Starfire - Rebellion: Starfire1 (German Edition)
nach ihrer kleinen Abendtasche. Herrgott, was für ein schönes Gefühl, einmal nicht zu einer Sitzung gehen zu müssen, bei der sie doch nur wieder hätte kämpfen müssen! Aber die Konzernwelten befanden sich jetzt in der Defensive. Jetzt kämpften sie darum, die Abstimmung hinauszuschieben, obwohl Fionna nicht so recht wusste, was sie damit zu erreichen hofften: In der augenblicklichen Situation kam jede Verzögerung nur ihr zugute. Ohne Zweifel planten sie irgendetwas Raffiniertes, und wenn sie nicht herausfand, was es war, würde ebenso ohne jeden Zweifel Ladislaus oder einer der anderen es herausbekommen. Für den Augenblick jedenfalls fühlte sie sich jünger, als sie sich seit Wochen gefühlt hatte, und sie freute sich auf den Kunstgenuss, der ihr heute Abend bevorstand. Zwar beeinträchtigte die dünne Atmosphäre von Old Terra ihre Freude etwas, aber die Vorstellung, die sie erwartete, glich das über die Maßen aus. Die Oper war auf Old Terra geboren und fand nach ihrer Ansicht immer noch hier das höchste Maß an Ausdruck.
Sie sah in ihre Tasche auf den kurzläufigen, klobigen 2mm-Nadler und überlegte, ob sie ihn zu Hause lassen sollte, denn so klein er war, war er doch schwer. Und sie war ja schließlich nicht gerade zu den fernen Inseln unterwegs. Granyork war das Epizentrum der ultrazivilisierten Herzwelten. Aber sie wusste auch, wie Lad reagieren würde, wenn sie unbewaffnet kam … Sie seufzte und klappte die Tasche zu.
Ein Druck auf den Schalter des Terminals auf ihrem Nachttisch, und der Bildschirm wurde hell, gleich darauf erschien Ladislaus’ Gesicht.
»Alles bereit, Lad«, teilte sie ihm vergnügt mit. »Würdest du bitte den Wagen kommen lassen?«
»Aye … aber nur, wenn du dein kleines Spielzeug nicht zu Hause lässt«, sagte er argwöhnisch.
»Ich?« Sie lachte und schwenkte die Tasche, sodass sie gegen den Bildschirm stieß. »Da, siehst du, Daddy?«
»Lach du ruhig«, sagte er mit einem schwachen Lächeln, »aber ich kann einfach besser schlafen, wenn ich weiß, dass du bewaffnet bist, Fi.«
»Ich weiß, Lad.« Dass er sie duzte und mit Vornamen ansprach, rührte sie. Sonst achtete Ladislaus stets darauf, sie mit »Chief« anzusprechen um jeden Eindruck zu vermeiden, er würde ihre Freundschaft ausnutzen, die schon ihr ganzes Leben dauerte. »Kann ja sein, dass ich dich manchmal für ein wenig paranoid halte, aber du bist nun mal der Mann, den ich als Sicherheitschef gewählt habe. Wenn du möchtest, dass ich in einen Kampfanzug steige und einen Granatwerfer mitnehme, dann werde ich auch das tun.«
»Ich weiß, du meinst das als Scherz, aber ich würde mich wirklich wohler fühlen«, sagte er, und Fionna wusste nicht recht, ob er das im Ernst oder im Scherz meinte. »Trotzdem, derzeit sitzen die Aasvögel auf den Felsen, scheint mir. Geh also – und viel Spaß, Chief!«
»Vielen Dank, Lad«, schmachtete sie und klimperte dazu mit den Wimpern. »Das werde ich ganz bestimmt.« Sie tippte den Knopf wieder an, und der Bildschirm wurde dunkel.
Zwanzig Minuten später summte Ladislaus’ Bildschirm aufs Neue, und er blickte mit gerunzelter Stirn von seinem Bericht auf, weil er Anweisung hinterlassen hatte, ihn nicht zu stören. Dann sah er noch einmal hin, und seine Stirn runzelte sich noch tiefer. Es war ein Externkontakt auf seiner geheimen Nummer, und seine Augen weiteten sich, als er das Gespräch mit einem Knopfdruck annahm und Oskars Dieters verschwitztes Gesicht den Bildschirm füllte.
»Bitte entschuldigen Sie die Störung, Mister Skjorning!« Dieter nutzte seine Verblüffung und redete schnell weiter, wie um den Fuß in den Türspalt zu schieben. »Ich musste Sie anrufen. Ich habe … etwas sehr Wichtiges, das Sie erfahren müssen.«
»Tatsächlich?« Ladislaus’ Stimme war kalt, aber sein Verstand arbeitete fieberhaft. Nach dem Kodex von Beaufort existierte Dieter für ihn nicht mehr, und er konnte sich nicht vorstellen, dass es irgendetwas zwischen ihnen zu besprechen geben könnte. Aber der Konzernwelter musste wissen, dass er so empfinden würde, und daraus folgte, dass es tatsächlich um etwas Wichtiges gehen musste – aber was?
»Ja. Ich – ich weiß nicht, wem ich das sonst sagen sollte«, Dieter wirkte verzweifelt, und Ladislaus merkte plötzlich, wie flach seine Stimme klang. Hatte er Angst, man könne ihn belauschen?
»Und was wollen Sie mir mitteilen?«
»Äh – ehe ich noch mehr sage, müssen Sie mir versprechen, dass Sie niemandem sagen, von wem Sie es
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