Starfire - Rebellion: Starfire1 (German Edition)
Weg führte ihn dicht an Fionna vorbei, und sie stieß ihren Leibwächter an der Schulter an.
»Halten Sie ihn auf, Chris! Das ist die Handtasche von Madame Wu!«
»Ja, Ma’am!« Felderman jagte hinter dem Dieb her und holte dank seiner langen Beine schnell auf. Fionna sah einen Augenblick zu und spürte dann plötzlich etwas Kaltes im Nacken. Sie drehte sich um, und ihre Augen weiteten sich, als sie zwei Männer auf sich zukommen sah. Sie hatte die Männer noch nie gesehen, aber etwas an ihren zielstrebigen Blicken ließ in ihr die Warnglocken anschlagen. Sie verspürte einen Augenblick hilfloser Panik, und eine schreckliche Ahnung stieg in ihr auf – an deren Stelle aber gleich darauf eisige Ruhe trat.
Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, kehrtzumachen und wegzurennen. Und um Chris zurückzuholen reichte die Zeit nicht. Die Gedanken huschten wie Blitze durch ihr Gehirn, aber ihre Reaktion war noch schneller. Ihre Hand zuckte in ihre Tasche und schloss sich um den Kolben des Nadlers. Sie versuchte gar nicht erst die Waffe herauszuziehen, sondern hob einfach Tasche und Pistole zusammen.
Die Killer kamen von der Welt Shiloh. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass ihre Zielperson bewaffnet war, noch viel weniger hatten sie mit der Reaktionsgeschwindigkeit gerechnet, wie sie Planeten mit hoher Schwerkraft ihren Kindern schenken. Aber es konnte für sie keinen Zweifel geben, was Fionnas Bewegungen bedeuteten, und die beiden waren Spitzenkönner in ihrem Fach.
Der Donner zweier kompakter Maschinenpistolen übertönte das hohe, schrille Pfeifen des Nadlers.
Fionna lag auf dem Bürgersteig. Es tat weh – Herrgott, und wie weh es tat! –, und der schreckliche Schmerz trieb ihr ein Wimmern über die Lippen. Sie lag in einer Pfütze von etwas Heißem, und sie spürte unter ihrem Kopf eine sanfte Hand, eine Hand, die ihn anhob, um ihr eine Art Kissen darunterzuschieben.
Sie schlug die Augen auf. Das war Chris Felderman, der sich da über sie beugte, dachte sie verwirrt. Aber weshalb hatte er Tränen in den Augen?
»Chris?« Das war ihre Stimme, aber sie hatte sich selbst noch nie so schwach gehört. Etwas rann ihr über das Kinn, und jetzt bemerkte sie, dass es Blut war. Aber der Gedanke ließ nur eine ferne Neugierde in ihr aufkommen. »S–Sie sollten jetzt nicht reden, Ms. MacTaggart. Bitte! Die Ärzte sind unterwegs.«
»Äh … Ärzte?« Sie blinzelte. Ein Nebel stieg vom Pflaster auf, verdunkelte ihre Sicht, und es war kälter geworden. Dann begriff sie und schaffte ein schwaches Lächeln. »Ich glaube nicht … dass das … viel ausmachen wird«, flüsterte sie.
»Das wird es! Das wird es! « Chris schluchzte, als könnte er damit bewirken, dass seine Worte wahr wurden.
»Viel–vielleicht.« Sie wusste es besser, aber ihrem Gehirn, das ihr seltsam losgelöst erschien, schien es unnötig grausam, ihm das zu sagen. »Was ist mit …?«
»Tot«, flüsterte er wild. »Sie haben sie beide erwischt, Chief!«
»G–gut.« Der Nebel war jetzt viel dichter geworden, und ihr war wesentlich kälter. Aber die Dunkelheit hinter dem Nebel schien ihr plötzlich warm und einladend. Dort würde es nicht so wehtun … aber da war noch etwas, was sie sagen musste, richtig? Ihr Bewusstsein drohte zu schwinden, aber sie kämpfte dagegen an, zwang ihren blutigen Mund, Chris anzulächeln. Zwei Polizeischweber hielten zischend an, aber sie ignorierte sie und griff nach seiner Hand.
»S–s–sagen Sie … Lad … dass ich ihn liebe«, murmelte sie. »Und … sagen Sie ihm … ja, sagen Sie ihm … dass ich sie erw…«
Das Licht in ihrem Universum verlosch für immer.
Ladislaus Skjorning saß wie ein Brocken aus Beaufortgranit im Saal der Welten. Der schwarz verhängte Sessel neben ihm war nicht so leer wie seine Seele.
Er hatte versagt. Er hatte vor seinem Planeten und sich selbst versagt, und, was noch schlimmer war, er hatte Fionna im Stich gelassen. Chris Felderman dachte, es wäre seine Schuld gewesen, aber Ladislaus wusste es besser. Die gesamte Delegation von Beaufort befand sich im Schockzustand, aber die anderen hatten irgendwie wieder Tritt gefasst. Nicht so Ladislaus.
Er erinnerte sich an ihre Kindheit auf windgepeitschten violetten Meereswogen unter der orangefarbenen Sonne von Beaufort. Erinnerte sich an Segeln und Fischen, an das erste Mal, als sie sich um einen Sitz bei der Meereswacht beworben hatte, dachte an den Tag, an dem sie ihn überredet hatte, sich um einen Sitz in der Versammlung zu bewerben.
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