Starfire - Rebellion: Starfire1 (German Edition)
»Ich brauche jemanden, der auf mich aufpasst, Lad«, hatte sie gesagt, und das hatte er zehn Jahre lang getan – bis er sie auf der Geburtswelt der menschlichen Spezies auf eine Straße hatte treten lassen, um dort wie ein Tier niedergeschossen zu werden.
Seine Zähne mahlten aufeinander, die Qual der Erinnerung packte ihn. Und plötzlich stach ein einziger, klarer Gedanke durch sein Bewusstsein, wie ein Eispickel.
Die Föderation war Fionnas Leben nicht wert.
Viereinhalb Jahrhunderte menschlicher Geschichte hatte es gebraucht, um dazu zu kommen, dachte er verbittert und sah auf die mit Bannern verhängten Wände und die Marmorböden des großen Saals. Für dieses Holodrama, dieses toten Idealen gewidmete Mausoleum einer Regierung, deren Mitglieder Mordkomplotte schmiedeten.
Sein breites Gesicht verdüsterte sich. Fionna war nicht mehr, und mit ihr waren ihre Träume untergegangen. Es würde keinen Übergang geben, keinen allmählichen Wandel. Ohne sie war der Block der Grenzwelten führerlos, kopflos, bereits im Begriff, in Fetzen zu gehen, während örtliche Behörden den sinnlosen Versuch machten, die toten Meuchelmörder mit jemandem – irgendjemandem – in Verbindung zu bringen. Aber die Hintermänner der Tat hatten ihre Spuren gut verwischt.
Die Killer waren Grenzwelter gewesen, nicht Innenwelter, aber die Außenwelten wussten, wer sie bezahlt hatte. Dieter hatte ihm das bestätigt, aber der Eid, den er geschworen hatte, bedeutete, dass er sein Wissen nicht nutzen konnte. Seine Kollegen brauchten dieses Wissen allerdings nicht, denn die Grenzwelten kannten ihre Feinde gut. Doch es gab keinen Beweis, und ohne Beweis gab es keine Schuld, ohne Schuld keine Strafe. Und wenn es keine Strafe gab, würden die Grenzwelten in zielloser Wut zersplittern und von den Konzernwelten beiseite gefegt werden. Er sah es kommen und war froh darüber. Froh!
Er stand auf und drückte den Sprechknopf, und einen Augenblick lang herrschte Stille, als der Delegierte von Xanadu von dem mächtigen Bildschirm herunterblickte und sah, wer um das Wort bat.
»Mister Speaker«, sagte der Abgeordnete langsam. »Ich überlasse das Wort dem Ehrenwerten Abgeordneten von Beaufort.«
Ladislaus Skjornings grimmiges Gesicht erschien auf dem Hauptschirm, und Stille legte sich über den Saal. In zehn Jahren hatte er nie um das Wort gebeten.
»Mister Speaker!« Seine Stimme klang schroff, von seinem gewohnten Akzent war kaum etwas wahrzunehmen, und er fühlte, wie die Aufmerksamkeit um ihn herum wuchs, als er endlich die Maske ablegte. »Ich hätte gern Aufklärung zu einer juristischen Frage, Mister Speaker.«
»Aber selbstverständlich, Mister Skjorning«, sagte Haley mitfühlend.
»Mister Speaker, trifft meine Annahme zu, dass man vor vielen Jahren – es war 2357 – Winston Ortler von Galloway’s World unter Anklage gestellt hat, weil er seine Geliebte von Old Terra ermordet haben sollte?« Ein stummes Aufseufzen ging durch den weiten Saal, und Simon Taliaferros Gesicht verzerrte sich vor Wut. Haley starrte Ladislaus verblüfft an.
»Trifft das nicht zu, Mister Speaker?«
»Doch … doch, Sie haben recht. Aber es kam nie zu einer förmlichen Anklageerhebung …«
»Ganz richtig, Mister Speaker.« Ladislaus’ Gesicht war ausdruckslos. »Es kam nie zu einer formellen Anklageerhebung – ebenso wie es bisher nicht zu einer formellen Anklageerhebung wegen des Todes – der Ermordung – von Fionna MacTaggart gekommen ist. Aber soweit ich mich erinnere, gab es doch in diesem früheren Fall substanzielle Beweise für die Schuld des Täters, nicht wahr? Trifft es nicht zu, dass seine Kollegen entschieden haben, ihn dennoch als Abgeordneter gemäß der Verfassung Immunität für jegliches Verbrechen genießen zu lassen?«
»Ja, Mister Skjorning«, sagte Haley mit leiser Stimme. »Ich fürchte, das war leider der Fall.« Er atmete tief und packte dann den Stier bei den Hörnern. »Darf ich mich nach dem Zweck Ihrer Frage erkundigen, Sir?«
»Das dürfen Sie.« Ladislaus richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. Er überragte jetzt die anderen Abgeordneten wie ein zorniger Titan. »Es ist so, Sir: So, wie es damals keine Anklage gab, wird es auch jetzt keine geben. Weil sich nämlich die Männer, die Fionna MacTaggart ermordet haben, immer noch hier in diesem Saal befinden! «
Bei diesen Worten war es, als würde der Saal der Welten explodieren. Der Speaker schlug mit seinem Hammer auf den Tisch, aber Ladislaus drehte den
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