besonnene Stationierung meiner Streitkräfte als ›leichtfertige Beleidigung‹ von deren sanftem Wesen betrachten könnte. Und, Sir, Sie mögen zwar die Leitung dieser Mission haben, aber diese Task Force befehlige ich .«
»Bei dieser Task Force handelt es sich um eine untergeordnete Komponente der Gesamtmission, Admiral. Ich darf Sie auf Paragraf drei Ihrer Befehle hinweisen.«
Aurellis sanftes Lächeln ließ in Li kurz den Wunsch aufkommen, dass sie sich auf einer der Außenwelten befänden, die den Code Duello wieder eingeführt hatten.
»Ich bin mir bewusst, dass mich meine Anweisungen zur Zusammenarbeit mit Ihnen auffordern, Sir, aber für einen Flaggoffizier sind die Befehle der Flotte Richtlinien. Falls nach seiner Einschätzung die Lage vor Ort besonnene und rechtzeitige Vorsichtsmaßnahmen erfordert, die bei der Formulierung jener Befehle nicht hinreichend in Betracht gezogen wurden, erwartet man von ihm, dass er diese Vorkehrungen trifft. Und, Mister Aurelli, diese letzte ›Forderung‹ der Thebaner macht die Vorsichtsmaßnahmen erforderlich, die ich in meinem Einsatzbefehl festgelegt habe.«
Aurelli seufzte. Der Admiral war ein typisches Produkt der Akademie: engagiert, professionell und absolut unfähig, weiter als auf seine Geschützkonsole zu sehen. Natürlich verhielten sich die Thebaner irrational! Was sonst konnte man von einer Kolonie mit einer Vorgeschichte wie der ihren erwarten? Wie hätte sich wohl Admiral Li gefühlt, wenn ihm ein mit den Rigelianern verbündeter
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