Starfire - Kreuzzug: Starfire 2 (German Edition)
wir bisher gestoßen sind – nämlich die des Danzig-Systems –, wahrhaft beeindruckend.
Ferner wissen wir, dass sie bis jetzt ihre Reserven noch nicht eingesetzt haben. Mir wäre wohler, wenn das der Fall wäre, vorzugsweise stückchenweise, damit wir sie einzeln besiegen können. Stattdessen scheinen die Ungläubigen die Absicht zu haben, ihre Kräfte für einen massiven Schlag zu sammeln.
Es stellt sich also zum einen die Frage, ob wir weiterhin vorrücken oder besser unsere Stellungen halten sollen und, davon abhängig zum anderen, wie wir vorrücken sollen.
Im Augenblick herrscht Kräftegleichgewicht mit den Ungläubigen, und es gibt keine anderen Sektoren, die wir bewachen müssen. Wir sind, wenn Ihr so wollt, in einem Maße konzentriert, dem sie nichts Gleiches entgegenstellen können. Aber dieser Vorteil kann uns verloren gehen, falls wir schwere Verluste erleiden.
Andererseits besetzen wir Sternsysteme, die sie irgendwann versuchen müssen zurückzuerobern. Ich schlage deshalb vor, dass wir für den Augenblick eine Defensivposition einnehmen und sie zu uns kommen lassen. Damit können wir einen möglichst großen Teil ihrer Reserven ausschalten, ehe wir uns näher mit dem ›Wall‹ befassen.«
»Defensive?« Ein älterer Bischof richtete sich sichtlich schockiert auf. »Wo Sie sie bis jetzt doch in jedem einzelnen Gefecht mit solcher Leichtigkeit besiegt haben?«
Lantu warf dem Propheten einen fragenden Blick zu, und der bedeutete ihm mit einem kurzen Nicken, dass er antworten solle.
»Verzeihen Sie, Euer Gnaden, aber bis jetzt hatten wir den Vorteil des Überraschungsmoments und konnten mit überwältigender Zahl gegen ungeschützte Sprungtore vorgehen. Wenn wir Sprungtore angreifen, die verteidigt werden, wird uns das hohe Verluste eintragen, ganz besonders, wenn wir von ortsfesten Verteidigungsanlagen unterstützte Flotteneinheiten angreifen. Wenn wir uns andererseits für eine defensive Taktik entscheiden, laden wir sie ein, uns anzugreifen, und haben den Vorteil, der in der Defensive liegt.«
»Dann wäre Ihre Defensivhaltung tatsächlich offensiv?«, fragte Manak.
»Genau das, Heiligkeit«, erwiderte Lantu dankbar.
»Und doch haben Sie selbst darauf hingewiesen, dass der Feind über die größeren Ressourcen verfügt!«, wandte der Bischof ein. »Wenn wir den Ungläubigen die Initiative überlassen, könnte es dann nicht sein, dass sie so starke Kräfte massieren, mit denen sie uns überwältigen können, ganz gleich ob nun in der Defensive ein Vorteil liegt oder nicht?«
»Möglich ist das natürlich, aber die Ungläubigen können nicht zaubern. Es braucht Zeit, Schiffe zu bauen, und wenn viel Zeit ohne einen Angriff verstreicht, können wir uns ja unsere Strategie neu überlegen. Für den gegenwärtigen Zeitpunkt scheint es mir jedenfalls klüger, den Feind zu einem Fehler zu verlocken, als selbst einen zu machen.«
»Hmmpf!«, schnaubte der Bischof. »Das sind nicht die Worte, die ich von einem Krieger erwartet hätte. Sie sagen, unsere Verluste betragen nicht einmal zwanzig Schiffe, und der Feind hat ein Mehrfaches dieser Zahl verloren – ist das nicht ein Hinweis darauf, dass ihre Ketzerei ihre Kampfkraft ausgelaugt hat? Haben Sie da, mit Holy Terra an Ihrer Seite, Angst, einem so verachtenswerten Feind gegenüberzutreten?«
Lantu verkniff sich eine scharfe Erwiderung und erinnerte sich an den hartnäckigen und doch hoffnungslosen Kampf der Ungläubigen bei Lorelei. Was auch immer die Föderation sonst sein mochte, ein »verachtenswerter Feind« war sie ganz sicherlich nicht . Aber er musste sich hüten, dass man ihm nicht Feigheit vorwerfen konnte.
»Euer Gnaden«, sagte er vorsichtig, »mit Holy Terra an meiner Seite fürchte ich mich weder davor, irgendeinem Feind gegenüberzutreten, noch vor dem Tod. Ich empfehle nur Vorsicht. Wir haben große Siege gegen einen mächtigen Feind errungen. Ich möchte nicht, dass wir diese Siege durch Vermessenheit wegwerfen.«
Deutlicher wollte er nicht werden, sah aber im Gesicht des Bischofs, dass er – und andere – seine Meinung nicht teilten, und das machte ihn besorgt. Die Synode hatte die Ungläubigen nicht persönlich erlebt. Sie hatten nur seine Berichte, und der Bischof hatte seine Warnung nicht gesehen – oder ignoriert.
»Danke, mein Sohn«, sagte der Prophet mit neutraler Stimme. »Du hast gut gesprochen. Jetzt bitten wir dich, dich zurückzuziehen, während die Synode sich berät.«
»Selbstverständlich, Euer Heiligkeit.«
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